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Wie kommt Ihr eigentlich dazu Euch mit den ollen Rädern zu befassen ?

sulka

zementsackzement
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moin, die herren mitschreiber.

wenn ich ein paar laufende fäden der letzten tage betrachte, dann denke ich es wäre vielleicht mal zeit für einen philosopher & pragmatiker gedanken-faden.

da werden komponenten kriterisch sortiert/gesammelt/montiert, es wird am lack gepuhlt, geschliffen, gebeizt, getupft. welche grundierung kommt denn da zu tage ?

was bringt euch dazu an dem alten kram herum zu machen ?

ich fang mal einfach an:
eigentlich wollte ich ja nur ein bischen radfahren. die umständen im allgemeinen und speziellen ergaben, daß im hause für mein ansinnen lediglich ein fast 25 jahre altes rennrad als letzter fahrbereiter vertreter seiner spezies, dem véloziped, zur verfügung stand.
also begann ich meine leibesertüchtigungsübungen zwangsläufig damit ohne besondere gedanken zu verschwenden, außer ob die reifen einigermaßen luft hatten und ob die kette nicht allzu eingerostet ist.
das hat funktioniert. es dauerte eine weile bis ich feststellte, daß heutzutage rennräder äußerlich etwas anders daherkommen. mein wissensstand zum thema begann und endete im wesentlichen mit eddy merckx und der damlas üblichen form von rennvélos welcher das meinige entsprach.
als mein aktionsradius dann maße annahm welche einen besuch eines biergartens als rast rechtfertigten kam mir, als frischgebackenem besitzer meiner ersten radhose, die bekannten fragen entgegen: "stahl !? kann man das noch fahren, die werden doch weich" und "ach herrje, klebereifen - das fährt man ja gar nicht mehr". damals konnte ich mit einem präzisen "hmmm" kontern. ist das nicht normal ?

es war mir eigentlich wurscht. ich wollte radfahren und spätestens nach einer woche wußte ich (keuchend und dampfend) ich wollte fortan nur noch rennrad fahren und das ging mit dem teil für meine zwecke ganz hervorragend. zudem sah es gut aus - das rennrad - eigentlich sogar ganz gut, sehr gut, in wirklichkeit einfach nur geil.

mittlerweile fahre eine weile, die distanzen zu den biergärten haben sich vervielfacht, eigentlich bleibe ich dort gar nicht mehr oft stehen. faahn faahn faahn. und keine sprüche mehr zu weichen stahlrahmen und absurden klebereifen. besser so. ich würde heute wortgewaltig kontern.

natürlich, als bewegungssuchender und technisch interessierter mensch, habe ich gebastelt, probiert, getauscht, mich schlau gelesen und an übungsobjekten die fatalen do-it-yourself fehler ausgiebig erprobt, so manches geschrottet (aber nie an meinem erstrad, nur an dedizierten versuchskarnickeln). ich habe gelernt daß klebereifen schlauchreifen oder boyaux heißen, habe mir die finger in clincherfelgen geklemmt. natürlich habe ich mir auch irgendwann ein alurad mit carbon gabel und ergo-geschalteten zehngang antrieb angeschafft. erst eines für den acker, dann noch eines für die straße, denn irgendwann wollte ich die gemufften stahlrahmen nicht mehr durchs streusalz fahren. jetzt war ich bei den vintage-liebhabern, eigentlich lieber: vintage-fahrern angekommen.
"ah, haste dir endlich ein neues rad zugelegt, war ja zeit"
"ist mein winterrad"
"..... ein ******* als winterrad ???????? du hast doch genug alte räder ...."

ja. was wollte ich eigentlich sagen.
ach ja, warum, wieso die alten räder ?
zum fahren halt. zum spaß haben am fahren. zur freude am geschmeide beim schrauben, zur freude fürs auge beim blitzen der blanken speichen in der sonne, zur freude des unwiederbringbaren charmes des alten lackes !
und warum gerade ein ******* oder ein ***** und warum gerade mit C und mit S und warum stellst du deine lenkerenden nie paralell zum oberrohr ?
gelegenheit macht liebe, fahren macht leidenschaft und die schrägen lenkerenden passen mir besser in die hände. von den langen leinen und rausgezogenen sattelstützen will ich nicht reden.

ja gut. ihr ahnt es. alle meine räder müssen (dürfen) fahren. ich hab freude an den alten und an den neuen. kann mal vorkommen, daß eines eher dekorativ an der wand hängt, aber nur wenn es absehbar ist, daß in der nächsten zeit keine möglichkeit besteht es zu fahren.

