Da muss ich widersprechen.
Das beste am 2 CV war, das es kein günstiges Alltagsauto war, gefühlt gar kein Auto, etwas anderes, Ente eben.
Es war in gewissem Sinne zwar automobile Fortbewegung, darüber hinaus aber auch Lebensgefühl und Statement.
So gesehen war der Spaßfaktor übrigens genauso hoch wie der meines Oldsmobile.
Den kurzen Sommer, in der ein schwarz-rotes und sehr schrottiges Entchen bei mir gelandet war, hatte ich Spaß pur.
Ich fuhr von Hamburg nach Coburg in Franken. Dach natürlich offen. Logisch.
Nach Göttingen ging’s dann ins Werratal runter. Todesmutig mit Vollgas, was die Ente an einem Reisebus vorbeifliegen ließ.
Große Gewitterwolken drohten einen heftigen Platzregen an und ich sah die Regenwand auf mich zukommen.
Zum Glück können Enten schwimmen und mit den dünnen
Reifen ist Aquaplaning kein Thema. Nass wurde ich auch nicht. Ab einer gewissen Geschwindigkeit geht der Regen über die vorderen Plätze drüber. Nass wurde es nur im Fußraum, denn der Boden der Ente war nur noch sehr rudimentär vorhanden. Auf der anderen Seite praktisch, fand doch das Wasser durch die Löcher nicht nur Eingang, sondern zeitgleich auch Ausgang.
Problematisch wurde es erst auf der Werratalbrücke, denn an deren Ende wartet ein langer, steiler Berg. Flog die Ente eben noch am Reisebus vorbei ging sie nun in den Watschelgang über und so zog der Bus wieder vorüber.
Hatten vorher die links sitzenden Fahrgäste teils bewundernd, mehrheitlich aber erstaunt kopfschüttelnd beim Überholen auf mich heruntergeblickt, so schauten die rechtsseitigen Passagiere nun ebenfalls kopfschüttelnd aber mitleidig auf mich herab. Nun, jeder Berg hat mal ein Ende und ihr könnt euch denken, was dann folgte.

Die Schwerkraft, eben noch der Feind des automobilen Federviehes wurde wieder zu ihrem Freund und da sich eine Französin keinerlei Demütigung gefallen lässt obsiegten ihre 29 PS über die 350 PS des Busses, sehr zur Gaudi der linken Gäste, denen auf ihrer langweilige Busfahrt vermutlich sonst der Gesprächsstoff ausgegangen wäre. Sehr zum Leidwesen des Busfahrers, denn natürlich reichte es bergab immer nur zum vorbeikommen, aber nie reichte der Vorsprung, als das das Entchen nicht in der nächsten Bergaufpassage wieder zum Verkehrshindernis für den Bus geworden wäre. Manchmal reichte der Berg auch nicht ganz, d.h. der Bus oder Ente kamen nur fast vorbei bevor der Wechsel von bergauf-bergab stattfand. Auf den folgenden knapp 80 Kilometern bis zum Hattenbacher Dreieck hatten die Busfahrgäste was zu gucken und zu reden, der Busfahrer genug Zeit zu überlegen, ob er nicht doch besser Lokführer hätte werden sollen, eine Menge Lichthupen wurden von ungeduldigen Fahrern auf ihre Funktion hin überprüft und vermutlich für kaputt gehalten, da sie keinerlei Reaktion des Entenfahrers hervorriefen, nein noch nichtmal eines Blickes gewürdigt wurden.
Irgendwie bauten sie in den 2CV etwas von dem Lebensgefühl eines südfranzösischen Bauern ein, bei dem es sich für einen zugereisten Betrachter nie ganz erschließt, ob es nun sich um Gelassenheit, Sturheit oder Arroganz handelt, die Fremde einfach abblitzen lässt.
Manchmal gibt sich das bei einer Flasche Rotem und man erhält ein wenig Einblick in diese Welt, manchmal bleibt diese Welt aber auch verschlossen, da man nicht in ihr lebt, Betrachter bleibt. Es ist so wie der Zauber des hässlichen Entleins, das so gerne ein stolzer DS geworden wäre. Dieser Zauber erschließt sich nur denen, die ihn einmal erleben durften. Nicht als Betrachter, wie der Busfahrer, die Fahrgäste, die anderen Autofahrer.
Man muss drin sitzen und es erleben, was es bedeutet. Es ist Autofahren, doch, irgendwie schon, rein oberflächlich, aber glaubt mir, da ist mehr, unter der Oberfläche, tief in euch drin, und die Ente weckt es, wenn ihr sie fahrt.