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Wissenschaftliche Arbeiten & Artikel zu Training und Physiologie etc.

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Re: Wissenschaftliche Arbeiten & Artikel zu Training und Physiologie etc.
Hilfreichster Beitrag geschrieben von pjotr

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Den Anfang macht eine auf den ersten Blick etwas obskure, auf den zweiten Blick aber hochinteressante Arbeit, die sich mit der Frage befasst, wie sich ein voller Darm auf die Leistung auswirkt. Die Autoren ließen Triathleten entweder mit oder ohne vorherigen Stuhlgang einen Time to Exhaustion - Test bei einer Intensität von 80% der VO2max absolvieren. (80% der VO2max dürfte bei vielen Sportlern eine Intensität sein, die um oder etwas über der FTP liegt.) Die durchschnittliche TTE war nach Stuhlgang um rund 5 min. länger, als ohne, allerdings zeigten nicht alle Probanten eine längere TTE, bei 3 der 13 Sportler gab es keine Unterschiede bzw. eine Verschlechterung). Die Autoren untersuchten dabei auch die Blutversorgung im Gehirn und Unterleib und den Blutdruck und stellten eine geringe aber signifikante Abnahme des Bluttdrucks nach dem Toilettengang fest.

Ergebnisse
1) Defecation resulted in greater blood pooling to the prefrontal brain during exercise than non-defecated condition;
2) Pre-exercise defecation significantly improved high-intensity endurance performance;
3) Defecation increased sub-navel oxygen consumption during exercise than non-defecated levels, evidenced by significantly lower oxygenation at similar levels of blood distribution;
4) Decreased blood pressure after defecation suggests a decreased regulatory burden to the autonomic nervous activity. The results of the study suggest that the improved endurance performance of elite triathletes after defecation is associated with blood-sparing effect to the prefrontal brain.

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15502783.2023.2206380

Vermutlich gibt es jetzt ein paar Schenkelklopfer-Kommentare, aber die Studie hat durchaus große praktischen Relevanz, denn sie unterstreicht, dass man vor Wettkämpfen Aufstehen, Frühstück etc. so planen sollte, dass man vorher noch zur Toilette gehen kann und dass das tatsächlich zu meßbar besserer Leistung beiträgt.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von pjotr

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Vermutlich gibt es jetzt ein paar Schenkelklopfer-Kommentare, aber die Studie hat durchaus große praktischen Relevanz, denn sie unterstreicht, dass man vor Wettkämpfen Aufstehen, Frühstück etc. so planen sollte, dass man vorher noch zur Toilette gehen kann und dass das tatsächlich zu meßbar besserer Leistung beiträgt.
Nein, nichts läge mir ferner, als jetzt Tom Dumoulin oder Jan Ullrich als Beispiele anzuführen, dass man dies erstens auch im Rennen noch nachholen kann, und es zweitens anschließend klar ersichtlich besser lief.

Bin gespannt auf den Thread, gern mehr, bzw. dies halt als eine Sammelstelle für "sowas". 🤗
 
Nein, nichts läge mir ferner, als jetzt Tom Dumoulin oder Jan Ullrich als Beispiele anzuführen, dass man dies erstens auch im Rennen noch nachholen kann, und es zweitens anschließend klar ersichtlich besser lief.
Schön, dass auf die üblichen Verdächtigen hier doch Verlass ist. 🤣
 
Vermutlich gibt es jetzt ein paar Schenkelklopfer-Kommentare, aber die Studie hat durchaus große praktischen Relevanz, denn sie unterstreicht, dass man vor Wettkämpfen Aufstehen, Frühstück etc. so planen sollte, dass man vorher noch zur Toilette gehen kann und dass das tatsächlich zu meßbar besserer Leistung beiträgt.
Willst Du, dass solche Studien hier auch diskutiert werden, oder soll es lieber bei einer reinen Materialsammlung bleiben? Ich frage mal lieber nach, denn nach aufmerksamem (und ernsthaftem) Lesen bleibt an der Studie nicht mehr viel übrig ... ;-)

... was wiederum keinesfalls bedeuten sollte, dass man vor dem Wettkampf nicht k***en sollte. ;-)
 
Was em Ende dennoch bliebe, wäre natürlich der Gewichtsvorteil, der sich per Watt/Kg direkt auswirkt. Vegetarier sind hier übrigens klar im Vorteil, bzw. dementsprechend im Nachteil, wenn sie sich nicht entleeren:

"Europäer haben in der Regel tägliche Stuhlgewichte von 100−200 g; Vegetarier infolge des höheren Ballaststoffanteils in der Nahrung bis 350 g. Die Menge des bei einem einzigen Stuhlgang ausgeschiedenen Materials kann im Einzelfall auch bis zu 1 kg betragen."
 