mein interesse am objekt ist nicht, was isses wert, wie sah es aus als es neu war, wie war das im katalog, was hat es gekostet.
vielmehr: wie fühlt es sich an, wie geht es um die ecke, natürlich auch wie sieht es aus und auch wie war das damals.
meine gedanken an die historie eines rades befassen sich vielmehr damit, wofür wurde es gebaut, was hat man daran verändert, vielleicht in welchem zeitfenster, wieso und wozu. und für mich ist es wichtig, daß es insgesamt in einer zeitlinie bleibt, stimmig ist ohne mit irgendeiner vorlage stimmig zu sein. daß es klar ist, daß es mein rad ist, daß ich keine rahmennummer brauche um es zu erkennen. letztlich ein stück von mir, denn wenn ich fahre will ich eins damit sein.
das wort "sport" erscheint mir etwas groß, aber letztlich ist es wohl doch sport den ich damit betreibe.
physisch wie psychisch.
und da gerade das letztere gerne mal wexelt ist es mir wurscht ob ich auf einem alten hobel aus den 70rn fahre oder auf einer blechbüxe aus den 10rn (irgendwann werde ich auch einen yogurtbecher treten). ich lege es nicht drauf an, aber ich hinterlasse natürlich auf allen rädern meine spuren, ich schreibe ihre geschichte fort.
"der lackabplatzer am auslaßende ? hoho, da hab ich mich in massenbuch auf die fresse gelegt ;-)"

in diesem sinne. seid nett zu euren rädern, achtet und respektiert sie, und vor allem bewegt sie artgerecht.

und schreibt hier noch ein bischen was rein was euch so antreibt eure finger dreckig zu machen, eure brieftaschen zu leeren.

avec plaisire,
klaus ;-)
 
Verdient jetzt eigentlich eine längere Antwort, aber ich beschäftige mich ja auch noch nicht so lange damit. Ich glaube ich wurde vor 20 Jahren vom meinem Onkel angesteckt, der hat sich damals einen Rennhobel gekauft und das war was ganz besondres! Seit dem schlummerte das Virus in meinem Unterbewusstsein. Rennräder sind für mich elegante, ästhetisch wertvolle Maschinen. Ich kann nix mit den ganz neuen Plastikdingern anfangen. Dazu kommt, das die Materie unglaublich vielschichtig und kompex ist, macht Spass sich da reinzufummeln. Basteln liegt mir außerdem im Blut, ich war mal Waldorfschüler! Und ab...
 

moin, die herren mitschreiber.

wenn ich ein paar laufende fäden der letzten tage betrachte, dann denke ich es wäre vielleicht mal zeit für einen philosopher & pragmatiker gedanken-faden.

da werden komponenten kriterisch sortiert/gesammelt/montiert, es wird am lack gepuhlt, geschliffen, gebeizt, getupft. welche grundierung kommt denn da zu tage ?

was bringt euch dazu an dem alten kram herum zu machen ?

ich fang mal einfach an:
eigentlich wollte ich ja nur ein bischen radfahren. die umständen im allgemeinen und speziellen ergaben, daß im hause für mein ansinnen lediglich ein fast 25 jahre altes rennrad als letzter fahrbereiter vertreter seiner spezies, dem véloziped, zur verfügung stand.
also begann ich meine leibesertüchtigungsübungen zwangsläufig damit ohne besondere gedanken zu verschwenden, außer ob die reifen einigermaßen luft hatten und ob die kette nicht allzu eingerostet ist.
das hat funktioniert. es dauerte eine weile bis ich feststellte, daß heutzutage rennräder äußerlich etwas anders daherkommen. mein wissensstand zum thema begann und endete im wesentlichen mit eddy merckx und der damlas üblichen form von rennvélos welcher das meinige entsprach.
als mein aktionsradius dann maße annahm welche einen besuch eines biergartens als rast rechtfertigten kam mir, als frischgebackenem besitzer meiner ersten radhose, die bekannten fragen entgegen: "stahl !? kann man das noch fahren, die werden doch weich" und "ach herrje, klebereifen - das fährt man ja gar nicht mehr". damals konnte ich mit einem präzisen "hmmm" kontern. ist das nicht normal ?

