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Über das Hobby

... da bleibt dann gar nich so viel Zeit fürs Hobby. Das Fahren gehört schließlich auch dazu. Der dritte im Bunde auf seinem Cannondale meinte bei der Brehmke-Runde am Freitag zu mir:
"Der Kerl ist immer so bussy, der hat kaum Zeit für sich selbst"
Aber weil du nicht dabei warst hatte der Carbonrahmenfahrer anscheinend weniger Ansporn. Ich musste mich nicht ganz so sehr quälen um mit zu halten.
Ach aber letztes mal hat dein Fahrrad ja auch ein wenig Probleme gemacht! Bei langen Strecken muss ich mich ja eher ranhalten mit dir mitzuhalten.
 
Für mich ist ein "mechanisches Hobby", das viel Zeit und Platz einnimmt, nichts besonderes. Ich bin so aufgewachsen und bewege mich offenbar auch durchgehend in einem passenden Umfeld. Da gab es in den letzten ca. 35 Jahren nur sehr wenig verständnislose oder abfällige Kommentare, aber viel Interesse und manchmal auch Bewunderung.

Merke:
Ein Fahrradhobby bleibt im Vergleich zum Autohobby immer äußerst harmlos!

Es ist sauberer. Es ist billiger. Es stinkt nicht. Es frisst weniger Zeit und braucht weniger Platz.

Auf Fahrräder ist das bei mir auch nicht beschränkt, das geht auch (und schlimmer) mit Autos, Haushaltsgegenständen/Wohnungen, selbstgebauten Leuchten und (trommelwirbel) Stofftieren, von denen zwei sogar eigene Facebookprofile haben. 🤣
Als Jugendlicher ging es einige Jahre so mit ferngesteuerten Booten und Autos; mein Bruder hat dieses Hobby vor einiger Zeit wieder ausgegraben und ich musste feststellen, dass es mich innerhalb weniger Stunden wieder voll mitreißen kann. Sicherheitshalber habe ich das aber selbst nicht wirklich weiterverfolgt und fand, dass drei billige 1:10-Buggies erstmal reichen. Mein Beitrag zur Elektromobilität. 😅
Über mechanische Armbanduhren als Hobby habe ich mal nachgedacht, konnte mich da aber gut und effektiv beschränken. Aktuell funktioniert keine einzige davon, und das ist auch nicht schlimm.
Zwei gute Freunde kamen mal mit einem Sportboothobby um die Ecke, das für mich aber glücklicherweise nach einem einzigen Exemplar endete: Wir haben es vom Grund eines Kleinflusses gehoben, grob fahrfähig gemacht, auf dem Wasserweg abtransportiert und es uns mit dem Segen der zuständigen Behörde offiziell angeeignet (auf mich wirkt die ganze Aktion bis heute haarsträubend im Hinblick auf Datenschutz und kriminelle Grauzonen, gerade auch beim Verhalten der Behörde, aber lustig war's). Fertig wurde das Gerät übrigens nie - gut, dass ich für die Autos schon Werkstatträume hatte und ein kleines Boot dahinter nicht stört.

Chronologisch sieht das bei mir in etwa so aus:
Als eher schüchternes Kind mit künstlerischer Neigung waren mir körperliche Anstrengung, Dreck und Unordnung viele Jahre fremd, aber das konnte in einer eher ländlichen Umgebung und ohne reiche Eltern nicht lange so bleiben. Weil meine Eltern (und deren Nachbarn, Freunde, Verwandte) nie viel Geld übrig hatten, war es dort üblich, die eigenen Angelegenheiten überwiegend selbst zu erledigen. Sprich: Dinge, die nicht neu gekauft werden konnten (und das waren fast alle) eben selbst zu reparieren oder gleich komplett selbst zu bauen. In der Nachbarschaft habe ich das bei ganzen Häusern so mitbekommen, das war da völlig normal.
Mein Vater hatte wirklich -zig verschiedene Jobs überwiegend handwerklicher Ausprägung und blieb zuletzt viele Jahre einem Betonwerk treu. Dort hatte er auch Wartungsaufgaben an Maschinen und Fahrzeugen, und naja, dort gab es eine Werkstatt, in der man an Wochenenden prima private Pkw reparieren konnte. Gelernt hatte er übrigens Bäcker, aber das war damals völlig egal und irgendwie hat fast jeder immer wieder mal was ganz anderes gemacht, wenn das gerade interessanter oder besser bezahlt war. Ausgesprochen geradlinige Karrieren nach heutigem Muster gab es in meinem ganzen Umfeld nur selten.
Aufgewachsen bin ich also bei einem handwerklichen Universalgenie und mit einem großen Bruder, der sich vieles davon schon angeeignet hatte; der Bekanntenkreis war entsprechend. Alte Autos waren ein ständiges Thema, da stand auch schonmal ein zerlegter Motor auf dem Küchentisch. Meine Mutter hat dazu zwar keinen Draht, aber es hat sie auch nie wirklich gestört - oder das hat dann wiederum meinen Vater nicht gestört, je nachdem.

