AW: Berliner Höllentouristen
Welche Strecke seid ihr gefahren resp. gelaufen/getragen?
Yoah, jetzt kommts raus: Eigentlich wars mehr eine Dolomitentour als ein Alpencross. Aus verschiedenen Gründen mussten wir kurz vor der Abreise noch kräftig an der Strecke kürzen und konnten so erst am Brenner einsteigen, sodass wir die Alpen schon halb hinter uns hatten... Aber erstmal chronologisch:
Am -1. Tag hektisches Gerenne durch München: ich hatte am Vorabend neue
Bremsbeläge für die Scheibenbremsen eingebaut, was zu kräftigem Schleifen führte - wo ich doch mit den vermaledeiten
Bremsen in den letzten Paar Wochen bei zwei verschiedenen Händlern war, um sie einzustellen. Zu dieser Jahreszeit, eröffneten mir sämtliche Händler des bayrischen Grosskaffs, wäre für kein Geld der Welt kurzfristig was zu machen und schon gar nicht sofort. So stellte ich mich auf eine Woche schleifende
Bremsen ein.
Am 0. Tag gabs die Fahrt zum Brenner mit der Bahn. Da die Bahn auch in ECs und ICs auf internationalen Strecken offenbar nur noch Reisende mit Handgepäck befördert, mussten wir nach twobeers Art die Räder als Handgepäck umdekorieren:
Dann noch 400hm auf ca. 3-4km bergauf fahren und schon waren wir an der wunderbaren Sattelbergalm, wo wir den Hotpot ausprobierten (das ist der Holzzuber mitten im Bild):
Der nächste Tag war die erste richtige Tagesetappe. Von der Sattelbergalm verbotenerweise durchs Grundstück des lokalen bösen Bauern, der Mauntenbeiker mit Mistgabel und Schrotflinte bedroht (kein Witz, uns hat er aber zum Glück nicht erwischt), dann auf der Brennerstrasse gen Sterzing, wo mir ganz unkompliziert, nett und schnell der Händler von Walters Radlklinik meine
Bremsen einstellte - wollte nichtmal Geld dafür haben der Gute:
Dafür gabs von mir 5€ in die Kaffeekasse und die obige Schleichwerbung hier im Forum. Nebenbei habe ich meinen mehrere Jahre stehenden Geschwindigkeitsrekord vom Rennrad pulverisiert: etwa 79km/h schaffte mein MTB-Hobel. Kann sich eigentlich noch jemand an dieses Internet-Cafe erinnern:
Dann gings über Franzensfeste Richtung Kronplatz, allerdings machten wir schon auf halber Höhe, am Korerhof halt. Unterwegs gabs einmal Dusche + Hagel, war aber nicht schlimm.
Dann im Nebel hoch zum Kronplatz und auf dem Trail wieder bergab:
Auffällig die vielen Radverbotsschilder auf den offiziellen Alpencross-Strecken. Die Südtiroler mögen wohl nicht alle MTBler. Von dort aus über St.Vigil zur Pederü-Hütte, wo wir übernachteten, weil in Fanes nix mehr für uns frei war. Machte aber nix, das hat uns ein paar Höhenmeter erspart und es war auch dort schön. Nur befremdlich ist es, wenn man auf der Strasse dorthin in einem offiziellen Naturschutzgebiet von SUV-Panzern im Minutentakt beinahe von derselbigen gedrängt wird. Auch die Italiener mögen Natur nur, wenn man mit dem Bürgerkäfig hinfahren kann...
Als Entschädigung dafür dann der nächste Tag: Übers Limojoch ins Fanestal


Dann gings scheinbar endlos flach, bevor der nächste Anstieg kam. Und da war ich dann wohl schon müde, bevor es den Berg hochging:

