Heute ist es passiert - das erste Mal in gut 16 Jahren Rennradfahren durfte ich mich länger mit der Polizei unterhalen.
Folgende Situation: Wir sind zu viert unterwegs auf einer Nebenstraße, als es hinter uns nachdrücklich hupt (kein Dauerhupen, aber deutlich länger als ein einfaches Antippen der Hupe). Beim Umblicken sehe ich ein Auto, das zu dem Zeitpunkt noch >100 Meter hinter uns war. Die Straße ist leicht abfallend und ab der Stelle, an der wir uns befanden, kurvig, ein gefahrloses Überholen in keinem Fall drin. 3-400 Meter mündet die Nebenstraße auf eine Landstraße, wo wir wegen des Verkehrs kurz anhalten mussten, bevor wir links abbogen. Der Autofahrer wollte natürlich auch links. Der hinterste von uns vieren hielt sich extrem links auf der Fahrspur, um ihn nicht zum übereilten Überholen einzuladen (kurz nach der Abzweigung war auch noch eine Verkehrsinsel - da will man nicht eingeklemmt werden). Mein Mitfahrer meinte, der Autofahrer hätte daraufhin versucht, ihn rechts (!) zu überholen - möglicherweise ist er auch "nur" extrem nah aufgefahren (was nicht wirklich besser ist). Erneut wurde gehupt, dann zog er auf die Gegenfahrbahn und setzte trotz Gegenverkehr zum überholen an, wobei er diesem ziemlich nah kam und wieder zurück zog. Meine Mitfahrer hatten die Faxen dicke, einer stellte sein Rad auf der Fahrbahn quer und die beiden anderen versuchten, dem Fahrer klar zu machen, dass er sich so nicht verhalten könne. Das Ganze passierte innerhalb von maximal 200 Metern nach der Abzweigung, alles bei noch relativ geringem Tempo.
Von hier an wird die Geschichte skurril: Im nächsten Ort stand er an einer Polizeiwache, welche am Sonntag allerdings nicht besetzt war. Er bedeutete uns anzuhalten, was wir auch taten, da wir inzwischen sehr gespannt waren, was nun kommen möge. Über eine Fernsprechanlage an der Wache setzte er sich mit der Polizei in Verbindung und wollte uns am liebsten wegen Nötigung anzeigen. Der Polizist am anderen Ende der Leitung schien nicht so ganz zu wissen, was er davon zu halten hatte. Jedenfalls schickte er auf Bitte des Autofahrers einen Wagen vorbei. Dieser kam nach einiger Zeit vorbei und die verschiedenen Versionen der Geschichte wurden geäußert. Seiner Meinung nach hätte er anfangs durch das Hupen nur kurz auf sich aufmerksam gemacht, wir seien von Anfang an "zu viert nebeneinander" gefahren (wenn Einerreihe als "nebeneinander" zählt, mag das stimmen

) und hätten ihm gefälligst die Möglichkeit zum überholen zu geben. Sämtliche Argumente unsererseits taten er und seine Frau (Beifahrerin) als Unsinn ab. Der Polizist tat sein Bestes zur Schlichtung und konnte ihn schließlich dazu überreden, es dabei beruhen zu lassen. Nachdem er wieder weiter gefahren war, sagte der Polizist uns noch, er habe wenig Hoffnung, dass sich beim Autofahrer ein Umdenken einstellen könnte. Meine Lieblingsaussage dabei: "Wie er aussah, hat er wohl auch nicht sehr viel mit Sport am Hut."
Schon seltsam, wie manche Leute fünf Sekunden Zeitverlust für das Warten hinter Radfahrern für nicht zumutbar halten, aber dann eine knappe halbe Stunde für eine völlig unsinnige Diskussion opfern.
