Chicks_on_Slicks:
Ich hoffe mal...
Phonosophie:
Das Problem ist, daß du hier in den kalten deutschen Seen sehr viel Luft dabei hast. Neopren ist ja nichts anderes als aufgeschäumtes Gummi, also Gummi mit sehr vielen Luftbläschen zur Wärmeisolierung drin. Wenn du da anstatt 3mm oder 5mm insg. 14mm Neopren (7mm Anzug + 7mm Eisweste) an hast, brauchst schon mal mehr Blei, um unten zu bleiben. Gehst du dann auf Tiefe, wird das Neopren durch den Wasserdruck zusammengedrückt und von 14mm oben bleiben vielleicht noch 8mm übrig, was du durch Aufblasen der Tarierblase im Jacket (das ist das Gurtzeug, an dem auch die Preßluftflasche hängt) ausgleichen mußt.
Erst ging der Aufsteig ganz langsam los, aber auf 28m ging es dann ordentlich aufwärts und bei der Suche nach dem Schnellablaß (Ventil zum Ablassen der Luft aus der Tarierblase) am Arsch habe ich erst ins Leere gegriffen. Als ich ihn dann hatte, stand ich schon mit dem Kopf nach oben senkrecht im Wasser und aus dem Schnellablaß unten kam nichts mehr raus. Dafür stand ich schon zu senkrecht im Wasser. Das im Faltenschlauch an meiner Schulter auch ein Schnellablaß drin ist und ich den hätte ziehen können bzw. müssen, war mir in dem Moment im Anflug von Panik entfallen. Mein Gedanke dabei: "Scheiße, das hälst du jetzt nicht mehr auf!" Danach fuhr dann innerhalb von 2 Sekunden der Aufzug an die Oberfläche ab. Ich habe nur noch daran gedacht kontinuierlich auszuatmen!
Konkret bringt mein Gerät so ca. 15kg Abtrieb mit sich. Diese 15kg muß ich mit Luft in der Tarierblase ausgleichen. Auf 30m Tiefe und bei 4bar Umgebungsdruck sind da dann insg. 4 * 15 = 60 bar*l Luft in der Blase. Beim Aufstieg entspannt sich die Luft und an der Oberfläche bei 1 bar Umgebungsdruck haben sich die 15 Liter dann auf 60 Liter ausgedehnt. Ich verdränge dann also 45 Liter mehr Wasser, bin aber nicht schwerer. Folglich ziehen mich 45kg mehr nach oben als in der Tiefe. Darum muß man beim Aufstieg auch kontinuierlich immer weiter Luft wieder ablassen. Wenn man dies nicht macht, bläst sich die Tarierblase voll auf und dann kann man nur noch hoffen, daß das Überdruckventil irgendwann abbläst, damit die Blase nicht platzt und man sofort wieder absinkt.
Ich werde wohl beim Material zurückrüsten.
Nie wieder mehr an Ausrüstung / Gas mitnehmen, als ich unbedingt brauche, auch wenn die schweren Doppelgeräte bei uns in Deutschland in den Himmel gelobt werden. Halte das Gerät so einfach und leicht (möglichst wenig Abtrieb) wie nur irgendwie möglich. Da ist dann auch weniger Gewalt dahinter, wenn man mal etwas wieder geraderücken muß.
Oder: Es macht schon einen Unterschied, ob man 8L oder 30L Luft in der Tarierblase hat. Bei 8L kann man mit der Lunge noch gut gegenarbeiten, wenn man mal etwas hochkommt und wieder runter will (oder andersrum). Bei 30L in der Blase (weil das Gerät entsprechend viel Abtrieb hat) ist die Spanne, die man mit der eigenen Lunge noch tarieren kann, wesentlich geringer. Das wird dann im Vgl. zu dem leichten Gerät der Ritt auf der Rasierklinge, wenn es darum geht genau die Tiefe zu halten, speziell noch in Verbindung mit 14mm Neopren. Daher auch der Gedanke an eine 80cft Aluflasche. Das ist die weltweit am weitesten verbreitete Tauchflasche und eigentlich überall zu finden, nur nicht in Nord-Europa. Sie ist sehr neutral, was Auf- bzw. Abtrieb angeht und das Gasvolumen reicht, wie ich es eigentlich immer im Urlaub als Leihgerät getaucht habe. Da muß es nicht das schwere d7/300 Gerät sein, wo dann auch die 30L Blase her muß, um den Abtrieb des Doppelpäckchens noch auszugleichen.
Wenn man da mit 8L Luft in der Tarierblase mal nicht die Tiefe genau hält und sich der Wasserdruck um 10% verringert und sich die Luft entsprechend ausdehnt, weil man ungemerkt langsam auftaucht, bekommt man 0,8kg Auftrieb. Da atmet man einfach mal tief aus und schon dadurch, daß man 0,8L mehr ausatmet als sonst, paßt es wieder und man kommt zurück auf die Wunschtiefe.
Sind allerdings 30L in der Tarierblase und verringert sich der Wasserdruck um 10%, bekommt man gleich noch mal 3kg Auftrieb aufgebrummt. Da reicht einfaches Ausatmen nicht mehr. Man müßte zusätzlich 3 Liter Luft ausatmen und kommt damit schon an die Grenze des Lungenvolumens zwischen "komplett voll" und "komplett leer". Mal eben zusätzlich 3 Liter Luft rausdrücken geht nicht.
Mit dem schweren Gerät muß man also viel genauer die Tiefe halten, weil sonst der sich selbst verstärkende Kreislauf (siehe oben) einen ins Verderben reißt. Da ist einfach viel mehr Gewalt dahinter.
Als ich mit dem Tauchen im Pool angefangen habe (erste Übungen), hatte ich nur die Badehose an und dazu eine 4L Feuerwehrflasche auf den Rücken geschnallt. Eine Tarierblase, die man mit Luft anblasen muß, gab es gar nicht. Das Gerät war so leicht, daß allein das Lungenvolumen ausreichte, um die Tiefe zu bestimmen und zu halten. Bei so einem Gerät wäre das Durchschießen aus 30m Tiefe gar nicht möglich gewesen, weil es außer der Lunge keine mit Luft gefüllten Hohlräume (Tarierblase, Luftbläschen im Neopren) gab. Das man da im Fall des Falles ausatmet, setze ich einfach mal intuitiv voraus. Das ist jedenfalls wesentlich einfacher, als irgendwo ein Ventil suchen zu müssen.
Das Urlaubs-Leihgerät war, wie oben geschrieben auch noch sehr verzeihend. Da konnte man zumindest kleine Fehler noch über die Lunge ausbügeln. In Verbindung mit 5mm Neopren hatte man jedenfalls immer genügend Zeit, um in Ruhe die Ventile "zu suchen".
Das Gerät, mit dem ich den Unfall hatte, verzeiht nicht so viel und wenn, hat man viel weniger Zeit, um auf Fehler noch reagieren zu können. Einmal ins Leere gegriffen (das Schnellablaßventil befindet sich unten / am Arsch und man muß es blind greifen) und die Zeit rennt einem davon.
--> Daher auch meine Überlegung zurückzurüsten. Besser 10 Minuten auf 30m bevor die Preßluftflasche leer ist als 20 Minuten, dafür aber streßfrei.