es war mir eigentlich wurscht. ich wollte radfahren und spätestens nach einer woche wußte ich (keuchend und dampfend) ich wollte fortan nur noch rennrad fahren und das ging mit dem teil für meine zwecke ganz hervorragend. zudem sah es gut aus - das rennrad - eigentlich sogar ganz gut, sehr gut, in wirklichkeit einfach nur geil.

mittlerweile fahre eine weile, die distanzen zu den biergärten haben sich vervielfacht, eigentlich bleibe ich dort gar nicht mehr oft stehen. faahn faahn faahn. und keine sprüche mehr zu weichen stahlrahmen und absurden klebereifen. besser so. ich würde heute wortgewaltig kontern.

natürlich, als bewegungssuchender und technisch interessierter mensch, habe ich gebastelt, probiert, getauscht, mich schlau gelesen und an übungsobjekten die fatalen do-it-yourself fehler ausgiebig erprobt, so manches geschrottet (aber nie an meinem erstrad, nur an dedizierten versuchskarnickeln). ich habe gelernt daß klebereifen schlauchreifen oder boyaux heißen, habe mir die finger in clincherfelgen geklemmt. natürlich habe ich mir auch irgendwann ein alurad mit carbon gabel und ergo-geschalteten zehngang antrieb angeschafft. erst eines für den acker, dann noch eines für die straße, denn irgendwann wollte ich die gemufften stahlrahmen nicht mehr durchs streusalz fahren. jetzt war ich bei den vintage-liebhabern, eigentlich lieber: vintage-fahrern angekommen.
"ah, haste dir endlich ein neues rad zugelegt, war ja zeit"
"ist mein winterrad"
"..... ein ******* als winterrad ???????? du hast doch genug alte räder ...."

ja. was wollte ich eigentlich sagen.
ach ja, warum, wieso die alten räder ?
zum fahren halt. zum spaß haben am fahren. zur freude am geschmeide beim schrauben, zur freude fürs auge beim blitzen der blanken speichen in der sonne, zur freude des unwiederbringbaren charmes des alten lackes !
und warum gerade ein ******* oder ein ***** und warum gerade mit C und mit S und warum stellst du deine lenkerenden nie paralell zum oberrohr ?
gelegenheit macht liebe, fahren macht leidenschaft und die schrägen lenkerenden passen mir besser in die hände. von den langen leinen und rausgezogenen sattelstützen will ich nicht reden.

ja gut. ihr ahnt es. alle meine räder müssen (dürfen) fahren. ich hab freude an den alten und an den neuen. kann mal vorkommen, daß eines eher dekorativ an der wand hängt, aber nur wenn es absehbar ist, daß in der nächsten zeit keine möglichkeit besteht es zu fahren.

mein interesse am objekt ist nicht, was isses wert, wie sah es aus als es neu war, wie war das im katalog, was hat es gekostet.
vielmehr: wie fühlt es sich an, wie geht es um die ecke, natürlich auch wie sieht es aus und auch wie war das damals.
meine gedanken an die historie eines rades befassen sich vielmehr damit, wofür wurde es gebaut, was hat man daran verändert, vielleicht in welchem zeitfenster, wieso und wozu. und für mich ist es wichtig, daß es insgesamt in einer zeitlinie bleibt, stimmig ist ohne mit irgendeiner vorlage stimmig zu sein. daß es klar ist, daß es mein rad ist, daß ich keine rahmennummer brauche um es zu erkennen. letztlich ein stück von mir, denn wenn ich fahre will ich eins damit sein.
das wort "sport" erscheint mir etwas groß, aber letztlich ist es wohl doch sport den ich damit betreibe.
physisch wie psychisch.
und da gerade das letztere gerne mal wexelt ist es mir wurscht ob ich auf einem alten hobel aus den 70rn fahre oder auf einer blechbüxe aus den 10rn (irgendwann werde ich auch einen yogurtbecher treten). ich lege es nicht drauf an, aber ich hinterlasse natürlich auf allen rädern meine spuren, ich schreibe ihre geschichte fort.
"der lackabplatzer am auslaßende ? hoho, da hab ich mich in massenbuch auf die fresse gelegt ;-)"

in diesem sinne. seid nett zu euren rädern, achtet und respektiert sie, und vor allem bewegt sie artgerecht.

und schreibt hier noch ein bischen was rein was euch so antreibt eure finger dreckig zu machen, eure brieftaschen zu leeren.

avec plaisire,
klaus ;-)






Amen ! ..... super ....Danke.
 
