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Mittelgebirgsclassique

Das ist auf jeden Fall gut. Meine Vorbereitung läuft so bescheiden, dass wird ne echte Option für mich. Also das Rennen ausfallen lassen und dafür irgendwann im Sommer alleine ohne Druck fahren.

Wäre jetzt nach 4x krank dieses Jahr echt wichtig bis zum Rennen gesund zu bleiben und konstant trainieren zu können.
Habe heute Liege-Bastogne-Liege gecancelt aufgrund von Erkältung - nachdem ich dieses Jahr schon mit Erkältung mir Malle aus dem Hotelzimmer angeschaut habe, wie sagt man heutzutage so schön: I feel you :-/
 
Bei mir läuft es mit den Erkältungen ähnlich. Kacke 💩

Wollte über den ersten mai mal einen teil der strecke abfahren. Mal schauen ob das was wird.
 
In der "Mitte" bei 350 gibt's Erholung 😉😄
 

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Ich habe hier ein mein Erlebnis geschildert - have fun ✌️

Post in thread 'Corona-Hügel-Challenge'




 
Ich habe hier ein mein Erlebnis geschildert - have fun ✌️

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Diese Weißenstein, Chasseral, Tal der Doubs Kombination bin ich beim Superrandonee Belchen Satt (vermutlich fast identisch) gefahren. Und die zwei Belchen später auch. Allerdings bei Hitze statt Regen.

Weißenstein 🫣
Und die Abfahrt bei Regen mit Felgenbremsen? Nee danke.

Respekt. Mir haben die 600km in der Ecke damals wirklich gereicht.
 
So... der Bericht lag jetzt so halb fertig seit 5 Wochen bei mir auf dem Desktop. Habe ihn jetzt nach besten Wissen und Gewissen fertig geschrieben :-)

Das war mein erstes Ultracycling Event über mehrere Tage. Von daher war mein Ziel solide zu finishen. Ob das geklappt hat sieht man hier.

Vorbereitung:

Im Vorfeld habe ich mir wie wahrscheinlich alle anderen auch sehr viele Gedanken über mein Equipment gemacht. Gar nicht so sehr über das was ich mitnehme, sondern vielmehr über das was ich nicht mitnehmen möchte.

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Da die Wettervorhersage sich im Vorfeld sehr stark veränderte und es zwar viel Regen aber keine signifikanten Temperaturschwankungen geben sollte habe ich mich dazu entschieden keine Regenhose/ Beinlinge/ Überschuhe mitzunehmen. Mal schauen, ob das schlau war 😊

Gewicht bzw. Platz hätte ich definitiv noch beim Essen sparen können. Hier hatte ich viel dabei. Dies gab mir jedoch eine gute Gewissheit nicht bereits am ersten Tag in eine Unterversorgung zu fallen.

Tag 1: Neustadt an der Weinstraße – Thurner

304km – 6275hm

Der erste Tag begann ebenso wie die darauffolgenden Tage früh. Ich hatte mir für die Nacht vor dem Start ein Hotel gebucht um bestmöglich ausgeschlafen an den Start zu gehen. Aufgrund einer gewissen Nervosität war die Nacht dann doch eher kurz, jedoch fühlte ich mich einigermaßen bereit mich an die Startlinie zu stellen. Die Straßen sind noch nass, jedoch hört der Regen glücklicherweise kurz vor Start auf.

Wer jetzt auf Partystimmung oder Apres Ski Mukke im Startblock hofft, wird hier leider enttäuscht. Ich stelle mich recht weit hinten auf und irgendwann rollt das Feld einfach los.

Ich scanne die Ausrüstung der anderen Teilnehmer. Als ich mit einigen ins Gespräch komme bin ich überrascht, wie viele gar kein Schlaf Setup dabei haben, bzw. am ersten Tag bis zum ersten Checkpoint durchfahren wollen. Das sind immerhin knapp 380km mit x-tausend Höhenmetern. Ich bin beeindruckt, denn die Vorstellung bei meinem ersten Event nachts komplett fritte und frierend auf einem Berg zu stehen und nicht schlafen zu können ist für mich Grund genug ein komplettes Schlafsetup mitzuführen. Vielleicht fehlt mir hier aber auch nur die Erfahrung. :-D

So rollen wir durch die Pfalz und am Nachmittag komme ich oben an der Hornigsrinde am Mummelsee an. Es ist bereits den ganzen Tag heiß und super schwül. Bedingungen mit denen ich tendenziell eher weniger gut zurecht komme. Ich versuche den Temperaturen mit gekühlten Softdrinks und einem Eis am Stiel entgegenzuwirken. An der Hornigsrinde schaffe ich es gerade noch so dem Gewitter zu entwischen und bekomme nur ein paar Tropfen ab. Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass das nur ein Vorgeschmack auf das war, was noch kommen sollte.

