AW: >>> Altköniginnen <<<
@bxa und Eisenfrau: Und, Marathonfrauen? Ihr hattet ja unter anderem tolles Wetter am Sonntag für die Tour - also zumindest die erste Tageshälfte war gewiss super
Hier mein Bericht (mit Material der Radsportfreunde Hattersheim):
Aus Hattersheim heraus über die neue Autobahnanschlussstelle der A66 fahren wir in das Industriegebiet von Kriftel, wo es auf Wirtschaftswegen nach Zeilsheim und weiter Richtung Liederbach zur B519 und zur Limesspange geht. In Schwalbach biegen wir ab und fahren weiter Richtung Osten an Kronberg und Oberhöchstadt vorbei, der noch tiefstehenden Sonne entgegen Richtung Oberursel. Dank der frühen Morgenstunde gibt es auf diesem ersten Teilstück erfreulich wenig Verkehr. Zwischen Oberhöchstadt und Oberursel dann ein beeindruckender Blick auf die Skyline des nahe gelegenen Frankfurt.
In Oberursel erreichen wir die, zum Feldberg führende, Hochtaunusstrasse. Ab jetzt geht es 13 km bergauf, bis zum Sandplacken gut zu fahren, aber auf den letzten 3 km mit zweistelligen Steigungsprozenten, die mich ein ums andere Mal verzweifeln lassen. Nach 43 km ist die erste Verpflegungsstelle K1 auf dem 878 m hoch gelegenen Feldbergplateau vor der markanten Silhouette des 1901 erbauten Aussichtsturmes und des 69m hohen und unter Denkmalschutz stehenden Fernmeldeturmes erreicht. Hier haben wir Gelegenheit das Kohlenhdyratangebot mit marathon-orientierten Augen zu begutachten und zu verkosten, bevor es in eine herrliche Abfahrt bis zur B8 am Eselseck und weiter nach Glashütten geht. Kurz vor Oberems wird die B8 verlassen und es geht in eine enge Ortsdurchfahrt durch Oberems. Am Ortsausgang biegt die Strecke in der Nähe eines Segelflugplatzes links nach Wüstems ab. Nach der Oberdorfer Mühle erreicht man den 3 km langen Anstieg zur Tenne auf 460 m Höhe. Hier ist eine fliegende Kontrolle eingerichtet. Da die Kontrolle recht bodenständig ist, nutze ich den kurzen Boxenstop zur Befestigung einer sich etwas gelösten Schraube am Vorbau unter tatkräftiger Unterstützung der dort beiden „stationierten“ Herren. Mit einigen aufmunternden Worten werden wir wieder auf die Strecke entlassen.
Bei Steinfischbach, in einer Talmulde gelegen, und später Bad Camberg hat man jetzt einen wunderschönen Blick. Eine steile Abfahrt führt nach Waldems-Esch (250 m) wo die Verpflegungsstelle K3 am Ortsausgang Richtung Idstein eingerichtet ist. Diese Verpflegungsstelle wird von allen Touren angefahren, entsprechend umtriebig geht es zu. Wieder heißt es auftanken, sowohl in fester als auch in flüssiger Form. Die angebotene Schokolade von Feinkost Albrecht findet unsere besondere Beachtung.
Kurz vor Idstein verlassen wir die RTF-Strecken und biegen scharf rechts in die Marathonschleife ein. Auf dem Wirtschaftsweg Hohe Straße rollt man Richtung Wörsdorf. Ab jetzt wird es einsam und die zwischenzeitlich gestartete „RTF-Fahrer-Jagd“ findet ein abruptes Ende. Wallbach wird erreicht und oberhalb eines giftigen Stiches liegt dann die Hühnerkirche, das Wahrzeichen von Hünstetten. Sie ist Gasthof und Kirche zugleich und liegt direkt an der Kreuzung der Hühnerstraße. Der Name geht übrigens auf das keltische Wort "hön" zurück, was so viel bedeutet wie "hoch", und hat nichts mit dem Federvieh zu tun. Es gibt in dieser Gegend zahlreiche Hünengräber aus der Hallstatt-Zeit (400-500 v. Chr.).
Durch die Gemeinden von Hünstetten und Aarbergen erreichen wir das Aartal. Dieses malerische und zum Teil schluchtartig eingeschnittene Tal mit dem Flüsschen Aar, das in die Lahn fließt, erstreckt sich von Wiesbaden bis Limburg. Hier verläuft auch die 1889 eröffnete „Langenschwalbacher Bahn“, eine inzwischen stillgelegte Eisenbahnstrecke, die heute unter dem Namen Aartalbahn als Museumsbahnstrecke bekannt ist. Wie so häufig in dieser Gegend, jaulen und lärmen Motorräder über die Strasse, was das Fahrvergnügen zumindest partiell beeinträchtigt. Kurz vor Burg Hohenstein verlassen wir die Aarstraße und es geht wieder aufwärts, ca. 4km geht es durch den Wald zum Muhl (408 m). Hinter diesem Berg liegt Laufenselden mit der Verpflegungsstelle K4; gut die Hälfte der Radmarathonstrecke ist zurückgelegt.
