bada-boom
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Freude am Fahren – das war einmal. Als ich mir vor einigen Jahren das erste Rennrad gekauft hatte, war die Welt noch in Ordnung. Längere Touren am Sonntag und bei schönem Wetter ins Büro, ich war glücklich. Bis mich dann im Oktober 2014 zum ersten Mal ein PKW-Fahrer umgenietet hat. Gut, kann ja mal vorkommen, eine neongelbe Jacke kann man ja mal übersehen, jeder Mensch macht Fehler. Also im Frühjahr ein neues Rennrad gekauft und ein weiteres allwettertaugliches Rad mit voller Christbaumbeleuchtung für die Pendelei. Und eine Air-Zound, da man ja Wildschweine auf der Straße auch anhupen soll. Sonst lernen die am Ende, dass man selbstverständlich für sie bremst.
Dann kam es zum zweiten Unfall im August 2016 (weiße Trikots haben keine nennenswerten Vorteile). Glücklicherweise nur leichte Blessuren, dafür das volle Programm mit der Schadensregulierung. Mir war vorher schon aufgefallen, dass Radfahren ein immer größerer Nervenkitzel wird. Gefühlt einmal in der Woche stellte ich mich geistig auf unmittelbar bevorstehende Schmerzen ein, bei absehbaren und somit kontrollierbaren Situationen leistete die Hupe gute Dienste. In meiner Gegend ist die Dichte von Senior Urban Vehicles und Flatrate-Automobilen erstaunlich hoch, ein gewisser Zusammenhang lässt sich nicht leugnen. Also noch eine Action-Cam beschafft, man weiß ja nie, was der Arbeitsweg so bietet. Wobei ich als Mittvierziger wirklich aus dem Alter für Übermut raus bin, was meine gelegentlichen Mitradler sicher bestätigen können. Und Schmerzen sind lernpsychologisch betrachtet ohnehin äußerst effektiv...
Das ging eine Weile gut (nun ja, ich habe einige durchaus interessante Videoschnipsel gesammelt), bis es im Oktober 2017 wieder so weit war. 150 Meter entfernt von der Wohnung räumt mich einer frontal ab, da Stoppstellen offensichtlich nicht mal mehr als Empfehlung betrachtet werden. In keiner Weise absehbar und nicht die geringste Chance zu reagieren. Rote Jacken sind also auch ungeeignet. Glück im Unglück, nur ein paar gebrochene Knochen und eine ordentliche Rissverletzung, was alles weitgehend problemlos verheilen konnte. Allerdings kamen mir im Krankenhaus die ersten Zweifel, was ich da eigentlich mache. Und die Überlegung, mir einen Unimog für Einkaufsfahrten zum Discounter anzuschaffen.
Wieder längere Radlpause und erst letzte Woche erneut angefangen, mit dem Rad ins Büro zu fahren. Fazit der ersten drei Tage: Relativ friedlich, nur eine einzige Beinahekollision, da Fahrlehrer anscheinend genauso aufmerksam wie Uber-Testpiloten sind. Die neue neongelbe Jacke bringt also auch nichts.
Das war es dann allerdings mit meiner geistigen Rekonvaleszenzphase. Bei Kreuzungen stellen sich die Nackenhaare auf und alle lädierten Körperteile machen sich bemerkbar. Die Cam läuft solange der Akku hält, von eigener Gelassenheit im Straßenverkehr kann keine Rede mehr sein. Bei kleinsten Verfehlungen anderer merke ich bereits, wie der Blutdruck steigt. Ich befürchte schon, dass die nächste unfallbedingte Arbeitsabwesenheit nicht aufgrund von Verletzungen, sondern durch Untersuchungshaft entstehen könnte.
Dass es der mündige Bürger im Allgemeinen und der freie Autofahrer im Speziellen nicht mag, in seinem Fortbewegungsdrang gehindert zu werden, hatte ich in vielen Jahren Dienst in einer freiwilligen Feuerwehr gelernt. Aber dass einem als Radfahrer regelmäßig nach dem Leben getrachtet wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Also, was tun? Mit 2,5 Tonnen Stahlblech in die Berge brausen und dort das Mountain-Bike in unberührter Natur bewegen? Machen viele so, muss ja richtig sein.