Ich kenne die Gegend zwischen Kinzigtal und Schwarzwald gut, da ich dort in der Nähe auch wohne. Wir fahren teilweise sogar auf einer meiner Hausrunden. Zum Glück geht es mir aber noch zu gut, dass ein Abbruch der Tour und ein gemütliches zurückrollen nach Hause mich noch nicht sehr anzieht. Bei dem Gedanken erwische ich mich aber schon. Zum Glück stelle ich dann aber fest, dass ich meinen Haustürschlüssel sowieso in Neustadt gelassen habe. Ich muss also zurück :-D

Am Nachmittag kristallisiert sich Kirchzarten für mich als sinnvolles Tagesziel heraus. Das sollte für mich ausreichend sein von der Strecke um den ersten Tag für beendet zu erklären.

In Haslach im Kinzigtal bestelle ich einen Döner und einen Yufka to go für den nächsten Tag. Während mein Essen zubereitet wird, fülle ich Trinkflaschen auf und hänge alle elektronischen Geräte an die Powerbank an.

In der Dämmerung halte ich noch einmal an der Tankstelle in Siegelau an um mich für die Nacht zu verpflegen. Dort befinden sich bereits zahlreiche Mitfahrer. Einige entscheiden sich bereits hier dafür den Tag zu beenden, da es in kurzer Zeit sehr stark Gewittern soll. Ich fühle mich eigentlich noch sehr gut und kenne den Anstieg in Simonswald/ Hexenloch sehr gut und weiß, dass er trotz seiner fast 800hm eher harmlos ist. Also rauf aufs Rad und weiter. Als ich Simonswald Richtung Hexenloch verlasse merke ich, dass die Bedenken der Mitfahrer vielleicht nicht ganz unberechtigt waren. Es fängt an zu tröpfeln und ich sehe bereits die ersten Blitze am Himmel. Kurze Zeit später sind diese paar Blitze zu einem ausgewachsenen Gewitter geworden. Es schüttet wie aus Eimern, ich fahre alleine durch den dunklen Wald und überdenke nochmal die Idee bis nach Kirchzarten zu fahren. Da wir inzwischen von einem erwachsenen Unwetter sprechen erscheint es mir keine gute Idee weiter zu fahren, weshalb ich mich dazu entscheide nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Auch wenn das gegen die eigentlich Outdoor Regel verstößt die Nacht im Tal zu verbringen. Zum Glück finde ich nach kurzer Zeit eine kleine Hütte. Die ist leer und meine Isomatte passt genau hinein. Die Hütte ist perfekt, da sie zu vier Seiten hin geschlossen ist und als Tür nur eine Aussparung besitzt. Da der Sturm den Regen durch diese Öffnung jedoch in die Hütte drückt benötige ich bereits in der ersten Nacht meinen Notfall Biwaksack. Ich stelle mir einen Timer auf 5 Stunden und schließe die Augen.

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Tag 2:

Thurner – Grenchen

216km – 5121hm

Ich wache bereits vor dem Wecker auf. Es hat die ganze Nacht gewittert. In Anbetracht der Umstände habe ich das Gefühl ganz gut geschlafen zu haben. Irgendwie war es auch ein wenig gemütlich bei dem Unwetter ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Entscheidung aus dem Schlafsack zu schlüpfen wird mir durch einen Blick ins Regenradar erleichtert, denn es soll erstmal nicht mehr regnen.

Ca. 30min später sitze ich wieder auf dem Rad (ja, ich weiß, ich brauche da noch sehr lang :-D) und starte in die Abfahrt nach Buchenbach. Es ist schon frisch, aber trotz meiner nassen Klamotten ist es auszuhalten. Ca. 5 Minuten nach Abfahrt muss ich leider feststellen, dass ich dem Regenradar nicht uneingeschränkt vertrauen kann, denn es fängt schon wieder an zu schütten und es soll heute auch kaum noch aufhören.

