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Die Wut auf die Rennradler steigt

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Isar Radler

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https://www.sueddeutsche.de/muenche...t-rennradfahrer-anwohner-eskaliert-li.3274538

Konflikt zwischen Rennradfahrern und Anwohnern in Oberhaching verschärft sich


Iris Hilberth

9–11 Minuten


Gegenüber der Nußbaum Ranch im Perlacher Forst hängt seit einiger Zeit ein großes Banner am Zaun. Dort heißt es: „In Bestzeit dein Bike verkaufen.“ Zwei Rennradfahrer sind darauf abgebildet und bei flüchtigem Betrachten könne man meinen, dass hier die Gemeinde Oberhaching für ein gemäßigtes Tempo und mehr Rücksichtnahme wirbt. Eine solche Aktion hat sie nämlich angekündigt, um den schwelenden Konflikt zwischen Rennradlern und Anwohner zu entschärfen.

Doch das Werbeplakat hat eine ganz andere Botschaft. Und die Auseinandersetzung zwischen den sportlichen Fahrern und allen anderen auf und an der Radhauptverbindung hat am vergangenen Sonntag offenbar eine neue Eskalationsstufe erreicht.

An der Nußbaum Ranch flitzen die Rennradler direkt an den Bierbänken vorbei.

An der Nußbaum Ranch flitzen die Rennradler direkt an den Bierbänken vorbei. (Foto: Claus Schunk)
„Alle Münchner: aufpassen Einfahrt Perlacher Forst, Reißzwecken und kleine Nägel ausgelegt, 5/15 Räder aktuell betroffen.“ So lautete ein Post, der vergangenes Wochenende unter Rennradfahrern im Internet geteilt wurde. Auch an der Nußbaum Ranch, ein Kiosk mit kleinem Biergarten unweit der nördlichen Ortsgrenze von Oberhaching, hat man davon gehört.

Einer der Stammgäste, der an diesem ruhigen Morgen unter der Woche gerade der Chefin hilft, die Sonnenschirme aufzuspannen, hatte das auch mitbekommen. „Ja, eine Radfahrerin aus einer Gruppe hat uns am Sonntag zugerufen, dass da Nägel liegen“, sagt er. Und schüttelt den Kopf. Dass es nun so weit kommen musste. Klar ärgere er sich auch über die Rücksichtslosen unter den Rennradlern. Über diejenigen, die noch mal ordentlich in die Pedalen treten, wenn sie auf die Bahn-Unterführung zusteuern. Über diejenigen, die knapp an den Biertischen vorbeirasen. Richtig gefährlich sei das. Aber Nägel!

Der Konflikt zwischen den sportlich ambitionierten Rennradgruppen und den Anwohnern der Linienstraße in Oberhaching hat sich mit dem Boom des Radsports arg zugespitzt. Die Gemeinde selbst hatte einst den Ausbau der Radhauptverbindung mit ihrem glatten Asphalt angeschoben, der Landkreis München hat ihn verwirklicht. Man wollte damit die Menschen zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad bewegen, schließlich war Oberhaching eine der ersten zertifizierten fahrradfreundlichen Kommunen in der Region.

Doch neben denjenigen, die hier zur Arbeit radeln, sind inzwischen hauptsächlich Rennradgruppen anzutreffen. Die Strecke ist stark frequentiert, Überholmanöver oft gefährlich. Denn so breit wie ein echter Radschnellweg ist diese Route durch den Perlacher Forst nicht. Und wem es mitunter wichtiger als die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer ist, das Tempo zu halten und nach der Trainingsrunde ein gutes Ergebnis auf der App ablesen zu können, zieht schnell den Unmut und inzwischen sogar den Zorn auf sich.

Das Polizeipräsidium München weiß von dem Vorfall mit den verstreuten Nägeln

Julian Certain, Rennradfahrer und Anwohner in Oberhaching, kennt das Problem schon lange. Am vergangenen Sonntagmorgen wartete er wie so oft an der Kugler Alm auf seine Gruppe, die stets in Giesing am Waldrand startet, und der er sich dann nahe dem bekannten Biergarten anschließt, um weiter ins Oberland zu fahren. Diesmal hatten seine Trainingskollegen Verspätung. Der Grund waren offenbar die Nägel auf der Fahrbahn. So zumindest haben seine Mitfahrer ihm berichtet. Die Polizei sei da gewesen. Er selbst aber hat die Nägel nicht gesehen.