Ein kaputtes Knie hat mich nach 20 Jahren gezwungen das Skateboard fahren auf ein Minimum zu reduzieren, die Folge war ein recht planloser Kauf eines alten Bianchi, welches gar keines war. In Folge einer kleinen Recherche zum Rad bin ich dann hier gelandet und geblieben. Wäre es eine Option, würde ich meine Räder gegen ein gesundes Knie eintauschen und wieder rollen gehen:


(Watch me at min: 2:03 im Jahre 2001)

Grüße

Reisberg
 
Super Story!!! Abgesehen davon, dass ich ein paar Jahre jünger bin und anfangs ein altes Hollandrad bei mir parkte, würde ich Sulkas Roman so unterschreiben wollen. Das Einzige, was mir noch fehlt, ist eine billige Alu- oder Carbonschleuder für Schlechtwetter - bei Regen und Salz haben meine Räder Hausarrest. :)
 
Wie ich zum Klassiker komme?

Nunja, das erste mal "Klassiker" bin ich vor ca. 20 Jahren gefahren. Das war damals noch ein aktuelleres Raleigh, welches mir mein Onkel mal für einen Nachmittag zur Verfügung stellte. Aber das war eine beschissene Ausfahrt! Wie sollte ich an die blöden Bremsen an dem gebogenen Lenker kommen? Und watt sollte dat denn mit der Schaltung an der "Stange unten". Ich befand mich gerade noch in einer noch taubedekten und präpubertären Welt der eigenen Kindheit und wurde mit einem 60er Rahmen konfrontiert. Ergo: Nach dem Nachmittag wurde erstmal gewartet bis die Klassiker reif wurden.

So, Jahre vergingen, die Pubertät durchlitten, alle Schulformen getestet, Frauen auch, Ausbildungen abgeschlossen. Sprich, der Tau auf meiner unschuldigen Welt verdampfte im nu und verwandelte sich in z.T. dichten Nebel... Dieser begann sich später zu lichten, ich heiratete, bekam weiblichen Nachwuchs, studierte, darf mich jetzt M.Eng. nennen. Und in dieser turbulenten Zeit kam das Raleigh über Umwegen wieder zu mir. Unterschied zu damals. diesmal passte es wenigstens beinahe. Das Rad musste aber noch einmal generalüberholt werden. Und das trieb mich in die Fänge dieses Forums... Als es denn auf vordermann gebracht war und das Rad gefahren werden konnte wollte ich mein "aktuelles" Gudereit X-Rad schon nicht mehr wirklich fahren. Dann kam da noch per Zufall ein ranziger Gazelle-Torso dazu und seitdem bin ich dem ollen Stahl verfallen.

Teile jagen, Nächte und Wochenenden basteln und polieren, auf den alten Schätzchen die sportlichen Runden drehen und Abends hier noch ein bisschen lesen/kommentieren. Die Kombination ist einfach geil!

Genug geschwafelt, der/die nächste bitte.
 
Ein kaputtes Knie hat mich nach 20 Jahren gezwungen das Skateboard fahren auf ein Minimum zu reduzieren, die Folge war ein recht planloser Kauf eines alten Bianchi, welches gar keines war. In Folge einer kleinen Recherche zum Rad bin ich dann hier gelandet und geblieben. Wäre es eine Option, würde ich meine Räder gegen ein gesundes Knie eintauschen und wieder rollen gehen:


(Watch me at min: 2:03 im Jahre 2001)

