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Kettenschräglauf

Hanoi Hustler

RR Nerd
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Ich fahre in letzter Zeit auf meinem Rad mit Kompaktkurbel über kleine Hügel auf dem großen Blatt und schalte auf das drittletzte Ritzel - bei 12-25 glaube ich das 21er - und merke dabei keine störenden Geräusche. Da es schon ein beachtlicher Schräglauf ist frage ich mich ob ein langes fahren in diesem Gang negative Folgen für den Antrieb haben kann oder ob dieses Ritzel noch ok ist.
 
1. Ich halte nach aller Erfahrung und rein subjektivem Empfinden diese Kombination für vollkommen problemlos.

2. Es wird Leute geben, die in dem Fall vollkommen entgegengesetzter Meinung sind.

3. Kann jemand belastbare Zahlen zum möglicherweise erhöhten Verschleiss des Antriebs bringen? Falls ja, dann könnte sowas herauskommen wie "10 % Mehrverschleiss gegenüber geeigneteren Kombinationen". Wenn man dann diesen möglicherweise vorhandenen Mehrverschleiss in bestimmten Gängen auf die Streckenanteile hochrechnet, die in diesen Gängen gefahren werden, kommt über alle gefahrenen km vielleicht ein Mehrverschleiss von 1% heraus.

Kurz geschrieben, wenns schleiffrei läuft und Dir gefällt, fahr den Gang.
 
Ich fahr 50/27 und es ist mir so was von Lattenhagen, was andere über die Kombi halten
brsh1.gif
 
Das ist eben der Preis, wenn man unbedingt 12-25 mit einer Kompaktkurbel fahren muss.;) Ich tue das auch und mache mir wegen des Schräglaufs wenig Sorgen. Keine Kette hält ewig. Wer Kettenschräglauf schrecklich findet, der soll doch Singlespeeder fahren.:D
 
Ich fahr 50/27 und es ist mir so was von Lattenhagen, was andere über die Kombi halten
brsh1.gif

Dass man keinen großen Kettenschräglauf fahren soll, kommt noch aus den Zeiten, als die Ketten noch relativ breit waren und wenig seitliche Bewegung zuließen. Das ist aber nun auch schon eine Weile her.

Mich hatte das Thema auch mal umgetrieben. Und so bin ich mal eine Kette nach alter Regel mit 9fach gefahren. Die nächste dann schaltfaul soweit mit Schräglauf, wie kein Schleifen zu vernehmen war. Verschleißmäßig hat sich das praktisch nicht unterschieden. (Vielleicht wären unter Laborbedingungen minimale Unterschiede nachweisbar. Aber ich fahre ja nicht im Labor.)
 
Es wird schon einen Unterschied ausmachen, aber die Frage "Wie viel?" ist nicht so einfach zu beantworten.

"Nachteile" des Schräglaufes hinsichtlich des Verschleißes gibt es an zwei Stellen: Zum einen wird die Flächenpressung am Bolzen der Kette ungleichmäßig, wodurch der Verschleiß höher wird und die Kette eher verschleißt. Zum anderen reiben die Laschen der Kette seitlich an den Zähnen der Ritzel und das Röllchen reibt ebenfalls quer zur Laufrichtung über den Zahn, was die Ritzel eher verschleißen lässt.

Der erste Punkt wird zu einer etwas (?) schnelleren Längung der Kette führen. Der zweite lässt die recht teure Kassette schneller verschleißen. Beide Probleme lassen sich durch gute Pflege (Reinigung + Schmierung) in Ihrer Auswirkung dämpfen. Es ist klar, dass eine von der letzten Regenfahrt noch sandige Kassette stärker darunter leidet, wenn die Kette schräg auf die Zähne eingefädelt werden muss.

Verlässliche Untersuchungen dazu findet man im Internet leider nicht. Meine persönliche Meinung ist, dass die negative Auswirkung sicherlich vorhanden ist und auch eine nennenswerte Größenordnung hat. Aber aufgrund von anderen Effekten (z.B. bei welchem Wetter und welchen Mix von Berg/Ebene man gefahren ist) wird man etwaige Beobachtungen eines unterschliedlichen Verschleißverhaltens im Alltag niemals richtig zuordnen können. dafür müsste man auf einen Versuchsstand gehen und ein Programm ganz gezielt hinsichtlich des Schräglaufes durchführen.

