Zu allererst einmal: Ich hoffe dem schwer gestürzten geht es bald wieder gut und er wird wieder vollständig gesund!
Nun zu meinem Rennen: Dieses Jahr war von der Vorbereitung mäßig, 5.000 km und 70.000 hm kamen zusammen. Ein paar gute Touren waren schon dabei, ich glaube vor allem meine Woche mit Crossrad Anfang August durch die Alpen hat nochmal einen Push gegeben, die war schon ziemlich hart.
Vor zwei Jahren bei meinem ersten Ötzi ca. 8:30 Fahrzeit aber ziemlich lange Standzeit, daher im Finish 9:07. Die Eltern waren damals in Sterzing, da habe ich etwas gestanden, und der Couscoussalat war bei der Hitze auch nicht das optimale Essen. Da brauchte ich an den Laben einige Minuten, bis ich überhaupt etwas zu mir nehmen konnte.
Mein Ziel war also nicht wirklich Sub 9, da ich nicht einschätzen konnte, wieviel Zeit ich auf der Strecke verlieren werde zu 2023, und ob ich soviel weniger Standzeit haben kann, um das überzukompensieren. Meine Leistung? Keine Ahnung, ich fahr ohne Wattmesser

Und da mein
Wahoo Pulsgurt mir zu oft eindeutig falsche HF anzeigt, fahr ich auch da ohne. Auf den Körper hören hat bisher immer gut funktioniert.
Am Start war ich ca. 5:45 und stand damit unter dem 500 m Bogen. Mit selbstgebastelter Weste aus Rettungsdecke zwischen Baselayer und Trikot sowie einmal um jeden Oberschenkel geklebte Rettungsdecke ging es ganz gut - so ist auch die Beinmuskulatur nicht ausgekühlt!
Fahrt nach Oetz ging gut, in dem Teil auch keine größeren Stürze gesehen. Kühtai ganz gut hochgekommen, aber alter, wie unrhythmisch der Berg ist ist mir erst da wieder aufgefallen. Zeit war schon ähnlich wie vor 2 Jahren bis dahin. Kurz an der Labe Wasser gezapft, mein Isopulver rein, Banane gegessen, Käsebrötchen eingesteckt.
Kühtai runter leider einige, die nicht wirklich gut abfahren. Einen weiten Bogen, der mit 80 km/h geht, auf unter 50 anzubremsen - ui. Da schieße ich dann nicht vorbei in die Kurve, mit soviel Überschuss und halt mich eher zurück.
Unten war dann eine Gruppe 200 m vor mir. Das rankämpfen war schwierig, gottseidank kam einer von hinten, der dann einen guten Job gemacht hat, 50 m hinter der Gruppe ist er raus, da habe ich den Rest zugefahren. In der Zufahrt Brenner war ich gleich in einer großen Gruppe, die dann leider Höhe Europabrücke zerfallen ist. Da ich recht weit hinten war, waren da schnell 50 - 100 m Lücke. Da der Gruppenteil, in dem ich war, auch eher klein war, habe ich beschlossen vorne ranzufahren. Das habe ich dann schon in den Beinen gemerkt, aber rückblickend war es wohl gut. Bis zum letzten Steilstück konnte ich dann gut mitrollen und hatte Zeit für das Käsebrötchen. Beim Zerfallen in den letzten steileren Metern noch kurz mit einem Holzknecht geschwätzt - ein Nachbar vom Jonas
Brenner wieder an der Labe Wasser nachgefüllt, Banane gegessen, weiter gings. Jaufen ist eindeutig mein Lieblingspass, da konnte ich einen schönen Rhythmus hochkurbeln und war sogar etwas schneller als vor 2 Jahren. Viele wirken da schon angeknockt, sodass ich wirklich einige überholt habe. Labestation wie gehabt, hatte den Beutel da deponiert, Weste, Windjacke, Armlinge abgegeben. Weiter gings in die Abfahrt - ich komme da aus dem Grinsen nicht mehr raus. Die schnellen Kurven, schöne Linie finden, wohl dosiert
Bremsen - traumhaft. Unten rein ins TJ merke ich dann plötzlich ein Ziehen linke Innenseite Oberschenkel und rechte Wade. Ohje, wenn das so früh kommt, das kann ja was werden. Aber nachdem ich kurz etwas rausgenommen hatte, ging es wieder mit dem gehabten Rhythmus. Bis zur Labe Schönau sind die Höhenmeter dann auch erstaunlich schnell verflogen. Dort nochmal nachgelegt und auf zum Schlussspurt. "Spurt"...die letzten 600 hm waren eigentlich geprägt von "ich will das alles nicht". Aber es hilft ja nix - also weiter kurbeln und hoffen, dass die Beine mitmachen. Ich habe eigentlich die ganze Zeit darauf gewartet, dass die Beine irgendwann aufgehen, aber nix da - sie hielten durch. Auf die Gesamtzeit habe ich übrigens seit Brenner nicht mehr geschaut. Ich hätte ja eh nicht schneller fahren können, wenn es knapp wird mit 9 h und hatte Angst, dass es mir die Motivation entzieht, wenn ich sehe, dass ich die 9 h knapp verfehlen würde. Und die Motivation war die letzten 600 hm das einzige, was mich voran gebracht hat.
Abfahrt Timmel im oberen Teil dieses Jahr sehr schnell, war wohl einiges an Rückenwind drin. Der Gegenanstieg war auch nicht so schlimm wie in der Erinnerung, also gleich hoch und weiter richtung Ziel. Erst am kleinen Hügel hinter Zwieselstein habe ich dann kurz mit einem Mitfahrer gequatscht, der die Sub 9 da bestätigt hat. Wow! In den letzten Metern nochmal meine Fahrzeit angeschaut (gestartet bei Überqueren der Startlinie): Das geht sich sogar mit 8:30 aus - 8:29:50. Und brutto 8:47! Da war ich wirklich überglücklich. Mit Sub 9 hatte ich geliebäugelt, aber nicht mit 8:30 Fahrzeit!
Danke an alle, die den Ötzi zu dem machen, was er ist!