Mir ist nicht ganz klar wozu man für sowas eine Studie benötigt. Wenn es drückt und die Hämorrhoiden Schwerstarbeit leisten müssen um den Darminhalt drinnen zu lassen, ist es fast schon selbsterklärend dass der Körper negativ reagiert. Zumal man sich dann auch darauf konzentriert dicht zu bleiben.
 
@pjotr Ich bin erstaunt, welche erfrischende Studie du zum Auftakt des Threads ausgewählt hast. Damit spricht man endlich mal einen größeren Leserkreis an.
 
Willst Du, dass solche Studien hier auch diskutiert werden, oder soll es lieber bei einer reinen Materialsammlung bleiben? Ich frage mal lieber nach, denn nach aufmerksamem (und ernsthaftem) Lesen bleibt an der Studie nicht mehr viel übrig ... ;-)

... was wiederum keinesfalls bedeuten sollte, dass man vor dem Wettkampf nicht k***en sollte. ;-)
Wenn Du substanielle Anmerkung hast, warum nicht?
 
Mir ist nicht ganz klar wozu man für sowas eine Studie benötigt. Wenn es drückt und die Hämorrhoiden Schwerstarbeit leisten müssen um den Darminhalt drinnen zu lassen, ist es fast schon selbsterklärend dass der Körper negativ reagiert. Zumal man sich dann auch darauf konzentriert dicht zu bleiben.
Schön, dass es Menschen gibt, die schon alles wissen. Für die ist dieser Faden natürlich nix. Sorry, not sorry.
 
Wenn Du substanielle Anmerkung hast, warum nicht?
Na dann: die Zone, die 3 inch (ca. 7,6 cm) unter dem Nabel angeblich eine hohe Stoffwechselaktivität aufweist, ist in Frontal- und Seitprojektion schlicht und ergreifend die Harnblase. Dass ein guter Teil des 18F-FDG-Tracers über die Niere via Harnblase ausgeschieden wird, ist kein Geheimnis (https://flexikon.doccheck.com/de/18F-Fluordesoxyglucose). Daraus eine Region zu zaubern, in der die Sauerstoffsättigung eine besondere Rolle spiele, ist bestenfalls lustig, zeigt aber, dass die Autoren ihre Methoden mit an 0 grenzendem Sachverstand anwenden. Alle Daten zu Hämoglobin und Oxygenierungen sind auf Anfangspunkt und Zeiten "totnormiert". Ein Vergleich zum Zeitverlauf ohne Belastung fehlt. Ein cerebrales und "sub navel" Hämoglobin wird in Mikrometern ausgedrückt!? In der Harnblase findet sich hoffentlich gar kein Hämoglobin! Man kann auch einfach aus Eigenerfahrung heraus konstatieren, dass das Absetzen festen Kotes schwerlich von einer Blasenentleerung entkoppelbar ist. Somit ist von unterschiedlichen Füllständen der Harblase auszugehen, was die dortige NIR-Spektroskopie zur Nonsense-Methode macht.

Nicht ganz so leicht zu falsifizieren ist die Aussage, dass die Durchblutung vorderer Hirnanteile ("prefrontal cortex") mit einer Erschöpfung in Zusammenhang stehe. Die (kausale) Evidenz dafür ist allerdings mindestens ebenso zweifelhaft und wird auch durch die Arbeit nicht weiter untermauert. Korrelationen begründen keinesfalls eine Kausalität. Die in der Conclusion zu lesenden Sätze sind in jedem Fall Unfug: "... pooling more blood for the prefrontal brain to compensate increased oxygen utilization during high-intensity cycling." oder: "... allowing efficient blood allocation towards the prefrontal brain region to sustain muscle contractions." gehen davon aus, dass heftiges Treten eine besondere Energieanstrengung des präfrontalen Hirnbereichs erfordere, was - wenn es wahr wäre - eine revolutionäre Entdeckung wäre. Übrigens der Prä-Motorkortex und der Motorkortex liegen weiter hinten und werden von der NIR-Spektroskopie sicher nicht miterfasst.

