Erfahrungsbericht Monte Zoncolan
In der "Tour" las ich 2007 einen Bericht über den Monte Zoncolan.
Alleine die Daten waren schon erschreckend: 10,5km lang, 11,9% Durchschnittssteigung, ca. 1200 Höhenmeter, diese garniert mit Teilstücken jenseits der 20%.
Was für ein Monstrum!!!!
Nach einer Tour 2007 hoch zum Col de Galibier wurde das Gesicht schon
aschfahl aufgrund der prognostizierten Anstrengungen und der Profilbeschreibung…Mörderisch!
2 Jahre später bin ich dann „zufällig“ nach Südtirol in den gefahren und siehe da, der Zoncolan ist ja gar nicht so weit vom Standort entfernt.
Also warm fahren im Schwarzwald, diverse Pässe in Südtirol für den Ernstfall hoch und dann zum Rendezvous mit dem „Berg der Berge“!
Im Internet noch schnell auf den gängigen GPS-Seiten die Daten abgeholt und los ging es.
Im Netz stolperte ich allerdings über den Hinweis: nur mit Kompakt- oder Dreifachkurbel zu fahren.
„Was für ein Mädchen “ dachte ich mir vertrauend auf Kraft und den derzeitigen Fitnesszustand. „Richtige“ Männer fahren das mit 2-fach hoch ...
Wetter phantastisch, blauer Himmel, Sonne, angenehm warm, also der perfekte Start.
Im Dorf Ovaro dann mal locker bisschen warm fahren und dann abbiegen nach Liariis.
An der Kirche vorbei, die ersten Höhenmeter waren im Sack, die Laune gut und so steil ist es ja nun auch nicht.
Im Ort selber dann rechts dem Schild folgend Richtung Zoncoloan.
Komisch, die Traverse ist eher ebenerdig, leicht abfallend?!
Also doch alles nur Angstmacherei vorm Wunderberg?
Aber lieber mal vergewissern, ob das der richtige Weg ist.
Wie das typische Klischee in der Vorstellung von Italien saßen 2 ältere Damen und ein Herr vor einem mediterranem Eingeheim auf einer Bank und unterhielten sich gestenreich bei einem Espresso. Idylle pur.
Ruckzuck mal im vorbeifahren in radebrechendem italienisch gefragt, ob es hier hoch zum Mt. Zoncolan geht.
Die Reaktion anhand der gelesenen Vorberichte war zu erwarten: ungläubiges Staunen, Kopfschütteln und ein aufmunterndes „Buona Fortuna“ haben sie mir noch hinterher gerufen.
Was haben die nur alle? Dickes Blatt, gutes Tempo und die ersten Höhenmeter locker schon eingefahren. So langsam musste doch der berüchtigte Anstieg kommen denn so konnte es doch nicht weitergehen.
Das böse Erwachen folgte auf dem Fuße.
Auf einem Plakat begrüßte mich ein abgekämpfter Ottavio Bottecchia mit der Zahl 0,000 km.
Oh Gott, hier geht der Spaß erst richtig los.
Und die vor mir sich in Serpentinen hochwindende Strasse ließ den Schweiß direkt mal aus den Poren schießen.
Auf geht’s, so schlimm wird es schon nicht werden, war mein Gedanke, nachdem ich ein dreieckiges Schild mit 14% Steigung passiert hatte.
Solche Steigungen hab ich in Südtirol auch gut gemeistert und die Anstiege waren deutlich länger.
Nach ein paar hundert Metern die nächste unschöne Überraschung - nach einer Kurve stieg die Strasse noch einmal extrem an, noch steiler und verschwand hinter der nächsten Kurve.
Naja, bis dahin und dann wird’s bestimmt auch mal wieder etwas flacher.
Weit gefehlt!
Die Straße wurde nicht flacher, sondern blieb weiterhin konstant steil.
Verdammt, die Berichte scheinen doch zu stimmen.
