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Mein Stahlrahmen im Eigenbau

Das sehe ich genauso. Die Scharten sollten auf jeden Fall auspoliert werden.

Dafür finde ich einen geslopten Stahlrahmen ziemlich gut. Zumal mit den 5° der künftige Vorbau fluchten sollte.

Extrem-Sloping wie bei manchen Großserien-Rahmen führen bei Stahlrahmen dann doch zu Nachteilen.
 
keine sorge mit der reissnadel. ich weiss ja nicht, wie viel material andere grobmotoriker da abtragen, aber ein paar mal mit 100er papier drübergeschliffen und sie sind weg.
ansonsten stimme ich dir zu, kerbwirkung ist besonders bei hobby-lötungen, wo es lokal ja doch mal zu versprödungen kommen kann, nicht zu unterschätzen.
 
Kerben in dieser Richtung sind weniger schädlich (bzw. soagr unbedenklich) ggü. solchen in Querrichtung.
 
daran dachte ich auch schon, aber letztendlich ist z.b. ein de rosa stahlrahmen in einem belastungstest an der spitze der unterrohrmuffe gerissen, ein titanrahmen an der unterrohr-schalthebelaufnahme. also, nur um auf nummer sicher zu gehen, kann man auf sowas schon achten.
 
Als nächstes wurden die Gehrungen (mir fällt kein besseres Wort ein) gefeilt.
Dazu habe ich die Verschneidungen in CAD abgewickelt (=ausgerollt) und mit ein paar Hilfslinien ausgedruckt, dass sah z.B. so aus:

tumblr_m2xkpdZ6IC1qbz7lxo1_500.png


Jetzt zeigt sich auch nochmal der Zweck von den vorher beschriebenen Viertelungen:
Aus dem CAD habe ich dann die Maße von z.B. Tal-zu-Tal rausgemessen und die Länge auf den angerissenen Rohren markiert.
Anschließend habe ich die sorgfältig ausgeschnittenen Abwicklungen um das Rohr gewickelt, und konnte sicher sein, dass die Gehrungen in Phase liegen.
Dann ging es ans Feilen, ich habe mit einem HSS-Sägeblatt grob vorgeschnitten und dann mit einer Hieb 1 oder Hieb 2 Feile den Rest rausgefeilt.
Am meisten habe ich dafür eine eher kleine Halbrundfeile benutzt.
Eine Gehrung dauerte etwa eine Halbe bis Dreiviertelstunde.

tumblr_m2xsmmsqYR1qbz7lxo1_500.jpg


Ich habe immer wieder kontrolliert ob die Teile gut zusammenpassen, da für Fugenlöten Spalte von 0,1-0,2mm empfohlen werden (bzw. ist das auch Lotabhängig).
Ein Beispiel vom Oberrohr zum Sitzrohr:

tumblr_m2xsspZaAn1qbz7lxo1_500.jpg


Ich habe die Gehrungen dann nochmal feiner bearbeitet, d.h. ans Rohr rangehalten, geschaut wo das gefeilte Rohr aufliegt und ggf. nochmal ein bisschen nachgefeilt.
Hier sieht man, wie die Markierungen bei der exakten Ausrichtungen helfen:

tumblr_m2xsp4hFdK1qbz7lxo1_500.jpg


Nachdem das für alle Rohre gemacht war, konnte ich das Hauptdreieck in einer Rahmenlehre zusammensetzen, dazu nächstes mal
 
Sag mal, wäre es nicht günstiger, die Rohrkanten nach außen anzufasen? Da hättest du mehr Kontaktfläche fürs Lot und kannst auch mehr Lot auffüllen. Etwas weiter gedacht, könntest du damit die Übergänge etwas weicher gestalten (aber dazu müssten die nicht erst angefast werden, die Kontaktfläche wäre auch so groß genug).
 
nein, wenn man eine Fase schleifte, wäre die Gefahr dass das Metall in der Lötstelle einfach abreisst, viel zu hoch, auch durch die Kerbwirkung.
glattere Übergänge bekommt man damit auch nicht. Das wäre eher was für dickwandigere Geschichten, wo man anfast um durchzuschweißen o.ä.

kerb.png


Daher ist es besser sich an dem zu orientieren, was auch andere Rahmenbauer machen.
 
so jetzt komm ich endlich mal wieder zum schreiben.. meine ganze zeit geht drauf für das vorbereiten des rahmens auf die lackierung, eine unangenehme arbeit.

Wie im voherigen post geschrieben hatte ich nun also einigermaßen phasenrichtig zugefeilte Rohre.