Die Neigung, in technische Zusammenhänge tief einzusteigen und dabei meistens auch einiges an Material anzuhäufen, zeigte sich bei mir so ca. mit 10, 12 Jahren. Daran hat sich nie etwas geändert, aber es wurde auch nie wirklich unübersichtlich: Mir reichen zwei bis drei olle Autos und fünf Fahrräder, das bekommt man noch halbwegs gut unter und kann den Überblick behalten.

Freunde und Bekannte
, nun ja:
Offenbar habe ich einfach welche, die zu mir passen, oder die ergeben sich halt so. Mit einem karriereorientierten Bankkaufmann im adrett gebügelten Anzug werde ich wohl nicht in der versifften Werkstatt landen, falls der nach Feierabend auch nur an Wertpapiere denkt und als Hobby bestenfalls noch Steuererklärungen für seine Nachbarn macht. Mit einer Pferdefrau wird das auch nicht passieren, aber die lerne ich zum Glück auch nur schwer kennen und wir verabschieden uns dann jeweils sehr rechtzeitig voneinander. Des einen Auto ist des anderen Pferd, und irgendwie ist beides wohl ein böses Zauberwort. 😅

Bei den Frauen kam ich bislang ohne Ehe aus. Viele waren es nicht, aber von sonstigen Unstimmigkeiten und Katastrophen mal abgesehen, hatte eigentlich keine was gegen Fahrräder und olle Autos einzuwenden. Vermutlich gilt da aber auch wieder, dass ich solche einfach nicht so wirklich kennenlerne und umgekehrt.
Kurzzeitig hatte ich mal gebrauchte Kinder, deren ältestes prompt mit mir sein gebrauchtes Auto repariert hat; die Mutter fand's gut (aber ich kurz darauf sie nicht mehr, aus anderen und guten Gründen).
Eigene Kinder habe ich nicht, der Zug ist auch abgefahren. Manchmal finde ich das doof, manchmal nicht; beides ändert wenig daran, dass ich dadurch mehr Zeit für Spinnereien habe, als andere.
Meine langjährige Freundin hat früher selbst mal an Autos geschraubt, weil ihr erster Freund das halt auch gemacht hat. Sie kann also wenig dagegen sagen und findet das auch gut so, macht da aber nichts mehr selbst. Beim Sammeln kurioser Dinge ist sie mir weit überlegen (siehe oben: Stofftiere) und bastelt auch selbst gern, am liebsten mit Holz und Keramik in einem Ausmaß, das den Platzbedarf meiner vier bis fünf Fahrräder in der Wohnung längst übersteigt. Auch die Sache mit den selbstgebauten Lampen stammt eigentlich von ihr, ich muss die Ideen dann halt umsetzen. Und naja, zwei Fahrräder und zwei Autos hat sie schließlich auch.

Unsere Wohnung wirkt im unteren Teil normal bewohnbar und auch nicht sonderlich unaufgeräumt, aber jeder Besucher sieht schnell und deutlich, dass wir gern an irgendwas basteln und nicht unbedingt im klassischen Sinne "wohnen". Die Reaktionen darauf sind durchgehend wohlwollend, nicht eine einzige Person hat das bislang abgewertet oder verächtlich kommentiert, auch nicht gegenüber dritten. Eher traf sowas bei mir früher mal das räudige, spartanische Mobiliar, aber da gilt auch wieder, dass wir vermutlich beide einfach keine Leute kennenlernen, die so etwas nicht verstehen würden.
Ein paar langjährige Bekannte meiner Freundin aus einem Sportverein waren neulich mal zu Besuch, die das nicht kannten, aber das Interesse an unseren Sachen war da auch großartig. Einer davon wünschte uns per Messenger anschließend noch ein schönes Wochenende, "vielleicht ein paar Rohre biegen oder was zersägen", ein anderer kam später noch ein paar Mal mit seinen Auto- und Motorradprojekten vorbei.

