AW: Gerolsteiner kippt Radsport-Sponsoring
Hi,
war nicht T-Mobile auch eins von den "sauberen" Teams?
Bonn, 04.09.07 (rsn) - Das T-Mobile-Team musste am Dienstag einen weiteren Dopingfall vermelden. Der Italiener Lorenzo Bernucci war bei der Deutschland-Tour "positiv" und ist von seinem Team sofort entlassen worden.
"Der Radsport- Weltverband UCI unterrichtete das Team- Management über eine positive A-Probe des Fahrers auf den Wirkstoff 'Sibutramin'", teilte der Magenta-Rennstall wurde auf seiner Homepage mit. Bei dem Mittel handelt es sich um einen Appetitzügler (s.Kasten).
Der Appetitzügler Sibutramin soll normalerweise krankhaft übergewichtigen Patienten beim Abnehmen helfen. Zu diesem Zweck ist der Wirkstoff auch in Deutschland in verschiedenen verschreibungspflichtigen Präparaten zugelassen. Er soll das Sättigungsgefühl verlängern und greift dafür in die Signalübertragung im Nervensystem ein. Wegen seiner Ähnlichkeit zu Amphetaminen hat die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA das Mittel jedoch vorsorglich auf ihre Verbotsliste gesetzt.
Ob Sibutramin sich allerdings tatsächlich im Sport zur Leistungssteigerung missbrauchen lässt, ist nach Auskunft des Dopingexperten Prof. Wilhelm Schänzer von der Deutschen Sporthochschule Köln wegen fehlender Daten völlig unklar. Doch selbst wenn ein Sportler das Mittel zum Abnehmen schlucken sollte, wäre das kein bestimmungsgemäßer Gebrauch, denn es ist in Deutschland nur für die Anwendung bei fettsüchtigen (adipösen) Patienten zugelassen. (dpa)
Nach einem Gespräch mit Bernucci sei der 27-jährige Italiener, der 2006 von Fassa Bortolo zu dem deutschen Team wechselte, wegen eines Verstoßes "gegen den teaminternen Verhaltens-Codex" mit sofortiger Wirkung entlassen worden, hieß es. Bernucci war bei der Spanien-Rundfahrt im Einsatz und belegte bei der dritten Etappe am Montag den 24.Platz. Gegen den Italiener, der in Montecarlo lebt, wird der monegassische Radsportverband ein Dopingverfahren eröffnen.
Während der Tour de France war der Doping-Fall Patrik Sinkewitz bekannt geworden und hatte das Team an den Rand der Existenz gebracht. Im Juni war zuvor der Ukrainer Serhiy Honchar wegen Dopingverdachts entlassen worden.
«Wir werden nicht alles hinwerfen, weil Bernucci einen Appetitzügler benutzte. Das wäre nicht das, was wir unter Verantwortung übernehmen verstehen. Dieser Fall zeigt, wie extrem fragil die ganze Sache ist», reagierte Christian Frommert, bei T-Mobile Chef der Konzern-Kommunikation, am Dienstag auf die Hiobsbotschaft eines weiteren Dopingfalls. Der Sponsor hatte kürzlich bekanntgeben, man werde das Engagement bei dem Team vertragsgemäß bis 2010 aufrechterhalten.
Bernucci hätte gegenüber dem Team-Management eingeräumt, den Appetitzügler "Ectiva" eingenommen zu haben. Dieses Produkt habe er in einer Apotheke in Italien bezogen. Seinen Angaben zufolge benutzte er dieses Mittel bereits seit vier Jahren, und wusste nicht, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) den darin enthaltenen Wirkstoff im vergangenen Jahr auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt hatte. Nach den Regularien des Radsport-Weltverbandes UCI kann die zum ersten Mal nachgewiesene Einnahme von Sibutramin - aus nicht leistungssteigernden Motiven - eine Strafe von einer Verwarnung bis hin zu einer einjährigen Suspendierung nach sich ziehen.
"Wir wissen nicht, ob dies ein Versuch war, die Leistung zu steigern oder ein fehlerhafte Einschätzung Bernuccis. Wir wissen aber, dass es inakzeptabel ist, dass Fahrer Medikamente ohne Erlaubnis des Teamarztes nehmen. Das ist ein klarer Verstoß gegen unseren Verhaltens-Codex und auf dieser Basis handeln wir nun", sagte Team-Manager Bob Stapleton. Bernucci sofort zu entlassen, sei die richtige Entscheidung gewesen, sagte Frommert der dpa.