Während der Auffahrt nach Oberried entscheide ich mich in Münstertal in ein Cafe zu sitzen und in Ruhe zu frühstücken. Diese Aussicht treibt mich irgendwie nach oben, jedoch hatte ich fast vergessen wie steil es zwischen Steinwasenpark und Hofsgrund doch ist.

In Münstertal angekommen muss ich die Strecke ein kleines Stück verlassen um den angestrebten Bäcker aufzusuchen. Nass wie ein Tiefseetaucher watschel ich in die Bäckerei und bestelle das größte Frühstück der Karte. Als ich es serviert bekomme bin ich ehrlicherweise etwas enttäuscht, aber egal – Hauptsache ein Kaffee und irgendwas zu essen.


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Nachdem ich die Pause für beendet erklärt habe fahre ich wieder los und starte in den Anstieg zu den Münsterhalden. Mit klapprigen Zähnen verlasse ich den Ort und zum Glück dauert es bei diesem Rennen nie lange, bis es wieder bergauf geht und einem warm wird.

Gegen Mittag erreiche ich den ersten Checkpoint Wanderheim Stockmatt. Es regnet noch immer, trotzdem bin ich bester Laune. Ich bestelle eine Portion Käsespätzle und versuche die Zeit zu nutzen um mein Handy zu laden. Leider erscheint beim Einstecken des Kabels in das Gerät die Fehlermeldung „Wasser in der Ladebuchse. Laden nicht möglich“. Vorsorglich entscheide ich mich dazu mich nochmal in der extra für das MC25 gegründeten Whatsapp Gruppe von Freunden und Familie zu verabschieden, denn ich bin mir nicht sicher, ob mein Handy den Rest der Strecke durchhält. Ein Föhn und ein Gefrierbeutel für die Weiterfahrt sorgen aber dafür, dass sich das Gerät wieder erholt.

Ich kenne die Strecke zum großen Teil und schraube mich langsam aber gezielt Richtung Jura. Auch diesen Teil kenne ich bereits, aber der Gedanke an den Col du Weissenstein treibt mir schon die Schweißperlen auf das Gesicht. Wenn ich mein Tagesziel in Grenchen erreiche wäre das der letzte Berg für diesen Tag. Dieser Berg hat sich wie ein Brandeisen in mein Gedächtnis gebrannt. Er ist zum einen sausteil (und wird am Ende nochmal steiler), zum zweiten geht es dort auch z.T. sehr lange, sehr steil geradeaus, sodass man dem Elend direkt in die Augen schauen kann.

Im Jura angekommen erwartet uns neben der wunderschönen Landschaft extrem starke Regenfälle und starke Gewitter. Ein Blick auf das Regenradar macht sehr schnell klar, dass Aussitzen keine Option ist, denn es soll den ganzen Tag weiter schütten. Also fahre ich weiter, habe aber bei Gewitter in den Bergen ein etwas mulmiges Gefühl, auch wenn es kein Hochgebirge ist. Trotz Regen versuche ich die Stimmung oben zu halten indem ich mir sage: Wetter besteht aus 3 Säulen. Niederschlag, Temperatur und Wind. Zugegeben: Niederschlag ist ziemlich kacke, aber es wütet kein exorbitanter Sturm und ich bin sehr dankbar, dass es nicht sonderlich kalt ist. Abgesehen von einer dünnen Regenjacke habe ich nämlich exakt NICHTS zum Drüberziehen oder Wechseln dabei (außer einer zweiten Bib). Wechseln würde aber eh nichts bringen, da alles sofort wieder nass ist.