Im Sitzen fahren war fast kaum noch möglich, Trikotreißverschluss bis zum Bauchnabel runtergezogen und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Lenker reißend weiter hoch.
Der Schweiß fließt in Strömen, kaum die Möglichkeit bei der Steilheit die Trinkflasche aus dem Halter zu angeln ohne zu schlingern.
Das wird doch wohl mal bald ein Ende haben…?
In einer Kurve der Blick auf die bekannten Gesichter und Namen des Giro und mir fährt sogleich der nächste Schreck in die Glieder: Was erst 2,4 km geschafft???
Ich bin schon völlig am Ende nur noch ein Kampf der Berg gegen mich.
Erstmal seit Jahren kommt der Gedanke auf, abzusteigen und aufzugeben.
Wo ist der nächste kleinere Gang?
Warum hab ich Wahnsinniger nicht auf die Tips gehört und doch eine Kompaktkurbel montieren lassen? Aufgeben kommt nicht infrage, mal sehen was hinter der nächsten Kurve lauert.
Leider das altbekannte Bild: steiler Anstieg, keine Erholung.
Also alle Tricks anwenden. Schön in die Serpentine „fallen“ lassen, um mal kurz die Beine hochnehmen.
Die Geschichte vom Looser Brägel am Mt. Ventoux kommt mir in den Sinn.
Ich halte Ausschau nach Glasscherben, in die ich das Vorderrad reinrammen kann, um erstmal Pause bei einem Reifenwechsel machen zu müssen.
Das „Glück“ habe ich nicht, keine Glassscherben zu sehen und die Ehre verbietet es ja irgendwie auch.
Wie komme ich nur auf so einen Gedanken, Brägel zu imitieren???
So weit hat mich der Berg schon demoralisiert.
Die Beine explodieren fast vom ständigen Wiegetritt, der Puls donnert, das Herz pumpt wie wahsinnig Blut durch den Körper.
Ich muss den Puls runter kühlen, sonst ist die Fahrt hier gleich zu Ende.
Slalom fahren ist angesagt!
Eiernd nehme ich die nächsten Steigungen. Der Puls fällt langsam, die Lebensgeister kehren langsam zurück.
Nach einer aktiven Erholung geht’s wieder etwas besser.
Dann die beschriebenen 3 Tunnel.
Endlich im oberen Drittel angekommen. Und es ist nicht zu fassen, die Strasse ist nur noch gemäßigt steigend.
Der Gipfelsturm kann beginnen.
Hochschalten, noch mal trinken und euphorisch Kraft aufs Pedal bringen.
Vom Gipfel höre ich Jubelschreie!
Das muss der Mountainbiker sein, den ich auf einer Gegengrade kurz sehen konnte, der aller Anstrengungen zum Trotz das Ziel erreicht hat.
Schneller, ich will auch endlich unterm Schild das Beweisfoto machen.
Völlig unerwartet ist nach einer letzten Kurve plötzlich Schluss!
Plateau erreicht. Die Endorphine und das Adrenalin schießen durch den Körper und die Freude ist riesig:
Jaaa, geschafft!!!
Völlig erschöpft beglückwünschen sich der andere Radfahrer und ich uns gegenseitig.
Der Berg und das Leiden verbindet.
Rückblickend kann ich nur sagen, dass der Bericht stimmte.
Trotz gutem Trainingszustand und diversen Höhenmetern war das der härteste und steilste Berg, den ich bisher gefahren bin.
Steilstücke mit jenseits der 18% bis angeblich über 20% fordern einem vorallem im unterem Abschnitt alles ab und es tut richtig weh.
Kompakt- oder Dreifachkurbel ist in der Tat hilfreich oder leihweise der Körper- und Fitnesszustand von Alberto Contador
Ich hoffe es hat ein bisschen Spaß gemacht den Bericht zu lesen und die unglaublichen Anstrengungen sind ein wenig rübergekommen.