Ich habe dann beim lokalen Solar/Voltaik-Installateur jede Menge Aluminiumprofile bekommen, die in etwa so beschaffen sind wie diese Bosch Aluminium Struktursysteme:

31190l39019801.jpg


Bei Bosch sind die ziemlich teuer, ich habe etwa 7 Meter für 20€ bekommen. Die werden auch für CNC-Systeme genommen und sind verhältnismäßig eben und gerade.
Ich habe als Verbindungselemente stattdessen auch nur zugeschnittene Gewindestangen und Festmuttern verwendet, die genau in die Bahnen passten.

tumblr_m3cwl000Wl1qbz7lxo1_1280.jpg


Zusätzlich zu den Profilen habe ich bei einem Bekannten vier Konen gedreht, für Steuerrohr, Sitzrohr und Tretlager.
Die Konen wurden in der Drehbank noch durchbohrt und mit Winkeln an der Lehre befestigt. Die Winkel sind einfache Stahlwinkel, die allerdings modifiziert sind: mit einem DIN-tolerierten Winkel (25€ ebay) habe ich die Stahlwinkel auf ihre Winkligkeit überprüft und ggf. gerichtet. Die Bohrungen für die Konen sind so angebracht, dass die Mittelachse der montierten Konen mit der Mittelachse der 68mm Tretlagerbuchse zusammenpassen.
Das hat recht lange gedauert, das alles einzustellen (häufiges Messen mit Messschieber und Winkel).

Auf dem Bild sieht man, dass einige Rohre schon verlötet sind, tatsächlich lief das Löten aber folgendermaßen ab:

1. Loses zusammensetzen der Rohre in der Lehre, Fixierung mittels Magneten und/oder Klemmen
2. Überprüfung der Winkel, ggf. Nachbearbeitung der Rohre
3. Unterrohr mit Steuerrohr verlötet, dazu beides aus der Lehre entnommen, in korrektem Winkel fixiert, gepunktet und dann durchgelötet
4. Sitzrohr mit Tretlagerbüchse verlötet, dazu die beiden Teile in der Lehre gelassen und gepunktet, dann den oberen Konus gelöst und aufrecht stehend durchgelötet
5. Teile aus 3 & 4 wieder in die Rahmenlehre gepackt, Oberrohr lose eingesetzt und Tretlagerbüchse mit Unterrohr gepunktet
6. Tretlagerkonus gelöst und Unterror-Sitzrohr-Tretlager-Verbindung durchgelötet
7. Oberrohr gepunktet und durchgelötet

Diese Reinfolge erschien mit am passendsten, aber ich denke man kann das auch anders machen. Bei mir waren halt Unter- und Steuerrohr in gleichem Durchmesser, weshalb ich die zuerst verbunden habe. Dabei habe ich versucht, immer über Kreuz zu löten, d.h. erst oben auf 12 Uhr, dann 6 Uhr, dann 9 Uhr, dann 3 Uhr und so weiter. Damit sollte der Verzug gering bleiben. Außerdem habe ich zuerst einen Durchgang mit sehr wenig Lot gemacht, die Amis nennen das "tinning", also den Spalt zu füllen aber noch kein ganzes Fillet aufzubauen:

tumblr_m3cxobFMpA1qbz7lxo1_500.jpg


Man könnte jetzt argumentieren, dass man durch den zweiten Durchgang zu viel Hitze einbringt, aber zumindestens nach meinem Bücherwissen erreicht man so wie gesagt einen geringeren Verzug und die moderne Dedacciai-Legierung, die eigentlich für's schweißen gemacht ist, sollte das gut wegstecken.

--


Für die Winklingkeit habe ich ein weiteres Werkzeug verwendet, von dessen Existenz ich bis dato nix wusste und auch bei den Ami-Rahmenbauern noch nicht gesehen hatte:
Eine Bevel-Box:

3450768773w01be.jpg

Das ist ein digitaler Winkelmesser, der sich die Gravitation zu Hilfe nimmt und einen relativen Winkel bestimmt. Man setzt das Teil (mit integrierten Magneten) an ein Rohr an, drückt auf Zero und legt es dann an ein anderes an, Zack bekommt man den Winkel zwischen den Beiden. 25€ bei ebay, angebliche Genauigkeit 0,1°, was ich für durchaus realistisch halte.
Damit habe ich z.B. die Rahmenlehre eingestellt und auch das lose zusammengesetzte Unter- und Oberrohr vor und nach dem Löten überprüft.
Das ich alles richtig gemacht habe, merkte ich, als das Oberrohr sich gut in die vorgesehene Position einsetzen ließ, ohne dass die Gehrungen verdreht oder die Spalte zu groß waren.

nächstes mal schreibe ich, wie ich die Konstruktion des Hinterbaus gelöst habe.
 
Sehr spannend das ganze, Hut ab. Auch wenn ich mir wohl nie einen Rahmen selber bauen werde, verfolge ich dein Projekt hier sehr gerne!
 
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