AW: Eure Höchstgeschwindigkeit
..und dann gibt es noch solche wie Dich, die ein "erfülltes" Berufsleben mit einem erfüllten Leben verwechseln. Aber dazu neigen wohl insbesondere Berufsgruppen wie Unternehmensberater in den ersten Jahren, bis irgendwann mal das Erwachen, bzw. die Frage nach dem "wofür?" kommt. Einen ersten Ansatz höre ich da jetzt schon raus, nänlich den Neid auf die, die noch so etwas wie Freizeit haben, selbst unter der Woche. Ein gesunder Mix aus allem ist die Wahrheit, und wenn man seine Zeit vernünftigt einteilt, fallen selbst bei erfolgreichen Beruflern noch genügend Kilometer samt entsprechender Vmaxe ab, um mal wieder auf das Thema hier zurückzukommen..
Hmm, also nun ja ich bin als Berater tätig. Wenn ich um 20 Uhr aus dem Büro gehe denke ich mir auf dem Parkplatz (direkt vor der Tür), wenn ich in mein Auto steige - wahnsinn, du bist doch grad erst gekommen (um 7.30 Uhr morgens) - warum? Weil es mir tierisch Spaß macht zu arbeiten. Ich bin allerdings Berater aus Berufung und ich sehe das nicht als "Job". RR Fahren ist mein Hobby, das mache ich in der Regel Sa und So, wenn Zeit ist auch unter der Woche mal, im Winter eher nicht, da ich ungern im Dunkeln auf Straße fahre, wobei ich wieder diesen Winter vorgenommen habe, mir mal eine richtig gute Lampe zu kaufen, damit das mal was wird.
Hintergrund auf den ich anspielte: RR Fahren ist so oder so riskant, wie viele Dinge im Leben, besonders die, die mit Geschwindigkeit zu tun haben. Um schon mein persönliches Risiko zu minimieren, fahre ich größtenteils auf Wirtschaftswegen u. weit weg von Autos und erst Recht Berufsverkehr. Kann ja jeder halten wie er will.
Wenn ich mich mit 90kmh auf die Schnauze lege, weil ich im Hobby den Kick und die Erfüllung brauche, dann hab ich ein Problem, weil dann meine Termine platzen und ich weiß jetzt schon, mit welchem Kunden ich am 23. Dezember um 19 Uhr spreche, sprich - ich bin durchterminiert. Damit möchte ich sagen, ich kann mir einen Ausfall nicht erlauben und ich will es ehrlich gesagt auch nicht.
Ich wüsste jetzt auf Anhieb auch nicht, was ein Hobbyradler - und das sind wir halt nunmal alle hier - davon hat, wenn er mit 90kmh den Berg runterfährt, statt mit 50kmh. Die Radbeherrschung, Bremsweg, Reaktion etc. sind nämlich Welten auf dem 2Rad.
RR Fahren ist wie schon erwähnt, mein Hobby! Das heißt, das muss mich beruhigen, da will ich mich entspannen, bewegen und ich such dort vieles, nur nicht den Kick, den hab ich jeden Tag in der Firma. Positiven Stress also aber auf dem Rennrad? Da brauch ich das nicht, da fahre ich um fit zu bleiben.
Bin mitte 20 und denke, für die Profikarriere ist das ein wenig spät und mein Geld verdiene ich lieber ehrlich im Beruf - ich glaube aber, dass hier der ein oder andere selbst mit Anfang 60 noch dem großen Karrieretraum hinterherjagt. Find ich zwar albern, aber wer arbeitslos ist oder nicht im Berufsleben steht oder Beamter ist, kann das natürlich tun. Wer im Job Verantwortung trägt, Mitarbeiter führen muss oder einen großen Kundenstamm betreut, bei dem er sich einfach reinkniet, der geht verantwortungsbewusst mit seiner Gesundheit um - und das tu ich. Ich arbeite nur soviel wie ich Spaß dran habe und gestern hatte ich keinen Bock und keine Termine mehr - da hab ich um 13 Uhr die Segel gestrichen und bin 2 Stunden Rad gefahren - geht also auch "mal". Und muss auch sein. Freitag vor einer Woche war ich von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr im Büro. Wohlbemerkt bin ich Single - d.h. ich hab keine Frau daheim und keine Mama, keine Angestellte, die mich bekocht, mir die Wäsche macht und Co. d.h. da gibts neben Rennradfahren im Leben noch Dinge, die erledigt werden wollen und das kostet Zeit.
Aber ich stürze mich nicht mit 90kmh die Berge runter, um zu prüfen, ob alles gut geht.