Und? Wie war's? Wer von den ganzen Helden mit altem Geröhr, die heute bei der Radnacht am Start waren, ist hier im Forum vertreten?
Erstmal vorweg: ein sehr lustiger Abend. Es gab lecker Rotwein. Nein, nicht bei dem SlowSpeedContest aka Radnacht, sondern bei der L'Eroica-Ausstellung in der Kooperative. Doch der Reihe nach...
Start und Treffpunkt war für uns die Ausstellung der Bilder der L*Eroica 2011. Von dort ging es dann im Rock'n'Roll-Racing Stil an den Rhein. Schön, dass uns dort erstmal ein ADFC-Jünger aufklärt, dass unsere Räder nur bedingt strassentauglich sind: die Speichenreflektoren fehlen. Heiliger Otto Sander, wie konnte uns das passieren. Egal, ignorant wie wir sind ist uns das schnuppe. Und der "Ichfahr3500kmimJahrmitdemRad"-Knecht wird uns garantiert nicht verpfeifen. Vorher müsste er seine Reflektorenstreifen auf den 45er Pellen mal wieder freirubbeln.
Angesichts solcher Gespräche kommen wir auf die Idee, dass es clever ist, ganz vorne zu starten. Wir rücken vor.
Vorne steht man vorm Start zwischen Freestylern und AllTerrainern. Wenn ich gemein wäre, würde ich behaupten, dass das die Leute sind, die sich nen SUV kaufen würden. Wenn sie mehr Geld hätten. Böse, ich weiß. Aber garantiert nah an der Realität. Also Kommando zurück: wir warten, bis alle weg sind. Machen wir. Dauert halt ne gute halbe Stunde, aber egal. Dann geht es ja auch sofort los. Mit ca. 3,5km/h. Die Damen mit dem Hollandrad schieben, so langsam können die nicht fahren. Kennt jemand noch
Saint Vitus? Die Band, deren Drummer sich zwischen jedem Snare-Schlag ne Kippe gedreht hat? So war das heute auf dem Rad. Neulich hat mir jemand die nicht wirklich dumme Frage gestellt, warum Radfahrer wie wir keine eigene Mucke haben. So wie Surfer. Oder Snowboarder. Die Mucke der Radnacht ist Doooooom. Black Sabbath Singles auf 33RPM. Ich komme mir komisch vor, wenn ich das schreibe, weil ich ja keiner dieser "WirhabenheutenenSchnittvon 37gefahrenund derHiSpeedlagaufebenerStreckebei58km/h"-Typen bin. Ich dachte bisher immer, ich sei langsam. Quatsch, ich bin Kampfradler. Fällt mir kurz nach der Kö ein. Besser gesagt, die Einsicht entsteht im Kreise meiner Liebsten. Wir wollen es wissen. Klar, bei so ner Veranstaltung komplett unpassend, aber lustig. Sich an kaum noch der Sprache mächtige ordnende Damen dranhängen, deren 356327tes "BitterechtsfahrendielinkeSpurfreimachen" nur noch gehaucht wird. Da helfen wir gerne mal aus, immerhin sind auch unsere stimmlichen Organe noch besser in Schuß. Erstmal machen wir die Spur mit verbaler Unterstützung von hinten frei, dann haben wir die Dame leider unterwegs verloren. Da wir aber durch perfide Amtsanmaßung bis nach ziemlich weit vorne gekommen sind, stellen wir fest, dass die Mucke der Veranstaltung doch eher HandtaschenHouse und Ütz-Ütz ist. Tja, was tun? Wieder zurückfallen lassen bis ans Ende? Den Spaß von vorne beginnen? Quatsch, wir drehen mitten in Flingern um, laufen ein zweites Mal in der Kooperative ein, gucken Bilder, quatschen mit netten Leuten, trinken tollen italienischen Wein, essen Brote mit Olivenöl und Salz und freuen uns auf die L'Eroica. Ein grandioser Abschluß.
Auch wenn man das jetzt anders lesen könnte: Die Radnacht ist ne Veranstaltung, die unterstützenswert ist. Weil sie das Fahrrad in den Mittelpunkt stellt. Überall an den Straßenrändern gab es Menschen zu sehen, die gewunken, sich gefreut, fotografiert oder gefilmt haben. Und vielleicht morgen ihr Rad mal wieder aus dem Keller holen, weil sie beim nächsten Mal mitfahren wollen. Toll. Eine Veranstaltung für alle. Wichtig. Wunderbar. Wer weiß, vielleicht fahr ich beim nächsten Mal auch wieder mit. Aber ne Tour mit Freunden in der Natur ist viel mehr mein Ding, als so durch die Innenstadt zu gondeln. Ich bin da halt etwas anders.