Wobei ich kürzlich (November) von AW2 (ohne EKG-Funktion) zu AW7 gewechselt bin und keinerlei “Änderungen“ in meinen HRV-Messungen feststellen kann, die sind über den Wechsel hinweg konsistent zu Trainingsstress und auch COVID-Impfung-feedback…
Das klingt bei dir sehr gut. Es gibt ja auch User, die mit Fitbit und
Garmin gute Ergebnisse erzielen, aber viele halt auch nicht. Daher wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass man nicht einfach die Werte glauben sollte, wenn sie einem unplausibel vorkommen. Bei vielen klappt es gut, bei manchen halt nicht. Dann sollte man sich nicht verrückt machen oder ggf. auf ein anderes System wechseln, wenn man es für so wichtig hält.
Nochmal, es ist wirklich überhaupt keine Kunst, sondern das einfachste von der Welt, elektronisch den Abstand zwischen zwei Pulsschlägen zu messen, ganz egal ob AppleWatch oder analoger Pulsgurt von 1980.. vergleicht das mal mit der Herausforderung, aus einem Dehnmessstreifen in Abhängigkeit der Temperatur die richtige Wattzahl abzuleiten. Bei HRV ist die einzige Kunst, die richtige Interpretation "zu programmieren", denn da gibt es dann zig Variablen und Abhängigkeiten, die man dem indischen Programmierer, der vorher an einem Warenwirtschaftssystem gearbeitet hat, erst einmal richtig beschreiben muss, so dass er es umsetzen kann.
Mit "indischem Programmierer" will ich nur andeuten, dass den Programmierern manchmal einfach der praktische Bezug fehlt, die arbeiten einfach ihr Lastenheft ab. Bestes praktisches Beispiel finde ich immer noch, dass wenn man eine einstündige FTP-Fahrt mit 300 Watt macht, einem fast alle Systeme sagen, man hätte eine tolle neue FTP von 285 Watt, weil laut Programmierer vom besten 20-Minuten-Wert 5% abgezogen werden sollen.
So, werden wir mal wieder praktisch.. Solution, wie hast Du geschlafen, was hast Du heut gefrühstückt..?
Die Photoplethysmographie ist ja erstmal keine direkte elektronische Ableitung wie ein EKG, sondern stellt eine "wellenförmige" Ableitung der Pulswelle dar. Da die Pulswelle ja auch etwas variabel von Puls zu Puls ist besteht hier rein technisch von der Datenerhebung der Herzschlagdauer schon ein methodischer grundsätzlicher Unterschied zum EKG mit definierten Wellen und Zacken, die dann Bestimmung der R-R Werte relativ einfach "elektronisch" erlauben. Bei der PPG muss man hier eben anderweitig ein Korrelat für die Pulsdauer definieren, was natürlich über verschiedene Punkte der Welle gehen kann und hier kommt dann auch eben die Datenverarbeitung usw. ins Spiel. Eins zu eins zwischen EKG basierter und PPG basierter Messung ist das aber nicht übertragbar.
Das die PPG hier grundsätzlich aufgrund der anderen Datenart/erhebung bzgl HRV/PRV Bestimmung schlechter mit dem EKG korreliert als die Herzfrequenz ist auch in einer Metaanalyse gezeigt:
A. Schafer und J. Vagedes.”How accurate is pulse rate variability as an estimate of heart rate variability? A review on studies comparing photoplethysmographictechnology with an electrocardiogram“. In:International journal of cardiology166.1 (2013), S. 15–29
In der Arbeit sieht man in Figure 1 auch schön, dass es in der PPG eben nicht ganz so einfach ist einen definierten Pulsschlag/-dauer abzuleiten, wie man das im EKG mit dem R-R Intervall machen kann. Abgesehen davon ist das EKG eben viel weniger störanfällig (insbesondere durch Atmung und Bewegung) als die PPG.
Nichts desto trotz scheint ja PPG unter bestimmten Umständen z.B. am Finger oder bei passendem Unterarm auch da funktionieren zu können, aber eben nicht bei jedem. Auch die o.g. Arbeit schreibt in der Zusammenfassung, dass PPG (hier wird die HRV dann auch korrekter als PRV) bezeichnet insbesondere bei jungen, gesunden Menschen in Ruhe eine suffiziente Methode zur Abbildung der HRV darstellen kann, aber bei stärkeren Störvariablen, z.B. mentaler, körperlicher Stress, Bewegung, Atmung eben auch häufig nicht gut mit der EKG basierten Bestimmung korreliert. Das sieht man ja auch hier im Thread. Bei einigen scheint es gut zu funktionieren, bei anderen nicht so. Da Solution ja auch ähnlich wie ich nicht so gute Korrelationen zu den HRV Werten sieht, kann es bei ihm evtl. auch einfach daran liegen, dass die Bestimmung am Handgelenk mit seinem Device für ihn nicht gut geeignet ist.
Praktisch gesehen, denke ich aber auch ganz klar, dass sich das Problem wohl eher über genauere Analyse der Trainingsintensitäten/Umfänge im Verlauf, anderer Stressoren und der Ernährung eruieren lassen sollte als über die HRV.