Nachbarn kann man sich leider nicht aussuchen.
Ich hatte damit überwiegend glück und landete meistens in Vierteln mit einigen "Oppas", die am Selbermachen interessiert waren und oft auch in den Häusern wohnten, die sie irgendwann in den 60ies selbst gebaut hatten. Freundliches Interesse, wenig Kritik. Da gilt aber auch wieder, dass ich nie in versnobte Gegenden gezogen wäre und sie mir auch nicht leisten könnte, aber auch immer Abstand von Hochhaussiedlungen und Innenstädten gehalten habe.
Meine Freundin hatte damit weniger Glück und die gemeinsame Wohnung liegt nun zwischen Nachbarn, denen unsere ganze Lebenseinstellung und Vorgehensweise völlig fremd ist. Neu muss es sein, scheißteuer muss es sein, oder seit hundert Jahren in Amt und Würden ortsansässig muss man sein. Auch nach drei Jahren redet kaum jemand von denen mit uns, Grüßen fällt schon sichtlich schwer, aber unsere Vermieterin wird dann hinterrücks ausgefragt und veräppelt die nach Strich und Faden. Nach über 40 Jahren ist sie dort übrigens auch selbst noch die "Usswärtige" oder "Zugezogene", offenbar ohne Rechte und Anspruch auf Gleichbehandlung. Der Clou: Fast nichts von unseren handwerklichen Hobbies bekommt irgendein Nachbar je zu Gesicht, nur auf der Terrasse sieht man mich manchmal an Fahrrädern schrauben oder Rahmen löten und es steht halt kein neues SUV in der Garage. Es reicht da einfach schon, anders und ein wenig jünger zu sein.
Ärger gibt es dort bislang aber nicht, den ziehen die einzigen wirklich jungen Leute im Viertel auf sich, weil sie ihr Haus selbst komplett umgebaut haben und seitdem alles mit monströsen, lauten Karren vollstellen (einer davon ist Automechaniker). Nett sind die zwar auch nicht alle, aber irgendwie doch deutlich näher dran, als der Rest.

Kollegen werten meine "alte Schrottkarre" schonmal deutlich ab, aber für die Sache mit den Fahrrädern interessieren sich bislang alle, die das nicht ignorieren. Wenn ich mit dem Rad an die Arbeit fahre und es dann draußen steht, fällt den meisten schon irgendwie auf, dass das "kein normales Fahrrad ist", und dann kommen direkt die ersten Fragen. Ich bin dafür in der Firma mittlerweile bekannnter als für das, was ich dort eigentlich mache, obwohl ich bei weitem nicht als einziger mit dem Rad komme und auch nicht als einziger eine weite Strecke dabei fahre. Das Aussehen und vor allem das "Bauen" sind wohl einfach interessant.

Der Nachteil dieser ganzen Chose liegt aber auf der Hand: Als Fahrer tauge ich nicht viel.
Meistens bastle ich halt, statt zu trainieren. Oder schreibe lange Beiträge in irgendwelchen Foren.
 
Zuletzt bearbeitet:
es ist schon eine komische Welt in der Leute bewundert und respektiert werden, die sich drei Autos für je 60k in die Garage stellen, oder eins für 100k. Und irgendwelche harmlosen Spinner, die 500€ für ein altes Rennrad ausgeben, und schon 15 davon haben, werden belächelt....
 
Für mich ist ein "mechanisches Hobby", das viel Zeit und Platz einnimmt, nichts besonderes. Ich bin so aufgewachsen und bewege mich offenbar auch durchgehend in einem passenden Umfeld. Da gab es in den letzten ca. 35 Jahren nur sehr wenig verständnislose oder abfällige Kommentare, aber viel Interesse und manchmal auch Bewunderung.

Merke:
Ein Fahrradhobby bleibt im Vergleich zum Autohobby immer äußerst harmlos!

Es ist sauberer. Es ist billiger. Es stinkt nicht. Es frisst weniger Zeit und braucht weniger Platz.