Gegen Nachmittag komme ich am Col du Weissenstein an. Ehrlich gesagt ärgere ich mich ein bisschen, dass ich diesen Berg in meinem Kopf habe so groß werden lassen. Ich probiere gegenzusteuern und mir zu sagen „wird schon nicht so schlimm werden“. Turns out: Der Berg ist genauso kacke wie ich ihn in Erinnerung gehabt habe. Nicht nur die Auffahrt kostet extrem Kraft, sondern auch die z.T. 22% steile Abfahrt kostet nochmal richtig Körner. Unterwegs treffe ich noch einige Mitfahrer, die von diesem Anstieg ähnlich „begeistert“ sind wie ich. Irgendwann ist es aber geschafft und ich kann flach meinem Tagesziel Grenchen entgegenrollen. Dort gibt es noch eine Pizza und einen Yufka für den nächsten Tag. Ab ins Hotel, duschen und schlafen.

Tag 3:
199km - 3961hm
Grenchen - CP2

Ich bin normalerweise ein absoluter Frühaufsteher. In dieser Nacht passiert es mir aber glaube ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich den Wecker weiter drücke und nochmal einschlafe. Der Wecker holt mich dann aber doch final um 4.30 aus dem Bett. Es ist noch dunkel und ich kann aus dem Fenster nicht richtig erkennen, ob es regnet. Laut Regenradar sollte es regnen und zwar nicht wenig. Eine halbe Stunde später verlasse ich abfahrbereit das Hotel. Es ist dunkel und schüttet. Nach 4m Fahrt bin ich wieder von oben bis unten nass. Relativ schnell geht es dann Richtung Chasseral, dem höchsten Berg dieses Events. Beim Losfahren fühlen sich meine Beine sehr schwer an. Irgendwann lässt der Regen jedoch etwas nach, sodass ich endlich mal etwas Musik hören kann. Am Chasseral läuft es dann richtig gut. Ich habe ein richtiges Hochgefühl und bin selbst überrascht, wie schnell ich am höchsten Punkt dieser Tour bin.

Die Abfahrt ist landschaftlich wunderschön, davon bekommt man aktuell nur leider nichts mit, denn der dicke Nebel verdeckt sie Sicht auf diese.

Weiter geht’s nochmal mit ein paar richtig Steilen Auffahrten. Ich probiere an das Flachstück zwischen Jura und Vogesen zu denken und sage mir: „da kann man richtig km machen“. Tatsächlich stelle ich fest, dass man auch im flachen treten muss und es leider nicht so leicht geht wie erhofft. Der Gedanke an eine fantastische Bäckerei in Hericourt (die ich kenne) motiviert mich aber immer weiterzufahren. Dort mache ich eine kurze Pause und sstopfe für später noch zwei Baguettes in den Notfall Biwaksack.


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Gegen Nachmittag rechne ich mir aus, dass ich den zweiten Checkpoint in ca. 1 ½ - 2h erreichen sollte. So denke ich nach 1 ½h, dass der Checkpoint ja jetzt dann mal jeden Moment kommen muss. Er kommt aber nicht. 30min später bin ich noch immer nicht am Checkpoint. Handy raus, Blick auf Komoot. Ich bin schon auf der richtigen Strecke aber bis zum Checkpoint ist es aus unerklärlichen Gründen noch arsch weit. Bis heute weiß ich nicht „woran et jelegen hat“. Entweder war ich viel langsamer als gedacht oder ich habe mich im Eifer des Gefechts einfach verrechnet. Was ich in meinem aktuellen Geisteszustand durchaus als Option erachte.

Mental ist das mit Abstand der schwierigste Punkt der Tour. Hinzu kommt, dass die späte Ankunft an Haute Furche meinen Ernährungsplan aus dem Konzept bringt, da ich denke, dass es ja gleich etwas richtiges gibt.

Gegen 18.30 komme ich am Checkpoint an. Beim Absteigen vom Rad verdrehe ich mir das Knie und stürze fast. So grau wie aktuell war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich beschließe zwei Cola zu trinken und einen Teller Nudeln zu essen. Ich schaue mir auf Komoot nochmal die Strecke an und sehe, dass nun der Grand Ballon und der Petit Ballon vor mir liegen. Aus Erfahrung weiß ich, dass es dort wenn überhaupt nur sehr begrenzte Möglichkeiten gibt bei Regen draußen zu schlafen. Nach einer halben Stunde Pause bin ich noch genauso fertig und mir tut alles weh, so wie bei der Ankunft. Mein Kopf sagt mir, es ist zu früh um 19.00 den Tag zu beenden. Auf der anderen Seite fühle ich sehr deutlich, dass ich mich wirklich in Gefahr begebe, wenn ich jetzt weiterfahre. Und das will ich nicht. Also Pause und schlafen. Ich stelle mir bewusst keinen Wecker und entscheide mich dazu solange zu schlafen wie es notwendig ist.