Denn der nachfolgende Anstieg zum Croda da Lago verlangte mir alles ab. Große Steine, steiler und langer Anstieg, Hitze und ein Rad, dessen Vorderrad ab etwa 20% Steigung kaum mehr auf dem Boden zu halten war. Anstatt an diesem Tag noch bis Alleghe zu fahren, bleiben wir im Rifugio Croda da Lago und genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Weil der vorhergehende Tag dann doch so zäh lief, haben wir nen Ruhetag gemachte, nur noch über die Forcella Ambrizzola und dann ab ins Tal in den Skiort Alleghe, dort nen Tag ausgespannt (und das schönste Wetter der Tour verschwendet).
Der nächste Tag war trocken, aber kalt und trüb, auf über 2000m auf recht neblig Passo Valle, Val Venegia, dann runter zum Passo Rolle. Wir haben einige Rennradfahrer gesehen, die den Passo Valle und den Passo Rolle gefahren sind, ist echt auch eine schöne Gegend zum Rennradfahren und auch etwas abseits der "großen" Pässe. Obwohl wir auf der Tour ein paar Pässe auf Asphalt bergauf gefahren sind, haben wir kaum Motorradfahrer gesehen. Sehr angenehm, in die Gegend fahr ich wohl auch mal mit dem Renner.

Die Abfahrt haben wir auf Asphalt in Angriff genommen statt auf dem Trail, weil es wirklich richtig kalt oben war und wir möglichst schnell irgendwo ankommen wollten. In San Martino de Castrozza war es ziemlich voll, drum sind wir bergab in irgendein unbekanntes Kaff (welches voller Rentner) war gefahren und haben das letzte verfügbare Hotelzimmer genommen.
Am Tag danach setzte der Regen pünktlich ein 1 Minute nach dem wir losgefahren waren und hörte auch nicht mehr auf, bis wir oben am Passo Broccon waren (übrigens ein sehr gut zu fahrender Pass, fürs MTB ein wenig flach, aber zum Rennradfahren sehr schön). Bergab ging es auf einem wunderschönen Trail direkt am Hang. Viele nasse und daher rutschige große Steine mit hohen Stufen machten mir ein wenig Angst, aber die Aussicht entschädigte und der Nobby Nic griff gut. Dafür hat mir der Albert "Alpencross" hinten zum zweiten Mal einen Platten beschert. Dabei hatte ich den extra statt dem Racing Ralph montiert, weil ich Angst vor Pannen hatte - aber der Albert scheint auch nicht besser zu haften. Von dem Tag habe ich leider nur wenige und wegen des Wetters auch nur schlechte Bilder, aber vielleicht kann man sich darunter was vorstellen:
Der Rest der ewig langen Abfahrt ging auf Asphalt und wir konnten uns problemlos an eine vierköpfige Rennradgruppe dranhängen. Die Abfahrt ist ein Traum! Will ich unbedingt nochmal mit dem Rennrad fahren.
Dann gings hoch zum Rifugio Barricata. Leider stellte ich dort fest, dass ich alle meine Riegel aufgegessen hatte und weit und breit nix war, wo man was hätte besorgen können. Dazu hatte ich noch eine Unterzuckerung. Irgenwie haben wirs aber noch bis zum nächsten Hof geschafft und ein bisschen Zucker erbettelt. Dann Übernachtung um Rifugion Marchesina.
An den ersten drei Tagen haben wir jeweils nicht wesentlich mehr als 1500hm gemacht. Im zweiten Abschnitt warens jeden Tag fast 2500. Der letzte Tag schoss aber den Vogel ab: dazu wollten noch ca. 130km überwunden werden. Eigentlich wären das zwei Tagesetappen gewesen, aber wir wollten so langsam in Riva ankommen.
Die Militärstrassen ab Bivio Italia sind zwar geschichtsträchtig, aber landschaftlich und fahrtechnisch nicht allererste Sahne, zudem war Regen angesagt.
So haben wir auch an diesem Tag einiges über Asphalt abgekürzt. Einige Kilometer sind wir auf dem 100km-Festungen-Weg (oder wie der heisst) gefahren, dann Abfahrt Richtung Rovereto. Von dort nach Riva sinds nur noch 20km, aber wie kommt man da hin? Radwege führten in die Irre und die Beschilderung wies nur auf die Autobahn.
Was macht man, wenn man noch eine halbe Stunde bis Einbruch der Dunkelheit hat und endlich ankommen will? Man fährt auf der Autobahn. 2km Autobahtunnel mit dem Rad ist eine Erfahrung die ich nicht nochmal machen muss. Aber dafür wars am Gardasee schön.
Ich habe noch mehr Bilder in meinem Album, falls jemand gucken will. In ein Posting dürfen maximal 15...