Liebe Profis -
heute erste Ausfahrt!
Verzeiht mir gleich einmal zwei Dinge:
- die schlabbrige Ortlieb Lenkertasche
- die absolut lächerlichen Lenkerendstopfen von Gusti Leder (hab jetzt noch ein paar Weinkorken gefunden...)
Hier ein paar Eindrücke, die ich ungefragt mit euch teilen will:
1. Geometrie
Alles sitzt! Schon bei den ersten nächtlichen Versuchen auf der Straße vor meiner Wohnung war klar: hier ist alles aufgegangen. Das Rad ist trotz Low-Trail Geo keineswegs nervös - nicht im Geringsten!
Steile Abfahrten auf groben Waldwegen, schnelle Abfahrten auf der Passstraße, freihändiges Fahren - alles möglich!
Schön: es fühlt sich wie ein Rennrad an! Zum Vergleich hatte ich bei der heutigen Ausfahrt auch ein Fairlight Faran zur Hand (Allroad-Geo), welches weitaus träger (und natürlich etwas laufruhiger) agierte.
Volle Punktzahl! Hier ergeht ein großes Dankeschön an
@Grunelli , der erwartungsgemäß perfekte Arbeit geleistet hat. In diesem (geometrischen) Grenzbereich haben kleine Ungenauigkeiten im Rahmen große Auswirkungen aufs Fahrverhalten. Auswirkungen, die mir erspart geblieben sind.
Vom bike-fit bin ich auch ziemlich nah dran am perfekten Rad. So kompakt bin ich bisher noch nie auf einem Rad gesessen, wobei ich immer noch ein paar Millimeter von den Ergos entfernt meine Hände abstütze.
Rein vom toe-overlap wären im Nachhinein doch noch 5-10mm weniger reach möglich gewesen, wobei hier auch die Winkel der Muffen laut
@Grunelli den Spielraum einschränken würden.
Und wenn ich mir das Bild von der Seitenansicht genauer anschaue, hätten wir vielleicht auch noch ein paar Millimeter bei der Kettenstrebenlänge rausholen können. Schutzbleche kommen noch, dann gibt es endgültige Gewissheit.
2. Rahmensteifigkeit
Hier war ich beim ersten Test ehrlich gesagt etwas unsicher. Flext es so, wie es mir vorgestellt und gewünscht habe? Die Antwort lautet nach dem heutigen Tag in den Bergen: vermutlich nicht ganz. Ich müsste noch einmal ein paar direkte Vergleiche anstellen, aber mein 26" Reiserad von MTB Cycletech flext trotz oversized Rohrsatz noch etwas mehr - und ich fühle mich darauf wirklich sehr wohl.
@Grunelli hat mir nach seiner ersten Testfahrt ähnliches berichtet - deshalb konnte ich mich mit dem Gedanken schon etwas vertraut machen.
Das Tretlager weicht bei angezogener Bremse und beherztem Tritt ins Pedal sichtbar aus, trotzdem habe ich mir noch etwas mehr Lebendigkeit beim Treten erhofft. Diese Lebendigkeit ist auf jeden Fall in der Gabel spürbar, kommt aber - warum auch immer - nicht in den Pedalen an.
Das könnte auch an der TA Carmina liegen, die sicher etwas steifer ist als die TA Pro Vis oder die RH Kurbel mit ihren schlanken Kurbelarmen.
Hier möchte ich aber anmerken, dass ich dieses Jahr noch keine 20 Kilometer am Rad gesessen bin und meine Kondition und Kraft im Keller (bei den anderen Fahrrädern) auf bessere Zeiten warten. Auch bin ich mit 65kg und eher kraftschonender Fahrweise sicher auf der "soften" Seite.
Der verbaute Rohrsatz (Columbus SL) ist jedenfalls steifer als angenommen - trotz sehr geringer, aber gerade noch alltagstauglicher Wandstärken. Rein rechnerisch wäre ein Kaisei Extralight Rohrsatz ca. 23 % flexibler - ein Wert, den ich gerne einmal in Natura erfahren würde.
3. Bremsen
Nach der heutigen Ausfahrt in die Berge bin ich von den Paul Racer in der braze-on Variante absolut überzeugt. Die Einstellung ist zwar etwas mühsam, weil die Felgenflanke wenig Spielraum zulässt, aber rein von der Bremsleistung und Modulation war ich wirklich sehr angetan. Die GRX Scheibenbremsen vom Faran haben weniger zugepackt (im trockenen Zustand). Zudem haben die
Bremsen kein einziges Mal gequietscht. Top!
Lästig sind jedoch die gestoßenen
Felgen - sie trüben die Freude beim
Bremsen erheblich, weil sie dabei stark spürbar sind. Schleift sich das auf Dauer aus?
4. Antrieb
Der Vergleich mit dem Faran und verbauter GRX hat gezeigt, dass meine Entscheidung hin zu Campagnolo mit Chorus Shiftern in Kombination mit
Veloce Schaltwerk und Umwerfer absolut richtig war. Die knackigen, fast technischen Schaltvorgänge sind fühlen sich sehr "wertig" an, im Gegensatz zu den fast schmierigen, sanften Schaltvorgängen einer modernen Shimanoschaltung.
Ich hab jedenfalls eine große Freude.
Zur Übersetzung: Die 12-25er Kassette in Kombination mit der 44/29 Kurbel war für die hügelige Landschaft Kärntens doch etwas zu optimistisch gewählt. Hier muss ich noch einmal nachjustieren. 12-27 oder gar 12-29 wäre sicher gut. Ob der Umwerfer vorne auch 17 Zähne Unterschied (46/29) schalten würde, weiß ich nicht, wäre aber auch ein Trumpf. 44 mit 12er Ritzel hinten reichen in der Ebene und bei leichten Abfahrten aus, kommen aber irgendwann doch an ihre Grenzen.
5. Vibrieren
Eigenartigerweise entsteht in gewissen Situation beim Treten eine spürbare Vibration, deren Ursprung ich im hinteren Bereich des Fahrrads vermute. Die Kurbel läuft leichtgängig, ebenso die Pedale. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es sogar etwas mit den
Reifen auf sich hat (Feilenprofil), aber das hat auch nichts mit dem Treten zu tun... hier muss ich noch ein wenig Beobachten...
Jedenfalls bin ich in Summe sehr glücklich mit dem Resultat. 650B mit 42mm breiten
Reifen und in Kombination mit der Low-Trail Geometrie fühlen sich unglaublich vielseitig an - und tatsächlich besser als erhofft. Vom Caad10 kommend war kaum Eingewöhnung notwendig, was ich als großes Kompliment für eine Rad mit Schotter und Reisetauglichkeit empfinde.
So viel von meiner Seite.
Es folgt ein Update mit Schutzblechen, zwei Racks, einer Lichtanlage und schöneren Lenkerendstopfen!
Das kann aber noch ein wenig dauern...
Lieben Gruß,
Klemen