AW: Ü40er-Team
@ Team
Hallo Leute, ich habe es geschafft!!! Zum einen den Hochgebirgs-Bewerb in Österreich, der Schweiz und Italien und zum anderen bin ich gesund und unversehrt durchgekommen und wieder gut zu Hause gelandet.
@ Ulli & body
Vielen Dank für das tolle Lob und die Komplimente

Ich selbst bin da ja zum ersten Mal mitgefahren, kannte lediglich das Streckenprofil aus dem Internet und einige Aussagen und Infos meiner Brieffreundin zur Strecke und zum Bewerb insgesamt. Also, meine reine Fahrzeit war laut Computer ja 7:34. Somit habe ich durch Ampelwartezeiten, Spielchen (Jacke an und aus, Beinlinge an und aus, ...), sowie die planmäßigen und außerplanmäßigen Verpflegungen viel Zeit verloren. Also, die Stimmung und Atmosphäre waren einfach nur super, ebenfalls das Wetter (schön warm und Sonne). Das Stilfserjoch ist schon ein Hammerding, am Anfang eher leicht ansteigend, zwischendurch einige Rampen, schöne Aussicht und schöne Natur. Aber dann... Je höher ihr klettert, desto kälter wird es, kahl, baumlos, neblig und so weiter. Die geraden Abschnitte werden immer weniger, fast nur noch Kehren in Richtung Gipfel. Und dann: strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und euphorisch feiernde und jubelnde Zuschauer. Denen ist bisweilen völlig schleierhaft, wie wir da überhaupt hochfahren können. Es fuhren auch bei weitem nicht alle Teilnehmer. Noch nie zuvor sah ich soviele Radsportler ihr Rad schieben und kraftlos und gebrochen absteigen. Das war erschreckend. Die Abfahrten sind schnell und kalt, besser ist hier schon guter Windschutz und bedeckte Arme und Beine. Der Ofenpass war sengend heiß, schwarzer, schmieriger Asphalt und ich hatte das Gefühl, dass er mich und mein Radl festhalten möchte. Zum Schluss gibt es noch die Norbertshöhe, ca. 7-8 km vor dem Ziel. Das ging nochmal gut in die Beine, leider machte ich hier auch noch einen strategischen Fehler: ich hatte nicht mehr mit der Intensität und der Länge dieses Anstiegs gerechnet, fuhr erst an dieser letzten Labestation vorbei, dachte mir dann, dass das Wasser in meinen Bidons vielleicht nicht mehr reichen könnte. Hinter mir kletterten sie schon alle wie irre, ich selbst ja auch. Zurückfahren konnte ich nicht wegen des Gewühls. Also stieg ich im Anstieg vom Rad, machte kehrt und joggte mit dem Rad zurück zur Labe, einige Meter weit. Gottseidank bin ich dabei nicht noch auf die Nase gefallen. Also, Wasser nachgetankt und ab dafür. Habe gut getrunken, beim Klettern nochmals alles rausgeholt, viele Fahrer überholt und dann schnell ins Ziel gefahren wo ich mich total glücklich und erfüllt fühlte. Ja, so war das. Habe mich direkt mal in die Wiese gelegt.
Gut:
Organisation, Strecke, Natur, mein Resultat, Kletterei vom Feinsten (nichts kann gegen wirklich hohe Berge bestehen, auch keine Eifel mit welligem Profil - nichts ist so anspruchsvoll wie ein Bergriese zumal die Luft da oben immer dünner wird; bei 2800 Höhenmeter ist es eben so), Leute da (Fahrer und Zuschauer), etc.
Weniger gut:
keine Straßensperrung, gefährliche Abfahrten (einen muss es so böse erwischt haben, riskierte auf der Abfahrt zuviel und ist abgeflogen... laut Hörensagen schwere Gesichtsverletzungen und die Ambulanz musste kommen), Naturstraße am Umbrail Pass, Baustellen auf der Strecke, Autos und Motorräder die einen fast anfahren, kein Wasser mehr an der zweiten Labe (Stilfserjoch) als ich da ankam. Es war einfach nicht mehr verfügbar, der Posten meinte, es gäbe nur noch Eistee und Apfelsaft. Sachen gibt`s...
Besonderes:
Gute Kletterer und Bergflöhe haben es hier leichter. Lieber gut Klettern und Zeit gewinnen als in der Abfahrt zuviel riskiert. Eine schnelle Dame im Anstieg, an der ich schnell vorbeizog (mit meinem eigenen Rhythmus), merkte, dass sie mir gegenüber fast einen Stehversuch machte; ich grüßte sie, sie nickte zurück, einige Meter später fluchte sie "Ach, Scheiße!!!". Sie brach wohl mental etwas ein. Für mich und meine Form war es indes ein Kompliment. Einige Fahrer versuchten echt, mich zu halten und meinem Rhythmus zu folgen. Sie scheiterten zahlreich. Gut so für mich. Nicht so gut für mich: ein Österreicher fuhr locker neben mir her (am Ofenpass) und telefonierte dabei auch noch fröhlich mit jemandem am Handy: "Jo mei, wir klettern groad mal `n bisserl den Ofenpass rauf...". DAS war dann für mich etwas kurios doch ich brach nicht ein, ich lachte einfach laut. Das war dann so ansteckend, dass einige andere meinem Beispiel folgten. Tja, was soll man da auch machen? Weinen und aufgeben etwa?! Ich mutmaße, dass dieser Mann ein Tiroler Spitzenfahrer war.
Und noch was Lustiges... Nach ca. 6 km Anstieg im Stilfserjoch meinte ein älterer Zuschauer zu mir: "Komm, die nächsten 14 km packst du auch noch!" - woraufhin ich erst mal nichts sagte und weiterfuhr, dann dachte ich mal nach und drehte meinen Kopf noch einmal zu dem Mann um und sagte: "Ich weiß!". Offensichtlich kannte er mich nicht, sonst hätte er es auch gewusst.
So, jetzt fällt mir erstmal nix mehr ein. Kopf ist leer.
Ja, die Bilder sind schon recht gut geworden und meine Brieffreundin ist total nett und eine Wucht...
Und für mich stehen nicht nur mehr Hamburg und der "Ötztaler" aus, sondern auch noch das Rundrennen durch die Neuwieder City Ende Juli.
Liebe Grüße an alle, die geduldig gelesen haben...
Montevideo