Kann mir bitte jemand gute Tipps geben, wie ich wieder auf die richtige Spur komme? Und sorry für den langen Text, ich musste mir einfach meinen Frust von der Seele schreiben.
Dann kam es zum zweiten Unfall im August 2016 (weiße Trikots haben keine nennenswerten Vorteile). Glücklicherweise nur leichte Blessuren, dafür das volle Programm mit der Schadensregulierung. Mir war vorher schon aufgefallen, dass Radfahren ein immer größerer Nervenkitzel wird. Gefühlt einmal in der Woche stellte ich mich geistig auf unmittelbar bevorstehende Schmerzen ein, bei absehbaren und somit kontrollierbaren Situationen leistete die Hupe gute Dienste. In meiner Gegend ist die Dichte von Senior Urban Vehicles und Flatrate-Automobilen erstaunlich hoch, ein gewisser Zusammenhang lässt sich nicht leugnen. Also noch eine Action-Cam beschafft, man weiß ja nie, was der Arbeitsweg so bietet. Wobei ich als Mittvierziger wirklich aus dem Alter für Übermut raus bin, was meine gelegentlichen Mitradler sicher bestätigen können. Und Schmerzen sind lernpsychologisch betrachtet ohnehin äußerst effektiv...
Das ging eine Weile gut (nun ja, ich habe einige durchaus interessante Videoschnipsel gesammelt), bis es im Oktober 2017 wieder so weit war. 150 Meter entfernt von der Wohnung räumt mich einer frontal ab, da Stoppstellen offensichtlich nicht mal mehr als Empfehlung betrachtet werden. In keiner Weise absehbar und nicht die geringste Chance zu reagieren. Rote Jacken sind also auch ungeeignet. Glück im Unglück, nur ein paar gebrochene Knochen und eine ordentliche Rissverletzung, was alles weitgehend problemlos verheilen konnte. Allerdings kamen mir im Krankenhaus die ersten Zweifel, was ich da eigentlich mache. Und die Überlegung, mir einen Unimog für Einkaufsfahrten zum Discounter anzuschaffen.
Wieder längere Radlpause und erst letzte Woche erneut angefangen, mit dem Rad ins Büro zu fahren. Fazit der ersten drei Tage: Relativ friedlich, nur eine einzige Beinahekollision, da Fahrlehrer anscheinend genauso aufmerksam wie Uber-Testpiloten sind. Die neue neongelbe Jacke bringt also auch nichts.
Das war es dann allerdings mit meiner geistigen Rekonvaleszenzphase. Bei Kreuzungen stellen sich die Nackenhaare auf und alle lädierten Körperteile machen sich bemerkbar. Die Cam läuft solange der Akku hält, von eigener Gelassenheit im Straßenverkehr kann keine Rede mehr sein. Bei kleinsten Verfehlungen anderer merke ich bereits, wie der Blutdruck steigt. Ich befürchte schon, dass die nächste unfallbedingte Arbeitsabwesenheit nicht aufgrund von Verletzungen, sondern durch Untersuchungshaft entstehen könnte.
Dass es der mündige Bürger im Allgemeinen und der freie Autofahrer im Speziellen nicht mag, in seinem Fortbewegungsdrang gehindert zu werden, hatte ich in vielen Jahren Dienst in einer freiwilligen Feuerwehr gelernt. Aber dass einem als Radfahrer regelmäßig nach dem Leben getrachtet wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Also, was tun? Mit 2,5 Tonnen Stahlblech in die Berge brausen und dort das Mountain-Bike in unberührter Natur bewegen? Machen viele so, muss ja richtig sein.
Kann mir bitte jemand gute Tipps geben, wie ich wieder auf die richtige Spur komme? Und sorry für den langen Text, ich musste mir einfach meinen Frust von der Seele schreiben.
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