Servus Lusche,
in einigen Dingen hast Du ja recht, aber auch bei einem stark ausgeprägtem Hang zu spitzen Formulierungen sollte man und solltst Du bitte keinen Unsinn schreiben. Der Themenstarter hat beschlossen, nie ohne
Helm zu fahren und diese Entscheidung ist gut. Es existierte auch kein Zwang, hier eine neue Helmdiskussion loszubrechen, wie Du es versucht hast, und das dann auch noch mit einer Falschmeldung. Ich kann Dir versichern, daß auch schon vor dreißig Jahren Menschen mit
Helm gefahren sind, persönlich kenne ich deren zwei, einer davon bin ich. Insofern bist Du mit Deinem Allsatz auf dem Holzweg. Allsätze sind insofern und prinzipiell problematisch, als sie eine Gewißheit suggerieren, die es nicht gibt, und deshalb ohne Geltung. _Ich_ habe mir 1984 oder 1985 einen Bell-
Helm zugelegt. Der war sauteuer, sauschwer und sauunbequem. Trotzdem säße ich ohne nicht hier, denn 1986 auf der kurzen Probefahrt um den Block ging es mit der Schläfe auf die scharfe Bordsteinkante, als der behämmerte Rentner ohne zu schauen rückwärts aus der Ausfahrt fuhr. Zwischen Schläfe und Bordsteinkante war der
Helm.
Hausratversicherungen oder Feuerversicherungen braucht man Deiner verqueren Logik nach dann auch nicht, denn von 50 Millionen Häusern in Deutschland (oder wieviel es sein mögen) brennt so gut wie keins ab. Auch rechnet niemand, der eine Feuerversicherung für sein Haus abschließt, damit, daß die Bude demnächst abfackelt. Trotzdem haben die meisten Hauseigentümer seltsamerweise eine Feuerversicherung. Dito Haftpflicht, Kasko etc. Auch hier: Die Mehrzahl der Versicherten wird die Leistung nicht in Anspruch nehmen, und trotzdem kündigt niemand. Deine Argumentation mit der großen Zahl ist grundsätzlich falsch: Es stimmt, daß zwei oder zwanzig oder xy Millionen Fahrradfahrer ohne
Helm überleben, Diese statistischen Daten nützten dem einen Toten, dem es die Rübe zermatscht hat, aber genau gar nichts. Du produzierst hier einen typischen Fall von Kategorienverwechslung: Ja, die Wahrscheinlichkeit, daß Deine Birne ohne
Helm zu Brei zermatscht wird, ist sehr gering. Aber: nein, trotzdem kann es Dich, und genau Dich, treffen. Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto sechs Richtige zu haben, liegt bei ca. eins zu vierzehn Millionen. Im Grunde also bei eins zu unendlich. Und trotzdem gewinnt fast jede Woche einer. Aber auch dieser Eine konnte vorher nicht "damit rechnen". Fazit: Man sollte mit Wahrscheinlichkeiten nur dann argumentieren, wenn man das Prinzip verstanden hat.
Du kannst gegen Helme gerne mit ästhetischen, Bequemlichkeits-, Unlustgefühls- oder Was-Weiß-Ich-Argumenten reden, aber bitte nicht mit falsch verstandenen Zahlen.
Was mich übrigens bei der Diskussion über
Helm/Nichthelm besonders stört, ist das Geschwindigkeitsargument. "Ich fahre ja nicht schnell". Genau diese Leute brauchen einen
Helm. Wenn Du im Stillstand mit Deiner Birne auf den Asphalt knallst, beschleunigt dieselbe auf etwas mehr als 40 km/h. Das reicht. Bist Du mit 30 km/h auf dem Rad unterwegs, hast Du beim allfälligen dreifachen Molcho Hautabschürfungen (sofern kein Baum im Weg). Der Asphalt im Stillstand oder bei fünf km/h ist immer da, Bäume sind dies nicht.
Mach' also den jungen Mann nicht kirre, der bekommt sowieso hier genug um die Ohren. Gottseidank scheint er nicht zur histerischen Spezies zu gehören, sondern noch einen Rest Selbstdenkens kultivieren.
Gruß
H.