AW: Fährst du mit mir Rad, obwohl...
Ich schätze mal, das Moserlein ist der Patient. Ein 60er Moser-Straßenrahmen kauert zwei Stockwerke über mir in einer dunklen Ecke und ich erinnere mich vage daran, daß der Lack einen sehr geringen Metallic-Effekt aufweist (auch "Flamboyant"-Lack genannt - was allerdings nicht mit meinem Nick zu tun hat). Wenn der Lack einen Metallic-Effekt zeigt, wird es sich als unmöglich herausstellen, die optische Wirkung exakt nachzuempfinden, denn mehr als den Farbton zu treffen, ist es nötig, auch die Größe, Form und Verteilung der Metallflitter im Lack zu wiederholen, was schlicht unmöglich ist, dazu spielt noch die Oberflächenbeschaffenheit der entstehenden Lackschicht und damit ihr Reflektionsverhalten eine Rolle.
Für Farben mittlerer bis geringer Helligkeit ist es meiner Erfahrung nach besser, unter den beim Anmischen der Farbe entstandenen Farbtönen einen dunkleren als die Originalfarbe zu wählen, als einen helleren. Ein hellerer Farbtupfer "leuchtet" regelrecht aus der Fläche heraus, während ein dunklerer "absäuft".
Für helle Rahmenfarben ist die Strategie genau andersherum, hier besser eine hellere Farbe als eine dunklere für die Retouche wählen.
Man muß die Rahmenfarbe also zuvor einschätzen, was am besten durch eine Probe geschieht. Im Falle des Moser-Blau würde ich, wenn der exakte Farbton nicht gelingt, eine minimal dunklere Schattierung wählen und mich gar nicht erst in den Versuch versteigen, eine Metallic-Farbe exakt anzumischen. Allenfalls könnte man wenig Blau-Metallic hinzugeben (wenn es sich beim Moser um Metalliclack handelt, worüber ich mir, wie geschrieben, im Moment nicht sicher bin).
Generell bin ich der Meinung, daß übermäßiges Nachlackieren ein Rad eher entwertet als verbessert, denn die betreffenden Stellen sind meist auffälliger als "ehrlich" belassene und unversteckt behaltene Spuren. In jedem Fall aber sollte man die abgeschlagenen Stellen zumindest mit Klarlack versiegeln, als sie unbehandelt zu lassen, wo sie Korrosion gegenüber schutzlos wären.
Als Farbe zum Anmischen empfehle ich Modellbaulacke, die es in kleinen Döschen (Humbrol, Revell) oder Schraubgläsern (Testors) im Fachhandel gibt und die, mit einem feinen Pinsel und ruhiger Hand aufgetragen, weit bessere Ergebnisse liefern als Lackstifte. Die besten Farben sind die von Testors - sie sedimentieren kaum, lassen sich also streßfrei umrühren und trocknen sehr hart auf, meiner Meinung nach härter als die der Konkurrenz. Bei uns in Wuppertal zu haben bei Modellbau "Matschke" für Euro 1,50 pro Glas. Wichtig: Unbedingt bei Tageslicht mischen, die geringere Farbentemperatur von Glühlichtlampen verfälscht das Ergebnis!
Sollte es der Farbe des Moserlein ein wenig an Glanz fehlen (die meisten italienischen Räder kranken daran), empfehle ich hier die Lackversiegelung "Liquid Glass", die zwar mit 20-30 Euro sehr teuro ist, aber die Haut Deines Rades glänzen läßt wie einen kandierten (blauen) Apfel und darüberhinaus vor weiteren Lackschäden schützt. Das Mittel ist besser als Hartwachs, da es bei der Verarbeitung ohne den Lack abreibende Schleif- und Polierstoffe auskommt. Ich behandle alle meine Räder so, "Liquid Glass" ist wie ein "Panzer" für den Lack, schützt vor Vogelkot, Insektenleichen, dem eigenen Schweiß, kohlensäurehaltigen oder isotonischen Getränken, kleinen Steinchen, UV-Licht, Regen und dem Speichel sabbernder RTF-Teilnehmer und deren Augenflüssigkeit.
Ansonsten: frage doch mal die Userin "Twinkie", meiner Erinnerung (?) nach ist sie Lackiererin.
