Ernst Fischer schrieb:
Vor einiger Zeit habe ich in diesem Forum geschrieben, dass nach dem ersten Dopingskandal die Veranstalter über die Bücher gingen und kürzere Etappen einführten, gleichzeitig aber die Schwierigkeiten mit Bergen beibehielten. So ist für die Tour de Suisse im kommenden Jahr mindestens 3 Bergankünfte geplant, von den zusätzlich zu bewältigenden Pässe nicht zu sprechen. Sollte man wieder zu "normalen" Etappen zurückkehren, könnte man bestimmt einen Beitrag zur Dopingbekämpfung beitragen.
Nun hat sich erstmals mit Tom Boonen ein Fahrer zu Wort gemeldet und in den Zeitungen konnte man lesen:
VERSTIMMT: Die schweren Pyrenäen-Etappen und die folgenden Aufgaben in den Alpen haben Sprintstar Tom Boonen die Laune verdorben. Der Weltmeister kritisiert die für seinen Geschmack zu strapaziöse Streckenführung. "Ein Skandal. Ich unterstützte den Kampf gegen Doping, aber bei dieser Art von Etappen wird der nie gewonnen werden", schimpfte der Belgier.
Dieser Aussage kann ich nur beipflichten und es ist zu hoffen, dass den Veranstalterr bei der nächsten Streckenplanung der Tour diese Aussage noch präsent ist.
Ich nicht. Man sollte nicht Ursache und Wirkung vertauschen: Die Rennfahrer dopen nicht weil die Strecke so schwer ist, sondern die Strecken (hier: Bergetappen) werden so schwer gemacht, damit der gewinnt, der die größte Leistung über die gesamte Etappe bringt. Und ein gedoptes Feld bleibt in aller Regel auf einer nicht so schweren Etappe zum Großteil zusammen - da wird kein Ausscheidungsfahren mehr durchgeführt: Bei Flach- / leicht hügligen Etappen ist es doch mittlerweile so, wie *vergleichherzerr* wenn beim Marathon Teams wären und die Teammitglieder (echte Langstreckler) ihren Kapitän (nen 100m Sprinter) bis 100m vors Ziel abwechselnd im Handwagen ziehen und dann die Kapitäne aussteigen und sprinten
Momentan ist es eben so dass eine Rundfahrt (im Gegensatz zu Eintagesrennen) verschiedene Strecken hat, bei denen jede Spezialisierung mal an der Reihe ist. Ansonsten könnten sich ja auch Bergfahrer beschweren, wieso die Sprinter sich auf ner Flachetappe 200km ziehen lassen? Es gibt nämlich (mal von zeitweiser Dominanz wie beim Boonen abgesehen) keinen Supersprinter, der in einer Ausreißergruppe über längere Distanzen aushalten würde.
Im übrigen müssen die gar nicht so schnell fahren: Bei der Pyrenäen-Königsetappe reichte iirc ein Schnitt von 29 km/h aus, um im Zeitlimit zu bleiben (bei 34 km/h des Siegers). Nehmen wir mal an, es würde nicht mehr gedopt, dann läge der Siegerschnitt vllt. bei 32 km/h, das Zeitlimit würde sich dann auch etwas nach unten verschieben, Boonen könnte dann vllt mit 27 km/h rumgondeln. Das würden selbst Amateure dann locker schaffen. Und ich würde mein kaputten MC1.0 verwetten

, dass kein Fahrer bei der TdF _deswegen_ dopt, weil er sonst nicht das Zeitlimit schaffen würde.
Ich persönlich finde übrigens die Bergetappen (und teilweise auch Hügel-Etappen) am spannensten und würde mir eine Rundfahrt, die nicht alle "Disziplinen" (SP/ZF/HÜ/Berg) beinhaltet, auch nicht anschauen. Wer 5h lang zugucken will, wie das Feld hinter paar armen Ausreißern hergondelt und dann 10s lang vor dem Ziel die Handwagenpassagiere ihre Oberschenkel auspacken und messen wer den dicksten hat kann das gerne tun - ich find sowas langweilig (bzw die letzten 10s spannend

).