Grüße

Reisberg
 
Ich bin früher mit einem ultraschweren Nachkriegsherrenrad (meines Vaters als der 1952 einen Lloyd 400 kaufte) bei jedem Wetter in die Schule gefahren, 6 km hin und 6 zurück . Das hat mir erstmal gereicht.
Als Student stieg ich auf NSU Quickly, Roller (Bella, Heinkel, Heinkel, Heinkel) - alles in Ferienarbeit verdient - um und als ich Geld verdiente auf BMW 69 S, NSU Max, Ducati 750, Ducati Vento 350, - manche gleichzeitig.
Als mein Mechaniker Mentor (Ducati) 1985 auf's Rennrad umstieg, habe ich auf einem was weiß ich RR eines Freunde auch probiert, ob mir das Spass machen könnte, aber mir war es zu wackelig.
Als dann etwa 1992 mein jünger Sohn mit meiner Hilfe ein gebrauchtes Eddy Merckx erwarb, hat es bei mir gefunkt und ich habe ein gebrauchtes Kotter erworben (wird jetzt verkauft). Keine Ahnung von RR hatte ich, Kotter war eine Legende und ein gutes, hochwertiges Rad, aber ich wußte es damals nicht, es war zu groß (RH 60), der Lack hielt nicht auf der Verchromung, es war mit Magura Bremsen ausgestattet und viel zu teuer. Ich habe es auf DA umgerüstet. Als es im Tretlagerbereich - vom Nichtgebrauch - etwas Flugrost ansetzte, habe ich Angst bekommen, das verchromte Rad würde von innen rosten (war vermutlich nur die Begründung für den Kauf eines modernen Rades) und habe mir 2006 ein Cannondale von 2002 gekauft. Inzwischen wußte ich, auf was ich bei Kauf zu achten hatte. Aber ich wußte nicht, wie hart so ein Alurad ist.
Der Stahl war wieder geschätzt.
Eines Tages sah ich 2009 bei ebay das Giovani und war sofort infiziert und habe es ersteigert (3 RR!). Dann kam die Gazelle AA, ein Pinarello und noch eins (6 RR!). Inzwischen hatte ich einen Fundus an Teilen, alles Shimano, bzw. Suntour Superbe Pro und viel gebastelt.
Als ich 2011 aus einer Firmenauflösung einen NOS Cinelli Supercorsa Rahmen günstig erwerben konnte, musste ich wohl oder übel in Campagnolo (Athena 8 fach) investieren. Und jetzt mit dem Colnago musste auch noch eine Record Komponentengruppe her.

Also warum ich mich mit "ollen" Rädern befasse:
1. Weil es mir Spaß macht, zu montieren, könnte man bei modernen auch ....,
2. Weil sie billiger sind als die Hightech-Räder und ich mehrere dafür fürs gleiche Geld haben kann,
3. Weil mir die Eingenschaften von Stahl (inzwischen mehr als) sympatisch sind,
4. Weil mir die 1000 bis 1500 g mehr Gewicht unwichtig erscheinen angesichts meiner 7000 g Übergewicht und
4. weil sie mir ästhetisch besser gefallen (dünne Rohr, traditionelle Farbgebung).

So das war mein Sermon zum Thema.
 
Dann will ich auch mal meinen teil zu diesem Thread beitragen. Beschäftige mich noch nicht so lange mit alten Rädern. Angefangen hat es mit dem Rixe Damenrad aus meiner Signatur, diese ist mir durch zufall in meinen Besitz gekommen als der Schrottler in der Firma das Altmetall abgeholt hat und es von seiner LKW Pritsche abladen musste um Platz für unseren Schrott zu haben. Fasziniert von den schönen Edelstahlschutzblechen und den verchromten Laufrädern beschloss ich das Rad wieder Fahrbereit zu machen. Da leider das Schaltwerk (Huret) defekt war gab ich den Suchbegriff bei Goggle ein und ein paar Klicks später bin ich hier im Forum gelandet. Völlig überwältigt von den vielen schönen Klassikern reifte in mir der Beschluss das ich auch sowas benötige. Hab dann bei Ebay das Peugeot (siehe Album) erstanden und bin zurzeit daran es wieder in einen guten Fahrbereiten zustand zu versetzen. Ist nichts hochwertiges aber ich denke zum Erfahrung zu sammeln sicher nicht verkehrt. Wird wenn sich mal die Gelegenheit bietet sicher noch ein weiterer Klassiker dazukommen in Rennsportqualität.
P.S. @Sulka, dein Viner ist ein Traum. Mein persönliches Lieblingsrad hier im Forum!
 
schöner thread! :daumen:

also, ich gehöre ja auch zu denen, die in den 80ern noch zu jung zum rennradfahren waren und habe deshalb die guten alten stahl-zeiten eher so am rande miterlebt... mein onkel fuhr damals als jugendlicher auch rennrad, er hatte ein weißes Colnago, das ich immer bestaunte - irgendwie ist diese frühkindliche faszination hängengeblieben.

