Für mich wird bei der ganzen Sache immer klarer, dass ich mich auf 1h FTP Tests zur regelmäßigen Leistungsprüfung konzentrieren werde. Daran werde ich dann entsprechend meine Trainingsbereiche anpassen.
LDs bzw. Belastungs EKGs werd ich nur noch zur gesundheitlichen Überprüfung nutzen.
Der 1h-Test ist ja bekanntlich der "Goldstandard" für die FTP-Ermittlung, allerdings ist das schon eine echte Herausforderungen so einen Test optimal abzuschließen, man muss hoch motiviert sein, das Pacing muss stimmen, man muss ausgeruht sein - meiner Erfahrung nach aber auch nicht "zu ausgeruht", wenn ich mich sehr frisch fühle, weil ich ein paar Tage wenig gemacht habe, gehen mir zu früh die Lampen aus. Am besten funzt es, wenn ich am Vortag ~2h-3h GA gefahren bin.
Aufgrund der geschilderten Herausforderungen kann ich so einen Test auch nur wenige Mal pro Jahr umsetzen und verlasse mich ansonsten zur Leistungsbeurteilung auf den Trend (über Wochen etc.) der Leistung in langen Intervallen.
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Mr.Faker Je kürzer die Testdauer eines FTP-Tests, desto schlechter kann man vom Ergebnis auf die 60 min. Leistung hochrechnen, u.a. wegen der anaeroben Kapazität, die bei kurzeitigen Belastungen eine größere Rolle spielt und individuell verschieden ist und auch noch vom Trainingsregime beeinflusst wird. Außerdem spielen bei kurzeitigen Belastungen psychologische Faktoren, also die Motivation, eine größere Rolle für das Ergebnis, als bei Leistungen, die sich wie der 60 min.-Test im Bereich des MLSS bewegen.
Daher liegt das Verhältnis von 20 min.-Leistung zu FTP nicht durchweg bei 0,95, sondern schwankt je nach Fahrertyp und Training irgendwo zwischen >0,9 und 0,97. Selbst wie groß diese Spanne sein kann weiß eigentlich keiner so ganz genau, weil es dazu nur anekdotische Hinweise aus Foren etc. gibt. Zudem kann sich diese Relation auch durch Training verändern. Wenn man z.B. auf ein kurzes Bergzeitfahren von 6 min. Länge hintrainiert und dazu viele kurze Intervalle mit langen Pausen macht (je länger die Pause, desto höher die Leistung bei den Wiederholungen und desto mehr geht tendenziell der Impuls der Intervalle auf den anaeroben Stoffwechsel) wird sich das z.B. auch in der 20 min.-Leistung niederschlagen, sehr wahrscheinlich aber in wesentlich geringerem Umfang in der 60 min.-Leistung. Trainiert man die gleichen Intervalle mit kürzeren Pausen verschiebt sich der Impuls mehr Richtung aerobes System. Auch diese Intervalle werden sich in der 20 min. Leistung niederschlagen, hätten aber wohl andere Effekte auf die 60 min.-Leistung, als die zuvor diskutierten Intervalle.
In der Praxis dürfte es natürlich schwierig sein, so eindeutige Wirkungszusammenhänge zwischen Trainingsform und Testwerten abzuleiten, wie ich das jetzt hier skizziert haben, umso wichtiger ist es aber, sich über die Grenzen des gewählten Testverfahrens im Klaren zu sein und da gilt ganz einfach, je länger die Testdauer, desto verlässlicher die Ergebnisse (es gibt zwar mittlerweile auch ein Testverfahren, dass die FTP aus den letzten 30 sec. eines All-Out-3 min.-Tests schätzt, ab da sind die Unsicherheiten mMn noch höher).
Die skizzierten Probleme des 20 min.-Tests sind ein Grund dafür, dass dieses Verfahren in Coggans Katalog von Testverfahren („Seven deadly sins“) gar nicht erst vorkommt (siehe z.B. hier
http://alex-cycle.blogspot.de/2008/05/the-seven-deadly-sins.html), sondern Eingang in Alex Simmons Liste der häufigsten Fehler beim FTP-Testen gefunden hat:
http://alex-cycle.blogspot.de/2009/07/sins-of-sins-testing-ftp-2.html