Ötztalrundfahrt 2020
Was zieht jemanden wie mich in die Berge? Ich habe ein bisschen Höhenangst und bin somit eigentlich für so eine Alpentour gar nicht geeignet. Bei mancher Kehre ganz nahe an der Kante spüre ich ein mulmiges Zögern.
Gleichzeitig zieht mich die Höhe an. Schon während meiner Lehrzeit in Mittenwald blickte ich von meinem Zimmerchen aus auf die schneeflockige senkrechte Wand des Karwendel; auch wenn ein besonders schmaler Grat mehrerer Anläufe bedurfte, zog es mich hinauf.
Berge lösen in mir eine schaurigschöne Anziehung aus. Was gibt es schöneres, als dies mit der schönsten Nebensache der Welt, dem Radeln langer Strecken zu verbinden?
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Quelle: aramuc
Ötztalrundfahrt, Superrnandonnée,
eine sog. Permanente, Starttag und -zeit bestimmt der Teilnehmer,
Strecke und Reglement die Organisatoren
Maximalzeit Randonneure: 60 Stunden
organisiert vom ARA München/Oberbayern
aramuc.de/superrandonnee
Streckenlänge: 613km
Steigungen: 11.000 Hm
Bruttozeit: 53:47 Stunden
gefahren vom 23. bis 25. Juli 2020
Verkehrsmittel: 1990er Koga Miyata Granwinner
Im vergangenen Jahr hatte ich es ja schon einmal probiert und kurz unterhalb des Penser Jochs entnervt aufgegeben.
Warum?
Gestartet war ich wie immer, seit ich Langstrecke fahre, mit dem Liegerad. Und nach anderthalb Tagen kopfüber wie eine Fledermaus am Berg hängend bin ich zu dem Schluss gelangt, dass Technik und Strecke einfach nicht zusammen passen.
Über den Jahreswechsel beschloss ich, das Radeln langer Strecken mit meiner Leidenschaft für historische Rennmaschinen zu verbinden und begann zu trainieren.
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gpx-Track: aramuc Kartendarstellung: bernhard-gaul.de/gpxviewer
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Ein gutes halbes Jahr später schwinge ich mich am Bahnhof Deisenhofen in den
Sattel, mit durchaus gemischten aber eindeutig vorfreudigen Gefühlen. Unter mir verrichtet geräuschlos und geschmeidig ein 1990er Koga Miyata Granwinner seinen Dienst.
Die Anfahrt auf den Achenpaß ist noch geläufig, nach der Tunneldurchfahrt auf den mächtigen Sylvensteinspeicher muss ich jetzt nicht suchen, das Panorama der türkisblauen Scheibe breitet sich vor mir aus. Zielfoto, Stempel und Gebäck im Cafe Adler.
Nur schnell weiter. Der stumpfbucklige Brenner wartet.
Direkt am Achensee entlang, hindurch geschlängelt zwischen sommerträgen Urlaubern, ein Gedanke fliegt vor meinem inneren Auge vorbei: Welch seltsamer Kontrast zu meinem Vorhaben!
Am gegenüber liegenden Ufer wachsen Atem beraubend die Berge in den Himmel.
Auf halbem Weg Fotostopp in St. Peter, letztes Jahr hat es hier brutal geschüttet, jetzt ist es schwülheiß, die Straße ist vollgesperrt, gut, wenn man sein elegantes Verkehrsmittel schultern und durch den Zementmatsch waten kann!
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Geht weiter...