Bei der Diskussion von Zonen, sollte man bedenken, dass es keinen allgemeingültigen Konsens darüber gibt, wie Trainingszonen definiert sind. Die Definition von Zonen ist auch nicht nur eine wissenschaftliche Frage, sondern eine pragmatische, die offenkundig auch abhängig von ökonomischen Interessen ist. INSCYD behauptet z.B., Expertenmeinung sei, man könne z.B. Zone 2 nicht nach Hf oder Leistung ermitteln (
https://inscyd-com.translate.goog/a...tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=rq ). Welche Experten diese Meinung vertreten, wird aber natürlich nicht gesagt. Dass es bei dieser Behauptung hauptsächlich darum geht, Kunden irgendeine Laktatdiagnostik zu verkaufen, ist bestimmt nur eine böse Unterstellung von mir ...
Ein Schlaglicht auf die Problematik der Zonen warf in letzter Zeit die Hype-Diskussion um die ominöse Zone 2 von San Milan. Da gab es in Foren längliche Diskussionen, ob Zone 2 bei San Milan unter oder über der aeroben Schwelle liegt (=> erst Anstieg des Basislaktats unter Belastung). Verbreitet scheint mittlerweile die Interpretation, dass Milans "Zone 2" Bereiche einschließt, die bei anderen schon als Zone 3 definiert werden. (Auf der INSCYD-Website wird - dazu passend - San Milans Zone 2 bei 1,7-1,9mmol verortet und erwähnt, dass dies oft über der aeroben Schwelle trainierter Sportler liege.)
Unterm Strich ist die Befassung mit Trainingszonen, insbesondere der Versuch, exakte Grenzen zu definieren, ein Rattenloch. Man kann sich da leicht in Details verlieren und das Gesamtbild des Trainings aus den Augen verlieren. Wie ich hier schon mehrfach schrieb, kommt es mMn nicht auf die exakte Einhaltung irgendwelcher Zonen an, sondern darauf, dass man den "physiologischen Charakter" von Trainingseinheiten versteht und diese entsprechend umsetzen kann. Leistungsdiagnostiken können dabei helfen, suggerieren aber oft eine Scheingenauigkeit und führen dadurch leicht in die Irre. Hinzu kommt, dass die bei LDs und Trainingszonen-Bestimmung eingesetzten Schwellenkonzepte (wie auch das weiter oben angehängte Schaubild schon illustiert) wenig zuverlässig und keinesfalls einfach austauschbar sind. Schließlich darf auch nicht übersehen, dass sich die Vorstellung über die Rolle des Laktats seit Aufkommen der ersten Laktatschwellenkonzepte durchgreifend verändert hat, aber man zugleich die Mechanismen im Zusammenhang mit Laktatproduktion immer noch nicht vollständig versteht. Es gibt deswegen Wissenschaftler, die die Nutzung von Laktatschwellen grundlegend ablehnen und zur Trainingssteuerung stattdessen auf das Critical Power-Konzept verweisen (
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33112439/)
Unter Strich bietet eine reine Laktatdiagnostiken im Vergleich zur Ableitung von FTP und Zonen aus All Out-Test oder Critical Power keinen echten Mehrwert. Wer eine LD machen will, sollte gleich eine Spiro mitmachen. Das lernt man dann wenigstens noch ein bisschen was.