LG von
Chris, einem Mädchen aus Köln
In der "Tour" las ich 2007 einen Bericht über den Monte Zoncolan.
Alleine die Daten waren schon erschreckend: 10,5km lang, 11,9% Durchschnittssteigung, ca. 1200 Höhenmeter, diese garniert mit Teilstücken jenseits der 20%.
Was für ein Monstrum!!!!
Nach einer Tour 2007 hoch zum Col de Galibier wurde das Gesicht schon
aschfahl aufgrund der prognostizierten Anstrengungen und der Profilbeschreibung…Mörderisch!
2 Jahre später bin ich dann „zufällig“ nach Südtirol in den gefahren und siehe da, der Zoncolan ist ja gar nicht so weit vom Standort entfernt.
Also warm fahren im Schwarzwald, diverse Pässe in Südtirol für den Ernstfall hoch und dann zum Rendezvous mit dem „Berg der Berge“!
Im Internet noch schnell auf den gängigen GPS-Seiten die Daten abgeholt und los ging es.
Im Netz stolperte ich allerdings über den Hinweis: nur mit Kompakt- oder Dreifachkurbel zu fahren.
„Was für ein Mädchen “ dachte ich mir vertrauend auf Kraft und den derzeitigen Fitnesszustand. „Richtige“ Männer fahren das mit 2-fach hoch ...
Wetter phantastisch, blauer Himmel, Sonne, angenehm warm, also der perfekte Start.
Im Dorf Ovaro dann mal locker bisschen warm fahren und dann abbiegen nach Liariis.
An der Kirche vorbei, die ersten Höhenmeter waren im Sack, die Laune gut und so steil ist es ja nun auch nicht.
Im Ort selber dann rechts dem Schild folgend Richtung Zoncoloan.
Komisch, die Traverse ist eher ebenerdig, leicht abfallend?!
Also doch alles nur Angstmacherei vorm Wunderberg?
Aber lieber mal vergewissern, ob das der richtige Weg ist.
Wie das typische Klischee in der Vorstellung von Italien saßen 2 ältere Damen und ein Herr vor einem mediterranem Eingeheim auf einer Bank und unterhielten sich gestenreich bei einem Espresso. Idylle pur.
Ruckzuck mal im vorbeifahren in radebrechendem italienisch gefragt, ob es hier hoch zum Mt. Zoncolan geht.
Die Reaktion anhand der gelesenen Vorberichte war zu erwarten: ungläubiges Staunen, Kopfschütteln und ein aufmunterndes „Buona Fortuna“ haben sie mir noch hinterher gerufen.
Was haben die nur alle? Dickes Blatt, gutes Tempo und die ersten Höhenmeter locker schon eingefahren. So langsam musste doch der berüchtigte Anstieg kommen denn so konnte es doch nicht weitergehen.
Das böse Erwachen folgte auf dem Fuße.
Auf einem Plakat begrüßte mich ein abgekämpfter Ottavio Bottecchia mit der Zahl 0,000 km.
Oh Gott, hier geht der Spaß erst richtig los.
Und die vor mir sich in Serpentinen hochwindende Strasse ließ den Schweiß direkt mal aus den Poren schießen.
Auf geht’s, so schlimm wird es schon nicht werden, war mein Gedanke, nachdem ich ein dreieckiges Schild mit 14% Steigung passiert hatte.
Solche Steigungen hab ich in Südtirol auch gut gemeistert und die Anstiege waren deutlich länger.
Nach ein paar hundert Metern die nächste unschöne Überraschung - nach einer Kurve stieg die Strasse noch einmal extrem an, noch steiler und verschwand hinter der nächsten Kurve.
Naja, bis dahin und dann wird’s bestimmt auch mal wieder etwas flacher.
Weit gefehlt!
Die Straße wurde nicht flacher, sondern blieb weiterhin konstant steil.
Verdammt, die Berichte scheinen doch zu stimmen.
