Ahoi zum Zweiten und hier mein "kleiner" Bericht. Wie neulich bereits erwähnt hatte mich die Idee, nachts 300 km an der Mosel zu fahren, kürzlich spontan in einer TOUR-Werbung angelächelt, und flugs hatte ich mich beim Canyon Night Ride 300 angemeldet. My Canyon's coming home!
Die Idee: 150 km entlang der Mosel bis Trittenheim (kurz vor Trier) und wieder zurück, das Ganze nachts, macht 300 flache Kilometer. Genau die Art von "Do Epic Shit", die mich motivert. Und letzte Nacht war es dann soweit! Was ich erst nach der Anmeldung mitbekommen hatte, war, dass man (wahlweise) im geschlossenen Verband fährt, man konnte sich in einer 35er, 32er und 29er Gruppe anmelden, oder allein fahren. Außerdem gab's die Option, nach 100 km umzukehren und "nur" 200 km zu fahren. Ich hatte mich für die 32er Gruppe entschieden, wenn es mir zu schnell gewesen wäre, hätte ich mich ja immer noch zurückfallen lassen können.
23:15 Uhr starteten wir nach Pasta-Stärkung, Rad- und Lichtcheck, und von Anfang an ging es flott zur Sache. In einem langgezogenen Verband in Zweierreihe wurde ordentlich Tempo gemacht, und obwohl es dank Windschatten zügig rollte, musste man doch die ganze Zeit höllisch aufpassen und sich konzentrieren und bei allen Hindernissen, Kreiseln, Wellen usw. Gas geben, um keine Lücke reißen zu lassen. Vor und hinter dem Feld gab es ein Begleitfahrzeug für die Streckenabsicherung, die 32er Gruppe war ziemlich groß (50-100 Teilnehmer, ich kann es schlecht schätzen). Das Feld war recht nervös, aber es ging gut vorwärts. Die erste Pause/Verpflegungstelle nach 70 km war schnell erreicht, ein reichhaltiges Angebot wartete auf uns (Bananen, Äpfel, Kekse, Cookies (nomnom!), Energieriegel, Gels etc. und Getränke). 10 min später gab's das Signal für die Weiterfahrt, und dann setzte sich das Spiel fort. Ich war jetzt ein bisschen weiter hinten, nach 100 km war die erste Nervosität im Feld auch zurückgegangen, die meisten waren mit sich, dem Rad und der Kälte beschäftigt. Nach 150 km wartete dann am Wendepunkt wieder eine Verpflegungsstelle auf uns, hier gab es warme Suppe, die sehr gut tat (außerdem wieder leckere Cookies usw). Die
Garmin zeigte einen Tiefststand von 3,8 Grad an - und das bei fast 20 Grad und Sonne am Tag. Dafür lag der Schnitt bei 32,4 km/h, Wahnsinn. Windschatten rulez!
Jetzt - es war kurz nach 4 - ging es schon wieder auf den Rückweg, und es begann zu dämmern. Ich war wohl nicht die Einzige, die sehnsüchtig auf die Sonne und Wärme wartete, doch die sollten sich noch lange Zeit lassen. Morgennebel zog auf, zugleich bot die Mosel im Licht der Dämmerung einen großartigen Anblick, Schwaden von Rauch lagen über dem stillen Wasser. Die Fahrt ging derweil unvermindet schnell voran, aber ich konnte weiter gut mitfahren, lag die Intensität dank Gruppe doch im entspannten Bereich. Und ab und zu mal etwas Druck an einer Welle oder nach einem Kreisel gaben die Beine her. Die nächste Pause nach 230 km war schon bald erreicht, hier konnte ich mich nochmal stärken etc. Allmählich machten sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar, was Nacken, Sitzfleisch, Arme usw anging. Kurz nach 8 ließ sich dann endlich die Sonne zum ersten Mal blicken und schob die Nebelsuppe zur Seite. Augenblicklich hüpfte die Temperatur von 6 auf 11 Grad, so langsam konnte man wieder auftauen. Wobei mir vorher - zumindest so lange wir in Fahrt waren - nicht ernsthaft kalt war, gottseidank! In den letzten zwei Stunden wurde nochmal ordentlich Tempo gemacht, es ging ja allmählich leicht bergab, und mit dem Ziel vor Augen zog es die Meute vorwärts. Der Schnitt kletterte von 32,7 ganz allmählich auf 33,3 in Koblenz, die 300 km erreichten wir nach ziemlich genau 9 Stunden. Nach zwei 90-Grad-Kurven waren wir dann auch schon wieder bei Canyon, in der Sonne früh gegen 9:30 Uhr erreichten wir unser Ziel. Für jeden gab's einen hübschen Pokal und belegte Brötchen etc. zum Frühstück.
Danach fix nach Hause (mit 2x Stopp, weil ich doch recht müde war), und daheim duschen und ins Bett ...
Fazit: Geile Sache! 300 km mit 33er Schnitt sind auch für mich ein ziemlicher Hammer, aber konditionell war es kein Problem, in so einem großen Feld geht es dank Windschatten gut voran. 9 h Sport am Stück habe ich ja schon ein paar Mal gemacht ... Der Preis dafür ist, dass man permanent hochkonzentriert fahren muss. Es war ganz anders als in einem Triathlon, ganz anders als bei einem Radmarathon oder einer RTF. Leider waren nur sehr wenige Frauen am Start (vielleicht 5 % in unserer Gruppe).
2 Fotos von vorher und nachher - während der Fahrt hatte ich absolut keine Chance, die Kamera zu zücken ...