also bitte etwas mehr empathie für die, die nicht wissen, ob es nach der krise weitergeht ...
Bitte langsam, keiner hat hier gesagt, daß Kleinbetriebe, die nun um Hilfe ansuchen müssen, nicht ordentlich gewirtschaftet hätten. Das ebenfalls hier angeschnittene Thema unternehmerische Verantwortung und Gewinnerwirtschaftung heute und gestern ist Eines, welches zwar wichtig ist es zu diskutieren, das ist aber ein Thema, welches nur nebenranging mit Corona zu tun hat. Da geht es nämlich eher und ausschließlich um Aspekte des unternehmerischen Handelns und dem Kaufverhalten unserer Gesellschaft - "Geiz ist Geil". Und ja, auch hier erkennt man in der Krise - zumindest hier in Österreich - daß nicht nur der Energiemix über die Existenz entscheidet; es also sinnvoll ist nicht nur so viele Produkte des tägl. Bedarfes sondern auch der benötigten Materialien und Halbzeuge für die angesiedelten Betriebe wie nur möglich im Inland zu produzieren, damit man nicht von ausländischen und nicht direkt steuerbaren Lieferketten abhängig ist. Gleiches gilt für Mitarbeiter und Lohndumping.
Die Kehrseite wird dann allerdings sein, daß danach kein Raum für Geiz ist Geil mehr vorhanden sein kann, denn heimische Produkte müssen dann nun mal auch realistisch bezahlt und Arbeit ebenfalls realistisch entlohnt werden. Also auch zukünftig kein Raum mehr für "Geiz ist Geil" und ebenso kein Raum für "Jedem das Seine, mir das Meiste".
Hier nach Empathie zu rufen finde ich spannend. Vielmehr geht es doch um soziale Verantwortung und ein Zusammenstehen. Dafür, hier dem Anderen virtuellen Gegenüber angeblich fehlende Empathie vorzuwerfen, kennen wir uns übrigens mehrheitlich viel zu wenig.
Aber ich erkläre hier gerne, daß ich meine Zugehfrau - die ja sehr deutlich und direkt von der Krise, der Ausgangssperre und der Angst Ihrer Auftraggeber betroffen ist - obwohl Sie nicht kommen kann trotzdem weiter bezahle. Zudem kaufe ich mehrheitlich und dort wo möglich bei lokalen Kleinbetrieben wie dem örtlichen Fleischer oder auf dem Bauernmarkt/ Frischmarkt regional. Das ist mein Beitrag zur sozialen Verantwortung. Und ich glaube es gibt sogar hier im Forum Beispiele, wo ich Projekte sehr aktiv mit verschiedenster Hilfe (auch finanziell) unterstützt habe.
Gleichzeitig aber bedeutet dieser Ruf nach Empathie auch, daß Jeder sich auch ein Stück auf seine Eigenverantwortung zurückbesinnt. Es ist ja schon angeklungen, daß diese Soforthilfepakete nicht in jedem Land zur Verfügung stehen. Da hat man in D und A also Glück. Sich allein darauf zu verlassen ist aber deutlich zu kurz gesprungen.
Ja, es ist nicht leicht auf Veränderungen zu reagieren - dafür ist der Mensch an sich und als Solcher leider nur unvollständig ausgestattet; je degenerierter die Gesellschaft, desto höher ist das Anspruchsdenken, welches Veränderung immer zu verhindern sucht. Dieses "angeborene" und "anerzogene" Verhalten ist aber nicht erst seit Corona nicht mehr zielführend. Die Geschwindigkeit mit der sich heute Jobprofile und damit auch (Markt- aka Erfolgs-) Chancen für Unternehmer verändern ist hoch. Es gibt sicherlich auch Branchen für die das einfacher ist als für Andere.
Aber - und das ist unternehmerische Verantwortung - es obliegt erstmal dem Betrieb (egal wie groß) auf so eine Situation zu reagieren. Hier in Wien gibt es z.B. gut eingeführte Restaurants und Beisel die der Krise damit begegnen, daß sie auf Gassenverkauf umgestellt haben. Der Buch- oder der Blumenhändler liefert seine Bücher aus, der Staat stundet die USt-Vorauszahlungen und Steuerforderungen, nicht gierige Vermieter verzichten auf einen Teil des Mietzinses.
Da ist es nun also am Konsumenten eher diese Angebote (z.B. Beisel mit Gassenverkauf) zu nutzen als dem Discounter Geld für fragwürdig und nicht nachhaltig produzierte Ware in den Rachen zu werfen. Der Konsument hat es also ebenfalls in der Hand, ob es den Kleinbetrieb, in dessen Gastgarten man sich noch vor Wochen gerne in die Sonne setzte und mit Freunden ein Bier schlürfte oder das selbst liebgewonnene Kinderbuch für seine Kinder kaufte, zukünftig noch geben wird.
Und sorry, aber Fahrräder waren nun mal auch schon in der Vergangenheit eher ein Saisongeschäft mit einer Flaute im Winter und einem Run im Sommer.