Tag 4:

Ich schlafe nur sehr bedingt. Muss ständig pinkeln, meine Kontaktlinse hat sich unter dem Augenlied verfangen und ich bin extrem unruhig. Gegen 4 Uhr nachts stelle ich trotzdem überrascht fest, dass meine körperlichen Beschwerden deutlich besser geworden sind. Auf diesem Niveau mache ich diese Erfahrung zum ersten Mal und bin verwundert und stolz, wie schnell sich mein Körper mit ein paar Stunden ruhe erholen kann.

Kaffee, Frühstück, Abfahrt. Wer hätte das gedacht. Es regnet. Naja, egal. Die letzten zwei Tage habe ich ja auch irgendwie geschafft und wenn ich durch die Vogesen durch bin habe ich es ja schon fast geschafft. Am Grand Ballon schließt ein Mitfahrer zu mir auf. Er fährt etwas schneller als ich normalerweise fahren würde. Ich entscheide mich trotzdem so lange es geht mitzufahren, denn im Gespräch vergeht die Zeit deutlich schneller. Oben angekommen trennen sich dann aber unsere Wege, da ich mir für die Abfahrt noch eine Regenjacke anziehe. Gewartet wird hier nicht :-D

Ich freue mich auf den Petit Ballon, denn den bin ich vor ein paar Jahren schonmal gefahren und finde ihn super schön. Bei leichtem Nieselregen, Nebel und meinem aktuellen Lieblingslied „Emptiness Machine“ in Dauerschleife schraube ich mich den Berg hoch. Ein unvergesslicher Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Aussicht, dass das der letzte große Berg ist, ist für mich ein Riesenmotivator. Oben angekommen ist es recht zugig, also schnell wieder runter. Es ist nur noch ein Track übrig, und der ist ja nur flach.

Unten angekommen entscheide ich mich erstmal in Ruhe Pause zu machen und mich in einem Supermarkt ausgiebig zu verpflegen. Während ich die ersten zwei Tage noch sehr darauf bedacht war die Pausen möglichst effizient zu nutzen ist mir das inzwischen ziemlich egal. So wie es aktuell ausschaut komme ich deutlich vor cut off ins Ziel.

Ich rolle weiter bekomme den Impuls mir auf Komoot nochmal den letzten Track anzuschauen, obwohl der alte noch nicht beendet ist. Ich hole das Handy raus und ein Schock durchfährt meinen Körper. Der letzte Track ist ja gar nicht flach, da ist ja direkt nochmal ein fast 1000hm Klopper drin. Ich habe kein Bock mehr. So eine Kacke. Mental war ich auf flach eingestellt und jetzt das. Ich rufe kurz zuhause an und berappel mich dann. Ich wähle in meiner Playlist Lorenz Büffel mit dem Song „Maschine“ und beginne Richtung Champ du Feu zu strampeln. Es ist nass und tatsächlich auf recht frisch inzwischen. Irgendwie schaffe ich es dann doch den Berg hoch und gehe in die Abfahrt. Nach 300m bemerke ich, dass ich einen Platten habe. Kein Problem, habe ja einen Ersatzschlauch dabei. Easy gewechselt und weiter.
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Gegen Abend ist es inzwischen trocken. Es ist ca. 20Uhr. Ich bin kein bisschen müde, aber mir ist wirklich kalt. Ich bin unsicher, was jetzt ein schlauer nächster Schritt ist. Ich entscheide mich dazu nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten nur um in den Schlafsack zu krabbeln. Nach einer Weile finde ich eine verlassene Lagerhalle neben einem Sägewerk. Den Bauzaun, der das ganze absperrt schiebe ich zur Seite und mein Fahrrad durch die Lücke. Irgendwie habe ich hier kein gutes Gefühl. Der Ort ist ziemlich creepy. Außerdem ist es noch hell und ich bin absolut nicht müde. Also doch weiter. Zwei Minuten später pingt mein Handy. Ich lese die Nachricht eines Bekannten, der das Rennen per Dotwatcher verfolgt. „Heute Nacht bleibt es trocken. Viel Glück“. Irgendwie motiviert mich die Aussicht auf eine trockene Nacht ungemein und plötzlich läuft es wieder ganz leicht.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit ist mein Reifen wieder platt. Bei allen Vorurteilen die so gegen Franzosen so kursieren muss ich sagen. Kann ich alles nicht bestätigen. Sofort hält ein junger Mann auf seinem viel zu lauten Moped an und fragt ob ich Hilfe brauche. Auch sonst, habe ich bisher ausschließlich positive Erfahrungen gesammelt. Mehr als einmal habe ich aber den einzigen Satz auspacken müssen, den ich inzwischen fließend beherrsche: „Je ne parle pas français.“ Es ist aber überraschend wie weit man damit kommt :-D

