AW: alte Ersatzteile?
Vielen Dank für den Beitrag, das hatte ich noch nicht gewusst.
Ich muss aber anmerken, dass jemand, der Profit machen muss, sich keine "politischen" Lösungen erlauben kann, schon gar nicht einer, der die Weltherrschaft anstrebt. Eine Preisdifferenz im Zehntel-Centbereich beim Einzelteil kann bei diesen Produktionszahlen schon ins Gewicht fallen, exakte Kalkulation ist also gerade bei Großserienproduktion sehr wichtig.
Daran kann gar kein Zweifel sein, aber ich meine ja auch nicht die tasächlichen Produktionskosten, sondern die Ladenverkaufspreise, und die spiegeln garantiert nicht exakt die Produktions- und Nebenkosten plus einem einheitlichen Gewinnaufschlag x wider, sondern sind auf jeden Fall in gewissem Rahmen "politisch" gestaltet, sowohl in Bezug auf die Gruppenhierarchie (die ja
Shimano so konsequent wie kein anderer Hersteller eingeführt und durchgezogen hat), als auch in Bezug auf die Produkte der Konkurrenz. Ich finde, dass man gerade bei den
Shimano-Teilen aus den 1980er Jahren gut sehen kann, wie sich da die "Differenzierungsstrategie" entwickelt hat - zu Anfang gab es ja wirklich kaum Unterschiede zwischen der 105er und der 600er Reihe, bzw. bezogen sich diese mehr auf die "Dekoration".
Dass
Shimano grundsätzlich mit allen Teilen (von wenigen Flops abgesehen) - also auch den billigen - schönes Geld verdient hat (und immer noch verdient), steht dabei natürlich außer Zweifel ... Aber das bedeutet nicht, dass die Gewinnmarge bei allen Produkten zu jeder Zeit gleich groß ist, oder es auch nur sein kann - insofern ist durchaus nicht auszuschließen, dass die mehrteiligen Naben eventuell doch in der Fertigung teurer gewesen sein könnten als die einfachen gegossenen Naben. Die zusammengesetzten Naben hatten (wie die zusammengesetzten Pedale) halt immer ein "billigeres Image" als die einteiligen gegossenen Naben, und insofern hätte man sie niemals teurer verkaufen können als diese.
Natürlich spielen da immer auch noch andere Faktoren mit hinein, wie z.B. die Lohnkostenunterschiede zwischen Japan und Singapur (die Alu-Stahl-Naben von 1980 stammen vermutlich noch aus Japan, die Stahlnaben sind hingegen mit '"Singapore" gelabelt; heute kämen sie - wenn es so etwas noch gäbe - natürlich aus China), oder tatsächlich auch die Rohstoffkosten - Aluminium ist wohl wegen des hohen Strombedarfs beim Erschmelzen immer noch ein relativ teures Material, das auch durch größere Hüttenkapazitäten im Gestehungspreis nicht billiger werden würde. Vor diesem Hintergrund nehme ich mal an, dass die sehr dicken Nabenflansche bei der Alu-Stahl-Nabe keinen technischen Hintergrund hatten, sondern auch wieder "dekorativen" Zwecken dienten, nämlich, die Nabe etwas plumper wirken zu lassen als z.B. die 105er Naben.
Übrigens habe ich mich gerade heute mit meinem Fahrradhändler um die Ecke (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) unterhalten, und der erzählte ein bißchen was über Shimanos seltsame Preisstrategien in der letzten Zeit - so haben sie bei vielen Artikeln mitten in der laufenden vorigen Saison die Preise heftig angehoben, bei manchen Schaltwerken gleich mal eben um etwa fünf Euro (wenn ich mir das richtig gemerkt habe), und jetzt mit dem allmählichen Eintreffen der Ware für die diesjährige Saison zeigt sich, dass viele Artikel erstaunlicherweise wieder deutlich billiger geworden sind (so z.B. ein bestimmter Typ SPD-Pedale). Natürlich hat der Importeur da auch immer noch einen Einfluß, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass der deutsche Importeur freiwillig, ohne besonderen Anlaß, in der laufenden Saison die Preise bei bestimmten Artikeln kräftig anzieht - das wird schon auch mit Veränderungen in den Wechselkursen zusammenhängen, mit Bewegungen bei den Rohstoffpreisen und eben - davon sprechen wir ja - mit Bewegungen in den Absatzmärkten.