Nein, das Optimum wären mehr Radwege. Genau die fehlenden Radwege sind das Problem und nicht der motorisiere Straßenverkehr an sich. Die Verkehrsdichte hat immer mehr zugenommen und wird es die nächsten Jahre noch weiter tun.
Es hilft nichts über die Autofahrer zu schimpfen und nach einer Leistungsbeschränkung oder einem Tempolimit 30 km/h in geschlossenen Ortschaften zu rufen.
Würde nicht viel nützen. Ein Limit von sagen wir 10 km/h würde für eine Art "Gleichberechtigung" zwischen Drahtesel und KFZ sorgen.
Die wenigsten Radfahrer/innen fahren tatsächlich einen 25 er Schnitt.
Fahrradwege müssen her. Wir würden viel mehr Fahrrad fahren wenn es nicht so gefährlich wäre.
Aber wenn man das zu Ende denkt, merkt man, das das wahrscheinlich auch keine Lösung ist, jedenfalls wenn man nach realistischen Lösungen sucht und ein komplexes Problem mit limitierten Ressourcen (Geld, Platz) und Zielkonflikten nicht nur zugunsten einer einzelnen Komponente optimieren möchte.
Der innerstädtische Platz ist äußerst knapp. Was nicht weiterführt, sind die ewigen "A gegen B gegen C" Verteilungsdiskussionen, die lokal je nach Zeitgeist, aktuell zuständigem Stadtrat oder erfolgreicher Lobbyarbeit zu einem Flickenteppich an nicht konsistenten und teilweise gefährlichen Kompromisslösungen führt. Wir bauen hier seit zig Jahren Radwege, ohne großen Erfolg, und ohne plausiblen Grund, warum das auf einmal besser werden sollte, nur weil wir mehr davon bauen. In einer Stadt mit dem Rad von A nach B zu kommen, ist auf dem Radweg purer Stress - mal rauf, dann wieder runter, dann ein Stück auf der Strasse, dann Umleitung über den Gehweg wegen Baustelle, 300m "pop-up bike lanes" oder was anderes wofür ein Lokalpolitiker ein Innovationssternchen ins Klassenbuch bekommen hat, Rampen die nur für MTBs geeignet sind, warten an 5 Extra-Ampeln usw.
Wir haben mittlerweile nicht nur Autofahrer, (Normal-)Radfahrer und Fussgänger, sondern auch Elektroroller, Lastenräder, S-Pedelecs usw. Dazu kommen Skateboardfahrer, Rollschufahrer usw. usf.
Das Paradigma, dass für jede Gattung ein eigener "geschützter" Bereich eingerichtet werden soll, ist mit der vorhandenen Fläche nicht realisierbar. Hier in der Großstadt muss man sich als Radfahrer aufgrund der e-Roller und Lastenräder entscheiden, ob man seine Geschwindigkeit auf unter 20 km/h drosselt, oder halt auf der Strasse fährt (und die haben ja das gleiche Recht wie Radfahrer, was den Radweg angeht. Oder sollen die auch eine weitere Extraspur bekommen? Oder auf den Fußgängerweg?)
Problematisch ist dabei ja auch, dass es nicht nur darum geht, den vorgegebenen Platz zwischen den Häuserzeilen in verschiedene "Streifen" (derzeit Fussgänger, Radfahrer, Kraftfahrzeuge) aufzuteilen, jeder dieser Streifen braucht dann auch noch eine eigene, komplizierte und - wie wir seit langem durch die Unfallforschung wissen - das Konfliktpotenzial erhöhende Verkehrsführung. Radwege in der Stadt sorgen zwar für ein höheres subjektives Sicherheitsgefühl (weshalb es potenziell über das Konzept von "safety through numbers" sogar helfen kann, siehe Kopenhagen), erhöhen aber statistisch gesehen objektiv die Unfall- und Verletzungsgefahr für den Radverkehr pro gefahrener Strecke.
Es gibt halt keine Radwegkonzepte in der Stadt, die den Radverkehr nicht so führen müssen, dass er sich mit Rechtsabbiegern zwangsläufig kreuzen muss. Die Unfallstatistik zeigt, wie sinnvoll das ist - dies ist der Hauptgrund für Unfälle mit Radbeteiligung. Ausnahmen sind die mittlerweile verpönten Streifen in der Mitte zwischen den Autofahrspuren an Kreuzungen, die ebenfalls sehr unsicher sind, und bei denen man sich fragen muss, warum Radfahrer dann nicht einfach auf der korrekten (links/geradeaus/rechts) Autospur fahren sollten, wenn sie eh schon zwischen den Autos fahren. Das ganze ließe sich nur verbessern, wenn man strikt getrennte Ampelschaltungen für jede Verkehrsart einführt. Aber das würde den gesamten Verkehr, inklusive Fahrrad, dann signifiant verlangsamen, da die Ampelzeit nun zwischen (mindestens) 3 Parteien aufgeteilt werden muss.