als ich mir erstmals ein eigenes fahrrad leisten konnte, waren aber gerade Mountainbikes schwer in mode und rennradfahren so ziemlich das uncoolste überhaupt. schade, daß ich mein erstes GT-mountainbike (mit starrgabel, cantis und fingerdicken schweißnähten) bald darauf an einen klassenkameraden verscherbelt habe... jaja, die 90er :D

eine gute dekade später, so um 2004 rum las ich einen zeitungsartikel über die sammlung embacher, und dann war es um mich geschehen... ich wollte auch unbedingt so ein ästhetisches, minimalistisches fortbewegungsmittel, kaufte dann aber ziemlich planlos mein erstes rennrad, mein namensgebendes, neongrünes Carraro. als ich mit meinem wissen und mit meinen reperaturkünsten am ende war, stieß ich auf dieses forum hier...

seither bin ich doch vermehrt am basteln, teile beschaffen, und auch hin und wieder mal fahren. leider habe ich auch schon 2 räder durch ziemlich depperte unfälle geschrottet. ich hoffe, das bleibt mir und meinen stahlrossen in zukunft erspart. naja, sportlich ist noch deutlich luft nach oben und ganze 3 aufbauprojekte harren noch der fertigstellung... es gibt noch viel zu tun! ;)


Ein kaputtes Knie hat mich nach 20 Jahren gezwungen das Skateboard fahren auf ein Minimum zu reduzieren...

witzig das zu lesen, war auch lange zeit dem skateboardfahren erlegen... heute fahre ich noch hin und wieder mal, komme mir mit noch nicht ganz 30 aber schon ziemlich alt vor, wenn ich den kids so zusehe... dafür fühle ich mich auf einem alten stahlrenner richtig jung! :D :cool:
 
Klasse Beitrag, Klaus. Da seh ich mich in vielen Punkten wieder.

Ich habe mich vor ca. 4 Jahren daran erinnert, dass ich ja vor (damals) rd. 20 Jahren in der Garage meiner Mutter mein Rennrad abgehängt hatte. Da hing es immer noch. Die alte Liebe zum Rad und RR-fahren war sofort wieder da. Mittlerweile habe ich 7 und heute nachmittag ca. 2 Stunden damit verbracht, Speichen zum Glänzen zu bringen. Hat was meditatives. Ich mag alte Sachen. Egal ob es meine B&O Anlage aus den 80-igern, der carrera oder die Boldor sind.

Werde mir dieses Jahr noch ein aktulles MTB Fully kaufen, aber bestimmt lein neues RR.
 
Ich mag alte Sachen. Egal ob es meine B&O Anlage aus den 80-igern, der carrera oder die Boldor sind..
:daumen:
936669c_23.jpeg

So einen hab ich mal übernommen, steht nun bei meiner Mutter.
Piept öfter mal, nervte mich zu sehr. Aber sieht stylish aus.
 
Mit dem Rennradfahren hab ich in den 80ern angefangen, da gab es nur Klassiker, auch wenn sie (noch) nicht so hießen. Viel Geld war nicht da, mehr als ein mittelmäßiges Raleigh nicht drin. Mein Vater kaufte einem erkrankten Arbeitskollegen ein Mercier aus den späten 70ern ab, mit 600er (Arabesque) Gruppe, das war toll.
Die technische Entwicklung ging weiter, und wenn neue Teile gebraucht wurden, kaufte ich halt was aktuelles hinzu. Dann ein neuer (Stahl-) Rahmen, auch so mittelgut, der allerdings nur noch in der Stadt und manchmal auf längeren Touren benutzt wurde. Mitten in den 90ern wurde der dann kaputt gefahren, ersetzt durch ein Pinarello, rot, italienisch und schön. Irgendwann hab ich da dann auch Ergos drangeschraubt, wollte halt wissen, wie das ist.
Dann ab und zu mal eine Ausfahrt, lang nicht mehr gemacht und die Heldenkurbel wurde in den sächsischen Hügeln zum Problem...
Schließlich kam das Mercier, inzwischen überlackiert, als Erbschaft zu mir und wurde dank Schutzblechösen zum Stadt- und Winterrad. Durch entstehenden Bedarf dann auch mit Haltern für diverse Kindersitze.

Dann wurde das Pinarello geklaut. Ein wundervoller Stahlrahmen, den ich mir als Ersatz ausgesucht hatte, ließ sich nicht erwerben, dann hab ich mich umgeschaut, und es wurde ein CAAD9. Eine echte Rakete. Die machte mir soviel Spaß, dass ich wieder ernsthaft zu fahren anfing, und das ist wohl das Beste, was mir in den letzten 18 Monaten passiert ist. Schließlich war der Stahlrahmen - ein Herkelmann NewLine - doch verkäuflich, und da konnte ich nicht nein sagen und hab zum ersten Mal ein Rad aus Liebhaberei aufgebaut. Eins, das ich nicht unbedingt brauchte. Ein Youngtimer, den ich gern fahre. Mit gebrauchten und neuen Teilen, Campa und Shimano, schick und wieder einmal - rot. Und um in unserem Urlaubsdomizil in Kroatien nicht weiter radlos zu sein, wird das alte Raleigh aus der Garage meiner Mutter befreit, aufgebaut und im Sommer exportiert.