Während ich den Reifen wechsel kommen zwei Mitfahrer vorbei. Sie halten kurz an und wir rollen ein Stück zusammen, verlieren uns aber recht schnell wieder aus den Augen. Weiter in der Nacht höre ich das Plätschern eines Brunnens. Wasser für die Nacht auffüllen kann nicht verkehrt sein. In einer meiner Taschen finde ich noch eine Packung salzige Nüsse, die ich schon seit fast 1000km spazieren fahre und die ich schon fast vergessen hatte. Die gönn ich mir jetzt erstmal. Geil!

Weiter geht’s. Ach ne. Reifen schon wieder platt. Kurz geflickt und weiter. Gegen ca. 2 Uhr nachts werde ich langsam müde. Eine Bushaltestelle erscheint mir als perfekte Schlafmöglichkeit. Zumindest für zwei Stunden. Liegt zwar direkt an der Straße, aber hier ist eh nix los.

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Tag 5:
??? - der Rest

In den frühen Morgenstunden realisiere ich zum ersten Mal in diesem Event: Boah wenn hier jetzt nichts noch krass schief läuft werde ich das packen. Ultra krass. Mega emotionaler Moment. Ich versuche die Gefühle aber zur Seite zu schieben, denn noch muss ich mich konzentrieren. Ein Sturz könnte das ganze Unterfangen doch noch Platzen lassen. Also schraube ich mich weiter Richtung Neustadt.

In Schweix (ca. 100km vor Ziel) begrüßt mich der Bürgermeister mit einem Apfel. Er hat extra für das Event die Turnhalle aufgeschlossen, damit die Fahrer dort schlafen und aufs Klo gehen können. Mega nett.

Wenn man viel Rad fährt weiß man ja ungefähr, wie sich 100km anfühlen. Theoretisch sagt einem der Kopf „ ich bin jetzt schon 1000km gefahren. Da sitze ich die letzten 100 auf einer *rschbacke ab.“ Praktisch kann das aber doch noch recht lang sein.

Die letzten 3 Berge erklimme ich als ob nichts gewesen wäre. Unglaublich welche Kraft da nochmal rauskam.

Nur wenig später bin ich am Hambacher Schloss. Irgendwie ein komisches Gefühl. Die Emotionalität des Morgens ist plötzlich verschwunden. Meine Gefühle schwanken zwischen: „Ich habe es geschafft. Ich habe es tatsächlich geschafft“ und „War es das jetzt?“.

Ich rolle noch neutralisiert zum offiziellen Endpunkt. Die Einfahrt verläuft unspektakulär, denn Markus besorgt sich gerade Mittagessen :-D Ist aber auch egal, denn ich bin stolz und platt.

Nachdem die Anspannung des Rennens vorbei ist gestaltet sich der Rückweg zur gebuchten Unterkunft als ultra zäh. Ich muss sogar das erste Mal in den letzten 5 Tagen absteigen und schieben. Ich brauche für die 10km fast eine Stunde.

Jetzt die Füße hoch und over and out.

P.s. Bruttozeit 102h57min
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Vopü,

Also aktuell habe ich 6300km, d.h vor dem ecent vielleicht knapp unter 5000km. Finde ich aber schwer zu vergleichen, da ich in der Regel such MTB fahre und da nicht so viele km zusammen kommen.

Die meisten km kommen tatsächlich durch das pendeln.

Meld dich gerne wenn du fragen hast (auch per pn)

Viele grüße aus Freiburg,
Patrick
 
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