Auf Fahrräder ist das bei mir auch nicht beschränkt, das geht auch (und schlimmer) mit Autos, Haushaltsgegenständen/Wohnungen, selbstgebauten Leuchten und (trommelwirbel) Stofftieren, von denen zwei sogar eigene Facebookprofile haben. 🤣
Als Jugendlicher ging es einige Jahre so mit ferngesteuerten Booten und Autos; mein Bruder hat dieses Hobby vor einiger Zeit wieder ausgegraben und ich musste feststellen, dass es mich innerhalb weniger Stunden wieder voll mitreißen kann. Sicherheitshalber habe ich das aber selbst nicht wirklich weiterverfolgt und fand, dass drei billige 1:10-Buggies erstmal reichen. Mein Beitrag zur Elektromobilität. 😅
Über mechanische Armbanduhren als Hobby habe ich mal nachgedacht, konnte mich da aber gut und effektiv beschränken. Aktuell funktioniert keine einzige davon, und das ist auch nicht schlimm.
Zwei gute Freunde kamen mal mit einem Sportboothobby um die Ecke, das für mich aber glücklicherweise nach einem einzigen Exemplar endete: Wir haben es vom Grund eines Kleinflusses gehoben, grob fahrfähig gemacht, auf dem Wasserweg abtransportiert und es uns mit dem Segen der zuständigen Behörde offiziell angeeignet (auf mich wirkt die ganze Aktion bis heute haarsträubend im Hinblick auf Datenschutz und kriminelle Grauzonen, gerade auch beim Verhalten der Behörde, aber lustig war's). Fertig wurde das Gerät übrigens nie - gut, dass ich für die Autos schon Werkstatträume hatte und ein kleines Boot dahinter nicht stört.

Chronologisch sieht das bei mir in etwa so aus:
Als eher schüchternes Kind mit künstlerischer Neigung waren mir körperliche Anstrengung, Dreck und Unordnung viele Jahre fremd, aber das konnte in einer eher ländlichen Umgebung und ohne reiche Eltern nicht lange so bleiben. Weil meine Eltern (und deren Nachbarn, Freunde, Verwandte) nie viel Geld übrig hatten, war es dort üblich, die eigenen Angelegenheiten überwiegend selbst zu erledigen. Sprich: Dinge, die nicht neu gekauft werden konnten (und das waren fast alle) eben selbst zu reparieren und gleich komplett selbst zu bauen. In der Nachbarschaft habe ich das bei ganzen Häusern so mitbekommen, das war da völlig normal.
Mein Vater hatte wirklich -zig verschiedene Jobs überwiegend handwerklicher Ausprägung und blieb zuletzt viele Jahre einem Betonwerk treu. Dort hatte er auch Wartungsaufgaben an Maschinen und Fahrzeugen, und naja, dort gab es eine Werkstatt, in der man an Wochenenden prima private Pkw reparieren konnte. Gelernt hatte er übrigens Bäcker, aber das war damals völlig egal und irgendwie hat fast jeder immer wieder mal was ganz anderes gemacht, wenn das gerade interessanter oder besser bezahlt war. Ausgesprochen geradlinige Karrieren nach heutigem Muster gab es in meinem ganzen Umfeld nur selten.
Aufgewachsen bin ich also bei einem handwerklichen Universalgenie und mit einem großen Bruder, der sich vieles davon schon angeeignet hatte; der Bekanntenkreis war entsprechend. Alte Autos waren ein ständiges Thema, da stand auch schonmal ein zerlegter Motor auf dem Küchentisch. Meine Mutter hat dazu zwar keinen Draht, aber es hat sie auch nie wirklich gestört - oder das hat dann wiederum meinen Vater nicht gestört, je nachdem.

Die Neigung, in technische Zusammenhänge tief einzusteigen und dabei meistens auch einiges an Material anzuhäufen, zeigte sich bei mir so ca. mit 10, 12 Jahren. Daran hat sich nie etwas geändert, aber es wurde auch nie wirklich unübersichtlich: Mir reichen zwei bis drei olle Autos und fünf Fahrräder, das bekommt man noch halbwegs gut unter und kann den Überblick behalten.