Im Polizeipräsidium München weiß man von dem Vorfall. Es liege eine Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr auf der Oberbiberger Straße vor – so heißt die Radverbindung offiziell –, teilt ein Sprecher mit. Mehrere Fahrräder sollen betroffen sein. Die Kollegen der Polizeiinspektion 23 in Giesing seien rausgefahren, Nägel haben sie aber keine mehr gefunden. Eine Lappalie ist ein derartiges Delikt nicht. Laut des Strafgesetzbuchs muss jemand, der durch eine solche Handlung „Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet“, mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe rechnen.

Das Landratsamt München, das für den Weg durch den Forst zuständig ist, hat bisher keine Information über Nägel auf der Straße. „Wir kehren dort turnusmäßig dreimal im Jahr, die nächste Kehrung ist für kommende Woche geplant“, sagt Behördensprecherin Christine Spiegel. Wenn das Landratsamt wüsste, dass dort Nägel herumlägen, würde es sofort reagieren.

An der Kugler Alm wollen die Oberhachinger Kommunapolitiker den Rennradlern am Samstag ins Gewissen reden.

An der Kugler Alm wollen die Oberhachinger Kommunapolitiker den Rennradlern am Samstag ins Gewissen reden. (Foto: Claus Schunk)
Klar ist aber, dass solche Meldungen die Stimmung anheizen, ausgerechnet eine Woche, bevor die Gemeinde an der Kugler Alm einen Aktionstag geplant hat. Mit dem Motto „Mehr Rücksicht – gemeinsam statt gegeneinander“ ist die Veranstaltung am Samstagvormittag, 28. Juni, überschrieben. Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), Gemeinderäte, Vertreter von Polizei und Radsportvereinen wollen die rasenden Radler abpassen und ihnen ins Gewissen reden.

Eine Demo soll das nicht sein. „Es geht nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger zu mahnen, sondern um einen respektvollen Dialog, der zu mehr gegenseitigem Verständnis führt“, teilt die Gemeinde mit. Man will nicht mehr hinnehmen, dass einige Radler mit großer Geschwindigkeit unterwegs sind, auf Gehwegen fahren oder durch Nebeneinanderfahren so viel Platz auf der Straße einnehmen, dass Autos kaum vorbeikommen. Es geht um riskante Situationen an Ausfahrten, gefährliche Situationen für Kinder und ältere Menschen sowie den allgemeinen Verlust an Sicherheit und Rücksichtnahme. Und weil man überzeugt ist, dass Reden allein wohl nicht hilft, werden gerade drei Fahrbahnschwellen zur Temporeduzierung auf die Linienstraße geschraubt.

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Fahrrad-Boom​

Auf der beliebten Strecke an der Kugler-Alm kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen. Weil sich die Gemeinde Oberhaching nicht mehr anders zu helfen weiß, setzt sie jetzt auf Bodenschwellen. Auch andernorts im Münchner Süden kennt man das Problem und blickt gespannt auf das Pilotprojekt.
Es ist ein weiterer Versuch, das Problem in den Griff zubekommen, mit dem man sich im Rathaus immer mehr überfordert fühlt. Julian Certain, der Rennradler aus Oberhaching, findet, Verbote und Blockaden seien nicht der richtige Weg. Es müsse ein echtes Lösungskonzept her, etwa mit einer westlichen Umfahrung der Oberhachinger Wohngebiete durch den Wald. Daran arbeitet man in der Gemeinde schon länger. Die jüngste Machbarkeitsstudie hat allerdings überhaupt nichts gebracht.

Certain fährt schon seit vielen Jahren in einer Gruppe, er weiß, dass das viel Konzentration und Rücksichtnahme verlangt. Man müsse das üben und einer das Kommando übernehmen. Aber er stellt fest, dass es immer wieder Fahrer gibt, die das entweder nicht beherrschen, oder die durch Fehleinschätzungen brenzlige Situationen herbeiführen. Die überholen, wo es zu eng ist, die zu dicht vorbeifahren.