Mich interessiert das Fahren. Meine "alten" Räder sind alle auf die eine oder andere Weise modernisiert. Alte Teile interessieren mich nur, wenn sie gut funktionieren. Und gut aussehen darf es auch, wenn's nicht auf Kosten der Funktion geht. Aber "originalgetreue" Aufbauten reizen mich nicht, war es doch in den 80ern völlig üblich, neue Teile ans Rad zu schrauben, wenn das nötig war oder man sich Vorteile davon versprach. Gruppentreue war allenfalls etwas für Neuräder, gefahrene Räder veränderten sich. Und so halte ich es bis heute. Das CAAD9 hab ich für wenig Geld und mit etwas Glück von 9,5 auf 8 kg getuned, das Herkelmann fährt sich toll und sieht gut aus, das Mercier bringt mich täglich durch die Stadt, ist im Tretlagerbereich total weich und braucht im Winter richtig viel Pflege. Wegen der Schutzbleche hab ich heute sogar eine kleine Trainingsrunde darauf gedreht. Heute hat es einen Compactlenker bekommen, weil es dann besser passt. Mit A-Head-Adapter. Beim Herkelmann würd ich das nicht machen. Und das Raleigh wird im Frühjahr probegefahren.

Fazit? Gibt's keines. Weiter fahren, vorwärts kommen, Spaß dran haben, rumschrauben. Keine festen Regeln, jedes Rad ist anders. Und kein Sammeln um des Sammelns willen.

Gruß, svenski.
 
Vor ein paar Jahren benötigte ich ein neues Hinterrad für meinen 80er Jahre Stahlrenner. Man klärte mich auf, dass es mittlerweile nur noch 130 mm Einbaubreite gibt. Also habe ich versucht ein Laufrad gebraucht zu ersteigern ... und habe gleich einen ganzen Stahlrenner erwischt (damals waren die Preise noch im Keller). Das "Neue" war viel besser als mein "Altes", so dass ich es nicht zerlegen wollte ... ich benötigte also immer noch ein Hinterrad.. Deshalb habe ich noch eines ersteigert, das war auch besser als mein "Altes". Da musste ich noch eines ersteigerm .... und dann noch eines ...und dann... und...
 