Freunde und Bekannte
, nun ja:
Offenbar habe ich einfach welche, die zu mir passen, oder die ergeben sich halt so. Mit einem karriereorientierten Bankkaufmann im adrett gebügelten Anzug werde ich wohl nicht in der versifften Werkstatt landen, falls der nach Feierabend auch nur an Wertpapiere denkt und als Hobby bestenfalls noch Steuererklärungen für seine Nachbarn macht. Mit einer Pferdefrau wird das auch nicht passieren, aber die lerne ich zum Glück auch nur schwer kennen und wir verabschieden uns dann jeweils sehr rechtzeitig voneinander. Des einen Auto ist des anderen Pferd, und irgendwie ist beides wohl ein böses Zauberwort. 😅

Bei den Frauen kam ich bislang ohne Ehe aus. Viele waren es nicht, aber von sonstigen Unstimmigkeiten und Katastrophen mal abgesehen, hatte eigentlich keine was gegen Fahrräder und olle Autos einzuwenden. Vermutlich gilt da aber auch wieder, dass ich solche einfach nicht so wirklich kennenlerne und umgekehrt.
Kurzzeitig hatte ich mal gebrauchte Kinder, deren ältestes prompt mit mir sein gebrauchtes Auto repariert hat; die Mutter fand's gut (aber ich kurz darauf sie nicht mehr, aus anderen und guten Gründen).
Eigene Kinder habe ich nicht, der Zug ist auch abgefahren. Manchmal finde ich das doof, manchmal nicht; beides ändert wenig daran, dass ich dadurch mehr Zeit für Spinnereien habe, als andere.
Meine langjährige Freundin hat früher selbst mal an Autos geschraubt, weil ihr erster Freund das halt auch gemacht hat. Sie kann also wenig dagegen sagen und findet das auch gut so, macht da aber nichts mehr selbst. Beim Sammeln kurioser Dinge ist sie mir weit überlegen (siehe oben: Stofftiere) und bastelt auch selbst gern, am liebsten mit Holz und Keramik in einem Ausmaß, das den Platzbedarf meiner vier bis fünf Fahrräder in der Wohnung längst übersteigt. Auch die Sache mit den selbstgebauten Lampen stammt eigentlich von ihr, ich muss die Ideen dann halt umsetzen. Und naja, zwei Fahrräder und zwei Autos hat sie schließlich auch.

Unsere Wohnung wirkt im unteren Teil normal bewohnbar und auch nicht sonderlich unaufgeräumt, aber jeder Besucher sieht schnell und deutlich, dass wir gern an irgendwas basteln und nicht unbedingt im klassisschen Sinne "wohnen". Die Reaktionen darauf sind durchgehend wohlwollend, nicht eine einzige Person hat das bislang abgewertet oder verächtlich kommentiert, auch nicht gegenüber dritten. Eher traf sowas bei mir früher mal das räudige, spartanische Mobiliar, aber da gilt auch wieder, dass wir vermutlich beide einfach keine Leute kennenlernen, die so etwas nicht verstehen würden.
Ein paar langjährige Bekannte meiner Freundin aus einem Sportverein waren neulich mal zu Besuch, die das nicht kannten, aber das Interesse an unseren Sachen war da auch großartig. Einer davon wünschte uns per Messenger anschließend noch ein schönes Wochenende, "vielleicht ein paar Rohre biegen oder was zersägen", ein anderer kam später noch ein paar Mal mit seinen Auto- und Motorradprojekten vorbei.

Nachbarn kann man sich leider nicht aussuchen.
Ich hatte damit überwiegend glück und landete meistens in Vierteln mit einigen "Oppas", die am Selbermachen interessiert waren und oft auch in den Häusern wohnten, die sie irgendwann in den 60ies selbst gebaut hatten. Freundliches Interesse, wenig Kritik. Da gilt aber auch wieder, dass ich nie in versnobte Gegenden gezogen wäre und sie mir auch nicht leisten könnte, aber auch immer Abstand von Hochhaussiedlungen und Innenstädten gehalten habe.
Meine Freundin hatte damit weniger Glück und die gemeinsame Wohnung liegt nun zwischen Nachbarn, denen unsere ganze Lebenseinstellung und Vorgehensweise völlig fremd ist. Neu muss es sein, scheißteuer muss es sein, oder seit hundert Jahren in Amt und Würden ortsansässig muss man sein. Auch nach drei Jahren redet kaum jemand von denen mit uns, Grüßen fällt schon sichtlich schwer, aber unsere Vermieterin wird dann hinterrücks ausgefragt und veräppelt die nach Strich und Faden. Nach über 40 Jahren ist sie dort übrigens auch selbst noch die "Usswärtige" oder "Zugezogene", offenbar ohne Rechte und Anspruch auf Gleichbehandlung. Der Clou: Fast nichts von unseren handwerklichen Hobbies bekommt irgendein Nachbar je zu Gesicht, nur auf der Terrasse sieht man mich manchmal an Fahrrädern schrauben oder Rahmen löten und es steht halt kein neues SUV in der Garage. Es reicht da einfach schon, anders und ein wenig jünger zu sein.
Ärger gibt es dort bislang aber nicht, den ziehen die einzigen wirklich jungen Leute im Viertel auf sich, weil sie ihr Haus selbst komplett umgebaut haben und seitdem alles mit monströsen, lauten Karren vollstellen (einer davon ist Automechaniker). Nett sind die zwar auch nicht alle, aber irgendwie doch deutlich näher dran, als der Rest.