Heinz hatte genau durch ein solches Fehlverhalten vor zwei Jahren einen schweren Fahrradunfall. Ein Rennradler war an der Unterführung bei der Nußbaum Ranch nahezu ohne Abstand an ihm vorbeigezogen, sodass er gegen seine Schulter stieß. Der damals 61-Jährige stürzte von seinem Fahrrad. Heinz will nicht, dass sein Nachname in der Zeitung steht, aber er zeigt Fotos der Folgen seines Sturzes auf seinem Handy: Gehirnerschütterung, Jochbeinbruch, Schlüsselbeinbruch, Halswirbelbruch, zahlreiche große Blutergüsse – um nur die schlimmsten Verletzungen aufzuzählen. Früher ist er viel Mountainbike gefahren, auch schwierige Trails. Nach dem Unfall hat er sich lange nicht aufs Rad getraut. Jetzt macht er wieder regelmäßige Ausflüge zur Nussbaum Ranch. Aber auch heute sagt er noch: „Die Angst fährt immer mit.“

Gebrauchte Fahrräder will ein Händler aufkaufen, der dieses Banner aufgehängt hat.

Gebrauchte Fahrräder will ein Händler aufkaufen, der dieses Banner aufgehängt hat. (Foto: Claus Schunk)
Der Aufforderung des Banners auf der anderen Straßenseite möchte er trotzdem nicht nachkommen. Dort heißt es: „In Bestzeit dein Bike verkaufen.“ Das ist kein Scherz der Oberhachinger, die jetzt die Räder einfach wegkaufen, um die Fahrer zu reduzieren. Es handelt sich vielmehr um zielgruppenorientierte Werbung eines Händlers für gebrauchte Fahrräder. An dieser Stelle kann er gewiss sein, dass seine Kundschaft vorbeikommt. Wie viele Radler genau, das will der Landkreis jetzt wissen, der am Freitag hier die seine erste Fahrradzählstation installiert.
 

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Re: Die Wut auf die Rennradler steigt
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Toto87

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Erinnert mich stark an den permanenten Stress mit BUND und Pullacher Extremisten, die auf den Isartrails südlich von München andauernd die Wege mit Ästen versperren, so dass die MTB'ler stürzen oder tragen müssen. Der Grund, warum ich irgendwann aufs Rennrad umgestiegen bin. Und nun gibt's da auch Stress...
 
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Vielleicht hilft ein Blick in die Niederlande.
Wenn es dort solche Konflikte gibt, werden keine Schilder aufgestellt, sondern die Wege so angepasst, dass es eben keine Konflikte gibt.

Ich sehe aber in Deutschland kaum den Willen, wirklich nachhaltig etwas zu ändern. Alle sollen Radfahren, aber bitte ohne andere Verkehrsteilnehmer zu stören oder auch Platz wegzunehmen.
 
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Vielleicht hilft ein Blick in die Niederlande.
Wenn es dort solche Konflikte gibt, werden keine Schilder aufgestellt, sondern die Wege so angepasst, dass es eben keine Konflikte gibt.

Ich sehe aber in Deutschland kaum den Willen, wirklich nachhaltig etwas zu ändern. Alle sollen Radfahren, aber bitte ohne andere Verkehrsteilnehmer zu stören oder auch Platz wegzunehmen.
Wäre es in den Niederlanden, dann hätte die Nussbaumranch einen kleinen Stand an der Fahrbahn, wo sie volle Mousettes mit Verpflegung für die ganzen Radteams verkaufen würden... 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht hilft ein Blick in die Niederlande.
Wenn es dort solche Konflikte gibt, werden keine Schilder aufgestellt, sondern die Wege so angepasst, dass es eben keine Konflikte gibt.

Ich sehe aber in Deutschland kaum den Willen, wirklich nachhaltig etwas zu ändern. Alle sollen Radfahren, aber bitte ohne andere Verkehrsteilnehmer zu stören oder auch Platz wegzunehmen.
Das klassiche Auto-schnell-Fahrer Argument, passt bitte die Straße an meien Fahrweise an. Ich will nicht gezwungen sein Rücksicht zu nehmen.