Der "ernsthafte" Radverkehr (also Pendler und Menschen, die das Rad als Alternative zum KFZ nutzen wollen) wird durch diese dann notwendigerweise komplizierte Verkehrsführung (Linksabbieger: auf dem Radweg regelmässig mindestens 2 Ampeln, auf der Strasse nur eine) ausgebremst und damit unattraktiv.
Ich habe das mal auf einer meiner üblichen Strecken ausprobiert, etwas mehr als 10km.
Wenn ich auf der Strasse fahre (was auf ca. 30% der Strecke per Lolli verboten ist), brauche ich dafür etwas über 20 Minuten. Wenn ich durchgehend auf dem Radweg fahre, 35 Minuten.Mit dem Auto brauche ich etwas unter 20 Minuten. Das liegt hauptsächlich an den separaten Ampelschaltungen auf dem Radweg, und der Schwierigkeit, langsamere Teilnehmer (Lastenräder, E-Roller u.Ä.) zügig überholen zu können.
Das Fahrrad kann auf üblichen innerstädtischen Alltagsstrecken (Arbeit, einkaufen etc.) genauso schnell und teils schneller (Parkplatzsuche) wie das Auto sein, allerdings nur, wenn man nicht künstlich ausgebremst wird.
Wenn man nun mal von der maximal denkbaren Fahrradwege-Ausbaustufe ausgeht - breite Fahrradwege zuungunsten des Autoverkehrs, durchgängig und optimal vernetzt, eigene Ampelschaltungen - dann wird der Verkehr insgesamt so langsam, dass man stattdessen gleich generell Tempo 30 und "freie Fahrt für Radfahrer" auf der Strasse einführen kann. Dann spart man Geld, viele Schilder, viele Ampeln, komplexe Verkehrsführungen, muss nicht alle X Jahre je nach Entwicklung der fahrzeugspezifischen Nutzungsverteilung alles wieder aufreissen und umplanen, bremst schnelle Fahrradfahrer nicht aus, und alle kommen am Ende gleich schnell oder sogar schneller am Ziel an. Zudem noch sicherer - Hauptgrund für Auto+Fahrrad-Unfälle ist immer noch, dass der Fahrradfahrer "übersehen" wurde, auf der Straße ist er aber stets sichtbar und für den Autoverkehr eher vorausberechenbar.
Das Erfordert natürlich alles mehr Rücksicht. Die meisten Autofahrer wollen aber Radfahrern gar nicht schaden. Die werden meist meist erst dann unangenehm bis gefährlich, wenn sie den Radfahrer "dort" nicht erwartet haben, oder aber wenn sie meinen, der Radfahrer vor Ihnen ist ungerechtfertigt auf "ihrer" Straße. Das ist aber reine "Erziehungssache" und wäre dann ein kommunikativer Teil eines 30+"Radfahrer frei" Konzeptes.
Tempo 30 in der Stadt durchgehend würde die Differenzgeschwindigkeiten zwischen den Verkehrsteilnehmern (ausgenommen Fussgänger) auf etwa +/-10 Km/h verringern. Bei solchen Differenzgeschwindigkeiten sind schwere Verletzungen im Unfallfall selten. Wenn alle Fahrzeuge regelmassig auf der Strasse fahren, nimmt die Wahrnehmung von Radfahrern als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer zu. Die Fläche wird dynamisch und optimal ausgenutzt. Es gibt nur eine Art der Verkehrsführung für alle, was die Komplexität, und damit den "mental load" und die Wahrscheinlichkeit für Unfälle verringert.
Bei 40 Km/ ist man halt wieder bei üblicherweise 20 km/h Differenzgeschwindigkeit zum Autoverkehr, damit ist radikaler Mischverkehr zu gefährlich (und erfordert halt wieder Sonderzonen, wie etwa in Kopenhagen, wo innerstädtisch 40 km/h gilt).
Was Rennradfahren (unser Hobby) und die damit verbundenen speziellen Bedürfnisse angeht - das sollte man m.M.n. komplett weggelassen aus dieser Diskussion. Mit dem Rennrad fährt man schließlich nur im Notfall in der Stadt, und wenn, dann um an den Stadtrand zu kommen

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