Kollegen werten meine "alte Schrottkarre" schonmal deutlich ab, aber für die Sache mit den Fahrrädern interessieren sich bislang alle, die das nicht ignorieren. Wenn ich mit dem Rad an die Arbeit fahre und es dann draußen steht, fällt den meisten schon irgendwie auf, dass das "kein normales Fahrrad ist", und dann kommen direkt die ersten Fragen. Ich bin dafür in der Firma mittlerweile bekannnter als für das, was ich dort eigentlich mache, obwohl ich bei weitem nicht als einziger mit dem Rad komme und auch nicht als einziger eine weite Strecke dabei fahre. Das Aussehen und vor allem das "Bauen" sind wohl einfach interessant.

Der Nachteil dieser ganzen Chose liegt aber auf der Hand: Als Fahrer tauge ich nicht viel.
Meistens bastle ich halt, statt zu trainieren. Oder schreibe lange Beiträge in irgendwelchen Foren.
Genau solche Geschichten habe ich hören wollen! Großartig, vielen Dank!

Ich sehe viele Parallelen zu meinem eigenen Leben. Als Nachkomme einer Handwerkerfamilie, in der das selbst bauen und selbst reparieren selbstverständlich war habe ich diese Verhaltensweisen einfach angenommen.
Als ich dann zum Arbeiten und Studieren vom Dorf in die Stadt zog freundete ich mich auch mit Menschen an deren Habitus ein komplett anderer ist. Ein Kumpel aus meinem Dorf der Dachdecker ist nennt diese Menschen manchmal "Laberstudenten". Das unterstütze ich nicht aber aus seiner Perspektive kann ich das gut nachvollziehen. Auf Partys verstehen sich alle gut aber als Umzugshelfer geben sie kein gutes Team ab...

Interessant finde ich, dass die Leute aus der Heimat, die alle an Autos und Moppeds Schrauben das Restaurieren von Rennrädern toll finden aber nie an Touren teilnehmen wollen. Die fahren auch jeden noch so kurzen Weg mit dem Auto.
Meine Bekannten aus der Stadt, die übetwiegend Studenten sind fahren fast alle richtig gerne und viel mit dem Rad. Die meisten davon brauchen aber eine Werkstatt wenn sie sich einen Platten einfangen.
 
Interessant finde ich, dass die Leute aus der Heimat, die alle an Autos und Moppeds Schrauben das Restaurieren von Rennrädern toll finden aber nie an Touren teilnehmen wollen. Die fahren auch jeden noch so kurzen Weg mit dem Auto.

Meine Bekannten aus der Stadt, die überwiegend Studenten sind fahren fast alle richtig gerne und viel mit dem Rad. Die meisten davon brauchen aber eine Werkstatt wenn sie sich einen Platten einfangen.

Das war bei mir anders, weil es in meinem Schuljahrgang einen deutlichen Schnitt gab, wirklich auch nicht plus/minus zwei oder drei Jahre, sondern ziemlich exakt: Rennrad statt Mofa.

