Woher gibts diese Zahlen?
Selbst gesammelt. Wie, steht alles auf der Webseite. Die (nahezu) Vollständigkeit des Datensatzes ist geprüft durch Vergleich mit den Zahlen der amtlichen Unfallstatistik. Im Gegensatz zur amtlichen Statistik bleiben aber die Parameter der Einzelereignisse (Alter, Geschlecht, Fahrzeugarten, Ortslage, Hergang...) weiter verknüpft erhalten und werden nicht nachträglich voneinander getrennt, wie es die übliche eindimensionale Auswertung der Polizeistatistiker betreibt, wodurch die Datei jederzeit frei kombinierte neue Abfragen erlaubt. Ergänzt werden die Angaben durch die Postleitzahl, das Bundesland, den Kreis, die subjektive Schuldverteilung und die Einwohnerzahl. Die Auswertung läuft seit mittlerweile über 11 Jahren, so dass etwaige longitudinale Trends seriös erkennbar werden (die Polizei macht ja sehr gerne in ihren Jahresbilanzen mittels Vorjahresvergleich eine Regression über zwei Datenpunkte, was in Verbindung mit den kleinen Stichproben der Polizeidirektionen reinste Kaffeesatzleserei ist...). Beim jährlichen Abgleich der aus der laufenden Tagespresse gezogenen Meldungen mit dem OpenData-Bestand im Destatis Unfallatlas finden sich zwar regelmäßig noch über 50 Ereignisse, wo die Todesmeldung übersehen wurde oder keine verbreitet wurde. Das wird aber nachrecherchiert und ergänzt. Unter den Nachträgen sind Fälle von Auffahren von hinten im Vergleich zur Quote im Ad-Hoc-Bestand sehr deutlich unterrepräsentiert. Über tödliche Auffahrunfälle wird die Öffentlichkeit als viel besser auf dem Laufenden gehalten als über die vielen anderen möglichen Fahrrad-Tragödien.
Der Datensatz ist Public Domain; jeder darf die verlinkte Tabelle nach Herzenslust herunterladen, weiterverbreiten, selber ausschlachten, neu sortieren oder bewerten, solange er das unter Angabe der Quelle tut (Letzteres macht der ADFC leider nicht, wenn er z.B. in Pressemitteilungen über Rechtsabbiegeunfälle
ganz offensichtlich mit den gezogenen Daten hausieren geht).
Den Daten zufolge scheidet schonmal ein Großteil der deutschen Fahrradunfälle für "Überholen in Großstädten" von vorneherein aus (Alleinunfälle, Unfälle mit anderen Gegnern als KFZ, KFZ-Unfälle außerorts bzw. in Dörfern, Klein- und Mittelstädten). Der verbleibende kleine Rest, der mit KFZ in Großstädten passiert, wird zudem medial sehr engmaschig begleitet, da in größeren Städten die Lokalredaktionen regelmäßig mit eigenen Recherchen und Bildmaterial den Polizeibericht bestätigen/ergänzen. In den belebten Großstädten finden sich regelmäßig auch direkte Zeugen des Ereignisses. In 2022 gab es insgesamt 50 tödliche Radunfälle innerhalb von deutschen Großstädten, davon 14x LKW-Rechtsabbieger gegen parallel auf Radführungen geradeausfahrende Radfahrer, 5x Fahrbahnquerung vom Bürgersteig/Radweg aus, 9x Vorfahrtfehler (50:50 Rad/KFZ Schuld), 4x Fehler beim Einfahren in die Fahrbahn (alles durch KFZ) sowie 17 Fälle mit einer inhomogenen, aber sicher als nicht "überholen" zuordnenbarem Hergang (Summe = 50).