Die time-to-exhaustion-Verbesserungen sind in einem cross-over-Design ermittelt worden, wobei "vergessen" wurde, die individuellen Verbesserungen bzw. Verschechterungen für allfällige Confounder (interferierende Begleitfaktoren) zu korrigieren. Alleine die Gewöhnung an den Test nach einer Woche könnte bereits begründen, warum ein Teil der Kandidaten zum zweiten Testzeitpunkt besser wurden. Welche der Kandidaten aber zur ersten versus der zweiten Gruppe zugeordnet waren, also ob die Verbesserung stärker durch die Testwiederholung oder durch die Defäkation bedingt sein mag, wird tunlichst verschwiegen. Wenn man mal vom Unsinn des ganzen Oxygenierungs-Parts der Studie absieht, könnte die rein empirische Feststellung einer verbesserten time-to-exhaustion noch einen Rest-Erkenntniswert bieten. Daher wäre es schön gewesen, hätte man die Rohdaten besser offengelegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier eine Untersuchung zum Vergleich von kurzer Ausdauertrainigsbelastung mit und ohne 30s Sprintausdauerreize auf die Signalwege in den Mitochondrien.
Stichwort Priming: Was bringen kurze Sprints in einer kurzen L2 Einheit.
 

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  • LIT_Combined speed endurance and endurance exercise amplify.pdf
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Na dann: die Zone, die 3 inch (ca. 7,6 cm) unter dem Nabel angeblich eine hohe Stoffwechselaktivität aufweist, ist in Frontal- und Seitprojektion schlicht und ergreifend die Harnblase. Dass ein guter Teil des 18F-FDG-Tracers über die Niere via Harnblase ausgeschieden wird, ist kein Geheimnis (https://flexikon.doccheck.com/de/18F-Fluordesoxyglucose). Daraus eine Region zu zaubern, in der die Sauerstoffsättigung eine besondere Rolle spiele, ist bestenfalls lustig, zeigt aber, dass die Autoren ihre Methoden mit an 0 grenzendem Sachverstand anwenden. Alle Daten zu Hämoglobin und Oxygenierungen sind auf Anfangspunkt und Zeiten "totnormiert". Ein Vergleich zum Zeitverlauf ohne Belastung fehlt. Ein cerebrales und "sub navel" Hämoglobin wird in Mikrometern ausgedrückt!? In der Harnblase findet sich hoffentlich gar kein Hämoglobin! Man kann auch einfach aus Eigenerfahrung heraus konstatieren, dass das Absetzen festen Kotes schwerlich von einer Blasenentleerung entkoppelbar ist. Somit ist von unterschiedlichen Füllständen der Harblase auszugehen, was die dortige NIR-Spektroskopie zur Nonsense-Methode macht.

Nicht ganz so leicht zu falsifizieren ist die Aussage, dass die Durchblutung vorderer Hirnanteile ("prefrontal cortex") mit einer Erschöpfung in Zusammenhang stehe. Die (kausale) Evidenz dafür ist allerdings mindestens ebenso zweifelhaft und wird auch durch die Arbeit nicht weiter untermauert. Korrelationen begründen keinesfalls eine Kausalität. Die in der Conclusion zu lesenden Sätze sind in jedem Fall Unfug: "... pooling more blood for the prefrontal brain to compensate increased oxygen utilization during high-intensity cycling." oder: "... allowing efficient blood allocation towards the prefrontal brain region to sustain muscle contractions." gehen davon aus, dass heftiges Treten eine besondere Energieanstrengung des präfrontalen Hirnbereichs erfordere, was - wenn es wahr wäre - eine revolutionäre Entdeckung wäre. Übrigens der Prä-Motorkortex und der Motorkortex liegen weiter hinten und werden von der NIR-Spektroskopie sicher nicht miterfasst.