Acht Jahre vorher
war im Freundeskreis meines Bruders die heißgemachte oder von Anfang an "offene" 50er noch das Höchste aller Güter, auch bei vielen Mädels. Fahrräder waren Kinderspielzeug; wer mit 15 noch eins hatte, war uncool.
Zwei, drei Jahre vorher waren Mofas noch allgegenwärtig an den Schulen und auf dem Marktplatz der sogenannten Kleinstadt, aber schon nicht mehr ganz so wüst frisiert. Da wartete man lieber auf die 80er, die ja schon fast kleine Motorräder waren. Über Fahrräder sprach niemand, ganze drei Mitschüler aus dieser Altersklasse hatten brauchbare Rennräder, nur eins davon war wirklich gut. Sein Besitzer fuhr damit hart und gut, er nutze es auch als Verkehrsmittel, mit Strebenrücklicht und Walzendynamo. Was andere darüber dachten, war ihm egal; ich fand es wunderschön. Weiß mit etwas Chrom, ohne jeden Schriftzug.
Bei uns hatte dann plötzlich nur noch ein Junge im ganzen Jahrgang ein Mofa. Alle anderen, die nicht zu Fuß unterwegs sein wollten, besorgten sich Rennräder oder zumindest mittelklassige Tourenräder; manche bauten sich Tourenräder irgendwie zu Rennrädern um. Zwei kamen mit MTBs der ersten bzw. anderthalbten Generation an, eins davon war teuer. Etwa eine Handvoll von uns trainierte regelmäßig, zwei oder drei davon halbwegs zielgerichtet, aber das Fahrrad war auch immer Verkehrsmittel und ein Stück Freiheit, ohne Lärm und Gestank. Ein großer Teil des Jahrgangs posierte im Sommer jeden Nachmittag mit den glänzenden, blinkenden Rädern auf der Rathaustreppe, mitten in der Stadt zwischen Brunnen, Bier und Eisdiele. Die Mädchen gingen größtenteils zu Fuß, aber ab und zu wollte die eine oder andere mal eins der glitzernden Gestelle ausprobieren. Die meisten fanden das aber zu unbequem und machten sich auch sonst wenig aus Fahrrädern.
Warum, wieso, weshalb es diesen Bruch gab, kann ich nicht erklären. Nirgends hatte ein neuer Fahrradladen aufgemacht, der bestehende taugte nicht viel und der einzige angehende Amateur war noch nicht an dieser Schule gelandet (danach ging es allerdings völlig ab). Sonst hatte niemand ernsthaft vor, Radrennen zu fahren oder etwas in der Art; gute Sportler hin oder her. Es gab auch keinen besonderen Film über Radrennen zu dieser Zeit, keinen deutschen Star am Radhimmel, nichts besonderes. Wir fanden das einfach gut, und das blieb auch nach uns noch ein paar Jahre so, bis dann die ersten entenschnabeligen Motorroller mit ganz viel Plastik zu einer Art Trend wurden.

Die Rennradschüler waren in der motorfixierten Umgebung nie ein Problem, das wurde einfach als normal angesehen. Mein Vater kam dadurch selbst wieder zum Radfahren, mein Bruder kramte sein altes Rennrad auch wieder hervor und baute es zum Tourer mit Schutzblechen um, obwohl er als Student mit gutem Nebenverdienst schon zwei oder drei Autos hatte. Der Vater eines Mitschülers trainierte seit jeher hart und zielgerichtet, aber sein Sohn hatte einfach nie davon erzählt. Mein Versuch, mit dessen Gruppe fremder alter Männer zu trainieren, endete böse und öffnete mir die Augen; nicht umsonst nennt man diese Altersklassen heute "Masters".
Zu der Zeit lasen wir schon fleißig Smoliks Velowerkstatt und feilten Kurbeln zurecht, schmökerten aber ohne jede Wertung auch die Motoren- und Autohandbücher von Hütten und Hack. Auto, Fahrrad, Motorrad, irgendwie war das alles eins und es waren meistens auch die selben Leute, die sich damit beschäftigt haben.
Keine Ausgrenzung, wenig Abgrenzung, Gruppen hatten zumindest unscharfe Ränder, niemand war irgendwie besser oder schlechter - ein großes Thema, das meine Schulzeit ab ca. der sechsten Klasse bis zum Schluss begleitet hat. Ca. 120 junge Leute waren jahrelang ein großes Ganzes.
Wie selten, besonders und wertvoll das war, wurde mir erst sehr viel später klar - und, wie sehr es mir fehlt.
 
Helmut Hütten der Motoren Pabst ich kannte ihn persönlich
Immer hilfsbereit in Rat und Tat
Er wusste wo die letzten PS zu holen waren
Ein Spruch von ihm " Wo Luft ist,is auch Leben ,dann hälts auch"
Wie Recht er hatte
 
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