Als Olaf Ludwig 1982 seine erste Friedensfahrt gewann, war ich vom Radsport begeistert. Durch die ganzen 80er hab ich kaum eine Etappe der Friedensfahrt verpasst. Uwe Raab, Falk Boden, Andreas Petermann, Lutz Lötzsch, Mircea Romascanu, Nentscho Staikow, Sergej Suchorutschenkow, Jean-Paul Van Poppel, Petar Petrow, Jan Svorada, Ludek Styks und all die anderen, das waren Helden. Giganten. Vorbilder.
Leider gab es kenie Unterstützung seitens meiner Eltern, die nicht gedacht hatten, dass ich soviel Ausdauer aufbrächte, 3x in der Woche zu tränieren. Wer weiß? Ich konnte erst mit in Ferienarbeit mühsam verdientem eigenem Geld im Alter von 19 Jahren ein Rad bauen. Prakitscherweise war mein erstes "echtes" Rad ein Eigenbau-Reiserad. Fast alle Teile waren von Rose, damals noch Importeur von Nishiki. Ein billiger Crossrahmen mit mittelmäßigen Suntour-Teilen (weil Shimano zu langweilig war, das hatten ja alle Katalogräder damals um 1990) und allem Pipapo, was ein Randonneur braucht, ist dabei rausgekommen. Auch jetzt noch, über 20 Jahre später, bin ich stola auf mein Erstlinxwerk. Verreist bin ich damit allerdinx nie, ich hab alsbald die Bleche und Gepäckträger (das volle Programm) und Lichtanlage abgebaut und einen RR-LRS eingebaut, um mit den Rennradlern zusammen zu tränieren.
Aber bald musste ein echtes RR her, aus Geldgründen war das ein billiger Santini aus Tretubi Aelle (musste ich sogar noch selber dekorieren, den Kleber wurden separat dazugegeben). Mit der weißen RX100, die damals gerade auf den Markt kam, war das rosa-weiße Rad ganz adrett, später hab ich noch Schutzbleche rangebaut, weil ich den Winter damit durchträniert habe. Ich kann mich noch erinnern, dass es kaum geschneit, aber andauernd geregnet hatte, meine Klamotten waren immer total eingesaut.
Weil ich mich damals schon für technische Details interessiert hatte und auch alles mal ausprobieren musste, hab ich mir dann mein erstes "gutes" RR gebaut. Es war 1992 und die 600er STI kamen gerade auf den Markt, zusammen mit 8-fach und Doppelgelenkbremsen. Die musste ich haben! Ein entsprechender Rahmen, aus gutem Rohr und nicht zu teuer, war schnell gefunden: ein Bianchi mit SBX-Rohr. Natürlich celeste. Damit bin ich im Sommer 1992 meinen ersten Radmarathon von 250 km gefahren. Das eine oder andere Rennen auch noch, aber mit eher bescheidenem Erfolg. Denn damals war ich Student und kam unter der Woche nicht zum Fahren.
Damals war ich noch nicht auf Klassiker aus, das waren ja damals alles aktuelle Räder. Aber als Shimano eine neue 9-fach-Schaltung ankündigte (wo doch 8-fach gerade erst ein paar Jahre auf dem Markt war), ahnte ich, wie das weitergehen würde und wollte seither nur noch 6-fach und "hängende Schaltungen". Mein Bianchi wurde verkauft (das Nishiki wurde vorher auch in Teilen verkauft, die anderen sind z.T. heute noch im Einsatz und das Santini nach einem Unfall vorsichtshalber verschrottet) und mein Händler hatte diesen schäbig überlackierten roten Träninxrahmen da, mit einigen interessanten Teilen dran. Nun hab ich dafür klassisch aussehende Teile gesucht.
Irgendwann kamen immer mehr Klassiker dazu und als ich 2008 wieder ernsthaft zu tränieren begann, hab ich einen Stahlrenner ausm Bestand benutzt. Es ist einfach traumhaft, darauf zu fahren, Man guckt nach unten auf gra4e Gabelschultern und filigrane Rohre, freut sich am bling-bling (glänzende Räder sind psychologisch schneller) und lässt sich den Fahrtwind durch die Haare wehen, die nur durch einen Sturzring etwas in Form gehalten werden. Es ist eine Zeitreise in die Epoche der großen Helden wie Eddy Merckx oder Olaf Ludwig.
 
Olaf Ludwig und Laurent Fignon waren auch die Helden meiner Jugend. Aber fahren durfte ich nie, meine Mutter arbetete auf der Retungsstelle des örtlichen Krankenhauses. als ich dann endlich 16 war und das selber entscheiden durfte war inzwischen auch die Mauer gefallen und so ging ich schnurstracks in einen Radsportverein und danach zum örtlichen Radhändler. Ich erfuhr das erste Mal etwas über die große Geschichte von Bianchi und kaufte dann halt ein. Zum Katalogpreis und beim Fachhändler, heute undenkbar, oder? Solz wie Oskar war ich. In meiner Rennfahrerkarriere hab ich eigentlich immer neues gefahren, aber irgendwann lief mir genau so ein Bianchi wie mein erstes über den Weg und dann wollte ich das haben. Und dann noch so ein, wie ich es mir erträumt hatte, damals als Schüler...
 
Wie kommt Ihr eigentlich dazu Euch mit den ollen Rädern zu befassen ?

Komme aus der klassischen Rennfahrerecke und da interessierte mich immer nur das aktuelle Programm. Bin Rennen seit meiner Jugend gefahren, später
Amateur-Rennen und Senioren-Rennen. Und dann kam dieser Bericht in der Tour über die Eroica 2008, in der dann auch noch groß die beiden ALAN´s
gezeigt wurden. So was hatte ich doch auch noch, dachte ich mir. Nach und nach wurde der Renner wieder auf Original-Kurs gebracht. Jetzt sind noch
diverse Oldtimer hinzugekommen, aber der eigentliche Sammler bin ich nicht, eher der Sportler. Und es macht mir besonders Spaß, aus altem Zeug,
und da schließe ich mich selber ein, das Letzte rauszuholen.
 
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