Ich hab bei so Zeitungen wie der AZ keinen Kommentar-Account und die Begründung ist einfach, ich poste weder bei denen noch bei Spiegel+Co. weil ich davon ausgehe, dass diese Leute das mit Absicht machen und die Wirkung vergleichbar mit dem Sprichwort "einem Ochsen ins Horn petzen" ist.
Trotzdem meine Hochachtung für Deinen Einsatz um deren Weltbild etwas zu stören. Ich bin über den AZ-Artikel nur gestolpert weil zeitnah leider in Mainz ein mir entfernt bekannter Radfahrer umgekommen ist als er neben der Fahrbahn den Radweg nutzte und am Übergang von der Elektrischen überfahren wurde. Ich benutze an der Stelle die Straße (bis auf 1-2 mal weil ich mir unbedingt diese "fahrradfreundliche Lösung" ansehen wollte) und da ist eine richtige Ampelanlage, d.h. die kann man auch im Schneetreiben nicht übersehen. Überhaupt, wer älter wird und schlechter hört, für den ist das Klingeln der Elektrischen kein besonders wahrnehmbares Warnsignal.
Wie andere schön darauf hingewiesen haben zeigt sich in dem Artikel die politische Seite (Bürgermeister) ebenfalls in seiner "besten autogestärkten Form", wenn man die Floskeln bzgl. "Fahrrad als alternative zum Auto" durchschaut. Spätestens an dem Punkt Geld machen sich solche Leute lächerlich ohne es angeblich zu bemerken.
Da verweise ich gerne auf die Äußerungen des "die Rente ist sicher" Ex-Minister Blüm. Der hat schon 1984 in einem Gastkommentar (Zeitschrift November-Dezember-Heft-1984 Radfahren) gemeint, wie im Arbeitsamtbezirk Coesfeld, Radwanderwege per ABM-Maßnahme anzulegen und das bundesweit auszuweiten. Wer die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen kennt, dem fällt sofort auf, dass genau das die Zeit war als das erste Mal mit ca. 8% die Arbeitslosenzahlen nicht mehr ignoriert werden konnten. Dabei war jahrelang genug Geld für den Autostraßenausbau vorhanden und auf einmal nicht mehr, bzw. bemerkten solche Leute wie dieser Minister, dass Radwege die ganze Zeit nicht zu den Baumaßnahmen gehörten und "übersehen" wurden. Vor 1980 wurde das US-Bild des Individualverkehrs propagiert, als wenn jeder in absehbarer Zeit seine Wege nur noch mit dem Auto zurücklegen würde (inkl. der großen Märkte auf grüner Wiese u.s.w.).
Aktuell hat der Rhein wieder Hochwasser und deshalb sind etliche meist von Radfahrern genutzte Wege unpassierbar. Schaut man genau hin, dann stellt man fest, dass die keine 100 Meter entfernte Autobahn oder Schnellstraße "komischerweise" hoch genug gebaut wurde, wie überhaupt fast alle Straßen, während die als "Radwege" ausgewiesenen Wirtschaftswege oft niedriger als die anliegenden Felder sind und damit automatisch verschlammt werden.