Im Sitzen fahren war fast kaum noch möglich, Trikotreißverschluss bis zum Bauchnabel runtergezogen und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Lenker reißend weiter hoch.
Der Schweiß fließt in Strömen, kaum die Möglichkeit bei der Steilheit die Trinkflasche aus dem Halter zu angeln ohne zu schlingern.
Das wird doch wohl mal bald ein Ende haben…?
In einer Kurve der Blick auf die bekannten Gesichter und Namen des Giro und mir fährt sogleich der nächste Schreck in die Glieder: Was erst 2,4 km geschafft???
Ich bin schon völlig am Ende nur noch ein Kampf der Berg gegen mich.
Erstmal seit Jahren kommt der Gedanke auf, abzusteigen und aufzugeben.
Wo ist der nächste kleinere Gang?
Warum hab ich Wahnsinniger nicht auf die Tips gehört und doch eine Kompaktkurbel montieren lassen? Aufgeben kommt nicht infrage, mal sehen was hinter der nächsten Kurve lauert.
Leider das altbekannte Bild: steiler Anstieg, keine Erholung.
Also alle Tricks anwenden. Schön in die Serpentine „fallen“ lassen, um mal kurz die Beine hochnehmen.
Die Geschichte vom Looser Brägel am Mt. Ventoux kommt mir in den Sinn.
Ich halte Ausschau nach Glasscherben, in die ich das Vorderrad reinrammen kann, um erstmal Pause bei einem Reifenwechsel machen zu müssen.
Das „Glück“ habe ich nicht, keine Glassscherben zu sehen und die Ehre verbietet es ja irgendwie auch.
Wie komme ich nur auf so einen Gedanken, Brägel zu imitieren???
So weit hat mich der Berg schon demoralisiert.
Die Beine explodieren fast vom ständigen Wiegetritt, der Puls donnert, das Herz pumpt wie wahsinnig Blut durch den Körper.
Ich muss den Puls runter kühlen, sonst ist die Fahrt hier gleich zu Ende.
Slalom fahren ist angesagt!
Eiernd nehme ich die nächsten Steigungen. Der Puls fällt langsam, die Lebensgeister kehren langsam zurück.
Nach einer aktiven Erholung geht’s wieder etwas besser.
Dann die beschriebenen 3 Tunnel.
Endlich im oberen Drittel angekommen. Und es ist nicht zu fassen, die Strasse ist nur noch gemäßigt steigend.
Der Gipfelsturm kann beginnen.
Hochschalten, noch mal trinken und euphorisch Kraft aufs Pedal bringen.
Vom Gipfel höre ich Jubelschreie!
Das muss der Mountainbiker sein, den ich auf einer Gegengrade kurz sehen konnte, der aller Anstrengungen zum Trotz das Ziel erreicht hat.
Schneller, ich will auch endlich unterm Schild das Beweisfoto machen.
Völlig unerwartet ist nach einer letzten Kurve plötzlich Schluss!
Plateau erreicht. Die Endorphine und das Adrenalin schießen durch den Körper und die Freude ist riesig:
Jaaa, geschafft!!!
Völlig erschöpft beglückwünschen sich der andere Radfahrer und ich uns gegenseitig.
Der Berg und das Leiden verbindet.
Rückblickend kann ich nur sagen, dass der Bericht stimmte.
Trotz gutem Trainingszustand und diversen Höhenmetern war das der härteste und steilste Berg, den ich bisher gefahren bin.
Steilstücke mit jenseits der 18% bis angeblich über 20% fordern einem vorallem im unterem Abschnitt alles ab und es tut richtig weh.
Kompakt- oder Dreifachkurbel ist in der Tat hilfreich oder leihweise der Körper- und Fitnesszustand von Alberto Contador
Ich hoffe es hat ein bisschen Spaß gemacht den Bericht zu lesen und die unglaublichen Anstrengungen sind ein wenig rübergekommen.
LG von
Chris, einem Mädchen aus Köln