Da gibts einen Superradweg und einige Idioten auf Rennrädern schaffen es das Teil für alles Anderen madig zu machen.
 
Gerade mit der deutschen Politik ist doch sowas wie "wir machen den Radweg doppelt so breit" nicht machbar. Ausschreibungen, dann 400 Gerichtsverfahren weil 3 Ameisenhaufen 18 mal umgesiedelt werden müssen, dann findet man bestimmt noch eine bedrohte Tierart die am Radweg nistet etc.

Hatte das mit den Nägeln auf Insta gesehen - unfassbar. Da kann man eigentlich nur Kameras aufstellen und die Herren/Damen/Arschlöcher anschließend Anklagen.
 
Ich komme zwar nicht aus München, war aber schon mit dem Rennrad dort und bin auch den Perlacher-Forst und auch den Isarradweg mit dem Renner gefahren. Was tatsächlich stimmt ist, dass es dort unfassbar voll ist, was aber auch für die komplette Stadt München gilt. Der Forst ist da sozusagen die "Rennstrecke" aus München heraus. Eigentlich ist der Weg auch grundsätzlich m.E. nach breit genug. Hier spitzt sich der Konflikt eben zu, wenn zu viele verschiedene Gruppen auf einmal auf diesem Weg unterwegs sind. Da mischen sich Rennradler, schnelle Gruppen, E-Bike Rentner, normale Radausflüger und Inlineskates (ja die gibt es tatsächlich noch) und jeder mit seiner eigenen Geschwindigkeit. Da ist man als Rennradler schnell der "Rambo", weil man eben mit 30 km/h fährt.
Man muss sich da halt klar machen, dass durch den allgemeinen Radboom sehr viele Leute auf Rädern unterwegs sind, die es eben nicht gewohnt sind mit über 30 km/h dicht an dicht zu fahren oder überholt zu werden. Dass man an Lokalitäten mit viel Publikum nicht blind durchballert, ist glaube ich auch einleuchtend.
Es ist dort einfach unfassbar voll, weil es eben auch die einzige Strecke ohne Autos raus aus München ist. Die Münchner mögen mich korrigieren, wenn das falsch sein sollte.
Abhilfe schafft da aus meiner Sicht nur in den Randzeiten zu fahren, wenn man "ballern" will.

Aber das Nägel und Co. gar nicht gehen braucht man auch nicht zu erwähnen. Das erinnert mich als auch Mountainbiker wirklich an Nagelbretter auf Trails. Was kommt als nächstes, das quer gespannte Seil?!
 
Naja es gibt eben auch auf den Rennrädern Idioten...mehr als genug. Man kann sich für eine Teilstrecke die voll und eng ist einfach mal zum Wohle der Allgmeinheit zurücknehmen. Stichwort Rücksichtnahme!

Heißt natürlich nicht, dass man Nägel streuen muss.....das geht halt gar nicht und sollte hart bestraft werden, wenn Täter/Täterin ermittelt werden kann.
 
Bei Nägeln und Reißzwecken liegt der Schaden nicht nur bei Rennrädern.
 
Das klassiche Auto-schnell-Fahrer Argument, passt bitte die Straße an meien Fahrweise an. Ich will nicht gezwungen sein Rücksicht zu nehmen.

Da gibts einen Superradweg und einige Idioten auf Rennrädern schaffen es das Teil für alles Anderen madig zu machen.
Noch einer der es nicht verstanden hat. Es geht nicht um Rücksicht, sondern um Anpassung der Verkehrsinfrastruktur, um das Rad als vollwertigen, sicheren Ersatz zum Auto nutzen zu können.

Und diese Veränderungen bedingen es, anderen Verkehrsteilnehmer, insbesondere dem Auto aber auch Wanderern, Fussgängern etc, Platz wegzunehmen.

Wenn man die Konflikte verhindern will, wie zB in München, muss die Politik dies den Menschen auch so deutlich erklären und ggf. die Wege ausbauen.

Zur Not muss eine Autostraße umgebaut werden.
 
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