Die time-to-exhaustion-Verbesserungen sind in einem cross-over-Design ermittelt worden, wobei "vergessen" wurde, die individuellen Verbesserungen bzw. Verschechterungen für allfällige Confounder (interferierende Begleitfaktoren) zu korrigieren. Alleine die Gewöhnung an den Test nach einer Woche könnte bereits begründen, warum ein Teil der Kandidaten zum zweiten Testzeitpunkt besser wurden. Welche der Kandidaten aber zur ersten versus der zweiten Gruppe zugeordnet waren, also ob die Verbesserung stärker durch die Testwiederholung oder durch die Defäkation bedingt sein mag, wird tunlichst verschwiegen. Wenn man mal vom Unsinn des ganzen Oxygenierungs-Parts der Studie absieht, könnte die rein empirische Feststellung einer verbesserten time-to-exhaustion noch einen Rest-Erkenntniswert bieten. Daher wäre es schön gewesen, hätte man die Rohdaten besser offengelegt.
Die erste Teile der Kritik finde ich nachvollziehbar, genau genommen bleibt in der Studie weitgehend offen, wie der Zusammenhang zwischen den verschiedenen gemessen physiologischen Parametern sein soll. Die Kritik an den TTE-Tests ist nicht durchweg stichhaltig. Zur Hypothese, dass es sich bei den TTE-Verbesserungen um Gewöhnungseffekte handeln könnte, ist anzumerken, dass es vor den Tests, die für die Ermittlung der Werte herangezogen wurden, bereits eine Woche vorher ein Test zur Eingewöhnung gab. Die Probanden waren also nicht unvertraut mit dem Testprozedere und hatten Gelegenheit, ihr Pacing zu testen.
Außerdem handelte es sich bei den Probanden um hoch "gerankte" Triathleten, die - wie man Tabelle 1 entnehmen kann, diverse Titel gewonnen hatten. Es ist anzunehmen, dass eine solche Probandengruppe mit dem Konzept TTE und der Steuerung der eigenen Intensität aus Wettkämpfen sehr gut vertraut ist.
Dass Argument "Gewöhnung" verliert schließlich als Erklärungsmuster für die Veränderungen vollends an Plausibilität, weil es nicht sinnvoll ist, anzunehmen, dass eine etwaige Gewöhnung an die TTE-Tests nur bei einer der beiden Gruppen stattgefunden haben sollte, um somit die Ergebnisse verzerrt wären.

Die Frage nach Confounding Factors drängt sich beim Ausmapß der Verbesserung der TTE natürlich auf und es wäre schön, mehr Detaildaten zu haben, die kann man aber, wie die Autoren schreiben, durchaus bei ihnen anfordern.
 
Zur Hypothese, dass es sich bei den TTE-Verbesserungen um Gewöhnungseffekte handeln könnte, ist anzumerken, dass es vor den Tests, die für die Ermittlung der Werte herangezogen wurden, bereits eine Woche vorher ein Test zur Eingewöhnung gab. Die Probanden waren also nicht unvertraut mit dem Testprozedere und hatten Gelegenheit, ihr Pacing zu testen.
Außerdem handelte es sich bei den Probanden um hoch "gerankte" Triathleten, die - wie man Tabelle 1 entnehmen kann, diverse Titel gewonnen hatten. Es ist anzunehmen, dass eine solche Probandengruppe mit dem Konzept TTE und der Steuerung der eigenen Intensität aus Wettkämpfen sehr gut vertraut ist.
Das hatte ich in meinen Gedanken sehr wohl schon "eingepreist". Es gab einzelne Sportler, die ohne Defäkation scheinbar besser waren. Wie konnte das sein? Waren das evtl. genau diejenigen, die im crossover-Design erst ohne dann mit Stuhlgang die Tests absolvierten? Wir wissen es nicht. Triathleten sind übrigens nicht immer daran gewöhnt, Intensitäten zu fahren, die bei 80% der P(VO2max) liegen. Leider führt die Normierung auf die gesamt-TTE zu einer gewissen Ergebnisverblindung. Sollten es Zeiten deutlich unter 60 min gewesen sein, dann sind die Triathleten so einen Intensitätsbereich typischerweise nicht gewöhnt und ein einziges Pacing-Training zuvor reicht ggf. nicht aus, um sich ans Maximum heranzutasten. Eine Gewöhnung an diese Belastungsform im Sinne eines Trainingseffektes ist nicht nach einem einzigen Vortest bereits abgeschlossen.
Dass Argument "Gewöhnung" verliert schließlich als Erklärungsmuster für die Veränderungen vollends an Plausibilität, weil es nicht sinnvoll ist, anzunehmen, dass eine etwaige Gewöhnung an die TTE-Tests nur bei einer der beiden Gruppen stattgefunden haben sollte, um somit die Ergebnisse verzerrt wären.
Nein, natürlich nicht. Es gibt immer Streuung in den Daten. Welcher Anteil kommt durch die Zuordnung zu den Gruppen zustande und welcher Anteil durch die Intervention? Du weißt es nicht, ich weiß es nicht, aber die von den Autoren gezogene Schlussfolgerung sollen wir schlucken!? Nein, so funktioniert saubere Wissenschaftsstatistik nicht.
Die Frage nach Confounding Factors drängt sich beim Ausmapß der Verbesserung der TTE natürlich auf und es wäre schön, mehr Detaildaten zu haben, die kann man aber, wie die Autoren schreiben, durchaus bei ihnen anfordern.
Das ist jetzt nicht wirklich unsere Aufgabe, sondern jene der Reviewer oder des Journals selber. Beide (Reviewer und Journal) scheuen leider oftmals solchen Zusatzaufwand, der für eine höhergradige Validierung der Ergebnisse aber relevant wäre.
 
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