Moin, auch von mir was zum rennen für jedermann...
Mein Kollege und ich waren weit außerhalb von HH stationiert, was eine Teilnahme an Forumsaktivitäten leider unmöglich machte.
Am Samstag besuchten wir aber natürlich noch das Volksfest rund um den Jungfernstieg, lauschten den Interviews von Kessler und Co. und sahen unsern Ete die Joungclassics-Etappe anschießen - Ete konnte es nicht abwarten, bis der Moderator rückwärts zu Ende zählte, typisch Sprinter eben, so knallte es eben schon bei 3. Die jungen Burschen sollten im Anschluss 28 Runden um das Stück der Binnenalster rasen.
Das Akkreditierungsprozedere lief reibungslos ab, wir bekamen einen gelben Sack mit allerlei Werbung und anderen Give-Aways, Startnummer, Transponder und erhielten eine maschinengewehrartige Schnelleinweisung für unseren Startplatz S, der sich am allerletzten Ende befinden sollte und wie wir uns vor, während und nach dem Rennen zu verhalten haben.
Alles sehr freundlich und routiniert von netten Damen. Ich fragte noch, ob ich auch ein Pflaster für den Sack bekäme, was jedoch auf völliges Unverständnis stieß und ich entschuldigte mich sofort für meine große Klappe. Die Pasta-Party ab 17.00 Uhr war wie erwartet ein großes Fressen, ausgeteilt von einer öffentlichen Kantine. Keine Schlangen und keine größeren Wartezeiten sprachen vorab für eine gute Organisation.
Das sehr kurze Abendprogramm führet uns in die Strandbar „Lago Bay“ hinterm Fischmarkt. Da können sich die Berliner Betreiber solcher bars ne Scheibe abschneiden: die Bar war vom Feinsten, mit Pool, sauber, keine so abgef***ten Leute... zwei Astra geschlürft und ab nach Hause.
Der Renntag: Ich habe mir zum Unwillen meiner beiden Companeros noch ein reichhaltiges Frühstück in der Schanzenbäckerei gegönnt bevor es in die Aufstellung ging. Dort verbrachten wir eine geschlagene Dreiviertelstunde nutzlos herumstehend und beschäftigten uns mit der Frage: hält die Blase? Das Material um uns herum ließ keine Wünsche offen, viel Carbon, kaum etwas, das älter als zwei Jahre war. Das ließ auf schnelle Hinterräder hoffen !
Plötzlich, wie aus dem Nichts: blau-weiße Flammen...war es ein brennender Schlumpf? Nein, ein V.U.L.K.A.N.O ! Der Heidjer kam von hinten angepirscht. In seinem typischen Humor dankte er mir, dass ich hinter ihm stehe, damit ich ihm nachher nicht im Weg bin... Atze und die anderen habe ich leider nicht erspähen können.
Egal, es ging los. Das Feld setzte sich in Bewegung. Unser Startblock löste sich erstaunlich schnell auf und zog sich in die Länge, sodass Überholen und Gas geben kein Problem waren.
Sofort formierten sich die „Teams“ und es ging ab. Kein Zögern, Kette rechts, ich merkte: Hier wird nichts verschenkt. Schon nach sehr kurzer Zeit war mit dem kleinen Kranz vorne nichts mehr zu reißen. Die ersten unübersichtlichen Stadtkilometer wurden weit jenseits der 40 gefahren. Immer wenn ich auf den Tacho sah, stand da eine 45. Mann o Mann, bloß aufpassen, auf die Straße, aufs Hinterrad vor mir und ja nicht abreißen lassen... So ging das für die nächsten 30 km. Da hatte ich nen 43´er Schnitt drauf, den Kumpel verloren und war allein zwischen lauter heißen Hunden. Ich nahm etwas Tempo raus, weil ich ja noch eine gute Strecke vor mir hatte, was ich jetzt leider bereue. Bis zum Schluss habe ich jedoch einen athletischen Mitfahrer mit feinstem Carbon bewaffnet immer wieder getroffen, mit dem ich ordentlich Tempo machen konnte. Rauschende Abfahrten in den Harburger „Bergen“ ließen den Schnitt mal wieder nach oben klettern, Bergmuffel versauten den Schnitt wieder...
Egal, es war durchweg ein sauschnelles und echtes Rennen. Viel Applaus von den Zuschauern trug mich zur Köhlbrandbrücke, die von weitem schon etwas Ehrfurcht verbreitete. Die Ameisenstraße da oben drauf schien zu kriechen! Was kommt denn da? In dem Moment kam maein Carbon-Spezi wieder und sagte: die schaffen wir auch noch. Gesagt und angezogen: die Schleife rauf und an den Dampfstoßenden Lokomotiven vorbei...und mit knapp 60 wieder runter – Wahnsinn.
Hier wurden die Jedermänner aber oftmals unkonzentriert, so kurz vor dem Ziel. Ich wollte kein Risiko eingehen und kein Slalom um die torkelnden Fahren, also wieder etwas Tempo raus. Ab da hatte ich nur noch ein Grinsen im Gesicht und rollte die letzten drei Kilometer ins Ziel. Die Zieleinfahrt war grandios: trommelnde Zuschauer an den Banden, Menschen über Menschen, die einem irgendwas zubrüllen, Lächeln fürs Zielfoto und über die Linie.
Mein Fazit: Sehr Safe, das Jedermannrennen. Keine einzige wirklich brenzlige Situation erlebt, aber ne menge Flaschen nach einem wohl bösen Massensturz der Blöcke A/B und auch sonst vereinzelt auf der Straße, Luftpumpen, Fahrradschläuche...normaaal.
Gesamtfahrzeit 2.31.36,95
Schnitt 39,5
Gaaaanz gemütlich, ohne Quälerei. Mir haben Rotporst und Eeloy gefehlt, mit so einer Mannschaft ist ein 42 ´er Schnitt locker drin.
Ich hoffe, alle anderen sind auch unfallfrei und heile wieder angekommen. Das ist ja das wichtigste.
Grüße vom Jenbo !