Nach der Kreuzung Bäderstraße führt die Radstrecke nach Egenroth zum Klostergut Gronau. Über die Gemeinden Nieder- und Obermeilingen gelangen wir auf welligem Kurs nach Zorn. Hinter Zorn überqueren wir die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Nach dem Abzweig Welterod fahren wir durch diesen Ort über eine steile 15%ige Kuppe auf die Sonnenterasse des Wispertals, den Höhenluftkurort Espenschied (450m). Genussvoll ist die sehr kurvenreiche, passähnliche Abfahrt hinunter zur Laukenmühle im Wispertal, direkt gegenüber der Burgruine Lauksburg. Es geht links ab und das wildromantische Wispertal immer leicht aufwärts entlang der Wisper. Das Wispertal gilt als eines der schönsten Täler Deutschlands und verläuft quer durch das waldreiche Rheingauer Gebirge von Lorsch am Rhein bis zur Bäderstraße vor Bad Schwalbach. Leider zieht es ähnlich wie das Aartal zahlreiche Motorradfahrer an, die uns mehrfach deutlich zeigen, dass dies „ihr Revier“ ist. Bis zur nächsten Verpflegungskontrolle K5 kurz vor Ramschied schlängelt sich die Radstrecke 11 km immer leicht ansteigend entlang der Wisper. Direkt nach K5 geht es auf einem Wirtschaftsweg zum Weißen Stein hinauf. Hier merke ich mit aller Deutlichkeit, die Endlichkeit meiner Bergfahrerqualität, die deutlich gen Null strebt. Nach Überqueren der Bäderstraße führt eine 3 km lange Abfahrt in den Kurort Bad Schwalbach, die ich zur Erholung nutze. Nach 1,5 km auf der Aarstraße wird diese wieder Richtung Born verlassen, um Taunusstein auf verkehrsarmer Strecke zu umfahren. Nach der Abfahrt von Watzhahn, führt die Strecke überwiegend auf Wirtschaftswegen parallel zur Aar und der Hauptverkehrsstraße nach Hahn und Wehen, wo es über Orlen nach Neuhof geht. Die jetzt folgenden 100 Höhenmeter bis Engenhahn tun noch einmal richtig weh, aber dann ist das Gröbste geschafft und wir fahren abwärts nach Niedernhausen. Durchfahren Nieder-Josbach, da der direkte Weg durch eine große Baustelle versperrt ist. An der Abzweigung an der Bundesstraße, biegen wir rechts ab und nehmen den letzten längeren Anstieg nach Bremthal in Angriff. Ab dem Sportplatz geht es abwärts nach Wildsachsen und Breckenheim zum K6 an der Kultur- und Sporthalle hinter dem Sportplatz. Dort treffen wir auf einen fast abgebauten Kontrollpunkt, da man nicht mehr mit Fahrern gerechnet hatte. Schnell bekommen wir noch etwas Verpflegung angereicht und mit der Information, dass noch eine Vierergruppe nach uns kommt, nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Bis zum Ziel ist es jetzt nicht mehr weit, es verbleiben noch 20 km. Die Strecke führt weiter über Wallau und Massenheim nach Flörsheim zurück in die Mainebene und dem Ziel in Hattersheim entgegen. Es geht unter der ICE-Trasse Frankfurt-Köln an der Gerbermühle vorbei nach Wallau. Weiter Richtung Massenheim und Wicker. Auf der Flachstrecke durch Eddersheim und Okriftel geht es mit Speed in das Finale, zumindest geben wir noch mal alles.
In Hattersheim nach 208km und fast 2.900 Hm angekommen, ereilt uns das Schicksal aller, die spät das Ziel erreichen. Die Helfer sind fleißig am Abbauen. Auf Nachfrage, tauschen wir unseren Verpflegungsbon gegen einen Plastiknapf lauwarmer überwürzter pappiger Nudeln ein, den wir still – auf einem Mäuerchen sitzend – zumindest teilweise aufessen. Das Wetter war uns hold geblieben, obwohl wir mit wachsender Besorgnis die aufziehenden Gewitterwolken beobachteten. Hundemüde, aber froh und stolz die „Schmach von Bimbach“ getilgt zu haben, brechen wir schließlich Richtung Heimat auf.