Mir persönlich erscheint einfach eine schräg laufende Kette, wie soll ich sagen, nicht "ästhetisch". "Ästhetisch" in dem Sinne, dass eine schräg laufende Kette ein technischer Makel ist, weil hier ein technisches Element nicht am richtigen Auslegungspunkt betrieben wird (was sich ja auch in der Geräuschkulisse äußert). Dementsprechend halte ich auch den Aspekt des Wirkungsgrades für wichtig, der durch den Schräglauf der Kette vermindert ist. Allerdings muss man auch hier einbeziehen, dass es nicht nur einen Parameter gibt, sondern deren vieler. Angenommen, ich habe zwei identischen Übersetzungen mit unterschiedlich viel Zähnen und unterschiedlichem Schräglauf, dann hat die Kombination mit wenig Schräglauf (z.B. 34/17) gegenüber der Kombination mit viel Schräglauf (z.B. 50/25) hinsichtlich des Wirkungsgrades den Vorteil, dass die Ritzel größer sind.

Ein paar ganz interessante Quellen zum Wirkungsgrad von Antrieben sind:
http://www.g-cog.com/VBMX/spicer.pdf
http://www.ihpva.org/HParchive/PDF/hp50-2000.pdf
http://www.rohloff.de/de/technik/speedhub/wirkungsgradmessung/index.html
In dem ersten Artikel kann man z.B. nachlesen, dass der Schräglauf bei einer Kombination 52/21, TF60 und 100W Leistung etwa 1,2% ausmacht. Nicht viel, wenn es um eine Trainingsausfahrt geht. Wenn man aber bedenkt, wie viel für die letzten paar Gramm Gewichtseinsparung am Fahrrad ausgegeben wird (1% Wirkungsgrad sind bei einem Systemgewicht von 80kg immerhin mit 800g Gewichtseinsparung vergleichbar!) und wie leidenschaftlich z.B. über den Vorteil von Latex-Schläuchuen hinsichtlich des Rollwiderstands diskutiert wird, dann wundert es mich schon etwas, dass über Schräglauf relativ wenig gesprochen wird.
 
Mich hatte das Thema auch mal umgetrieben. Und so bin ich mal eine Kette nach alter Regel mit 9fach gefahren. Die nächste dann schaltfaul soweit mit Schräglauf, wie kein Schleifen zu vernehmen war. Verschleißmäßig hat sich das praktisch nicht unterschieden.

Das Gleiche habe ich mit meinen Fahrrädern vor einigen Jahren gemacht, und ich bin zu genau dem gleichen Ergebnis gekommen wie du. Da haben sich andere Faktoren wie z.B. das Schmiermittel sehr viel extremer auf den Verschleiß ausgewirkt.
Aber da macht wohl jeder andere Erfahrungen :)

Grüße,
Tom
 
Danke für den Lesestoff! Allzu genau sollte man den ersten Artikel aber nicht nehmen, wenn dort z.B. eine höhere Effizienz bei niedrigen Trittfrequenzen gemessen wurde. Die Schlussfolgerung, dem Material zuliebe mit möglichst niedriger TF durch die Gegend zu gurken, könnte aus sportlicher Sicht kontraproduktiv sein.;)
Und irgendwie sehr beruhigend, dass dort auch eine signifikante Abhängigkeit vom Schmiermittel festgestellt wurde. Ist doch Ehrensache, dass man einer derart mit Schräglauf malträtierten Kette die beste Pflege angedeihen lässt.;)
 
Danke für den Lesestoff! Allzu genau sollte man den ersten Artikel aber nicht nehmen, wenn dort z.B. eine höhere Effizienz bei niedrigen Trittfrequenzen gemessen wurde. Die Schlussfolgerung, dem Material zuliebe mit möglichst niedriger TF durch die Gegend zu gurken, könnte aus sportlicher Sicht kontraproduktiv sein.
Die Autoren haben sich da schon Mühe gegeben, aber eben leider die spezielle Frage des Wirkungsgrades bei Schräglauf nicht in den Fokus gerückt.

Mit deinem Hinweis "Allzu genau sollte man.." zielst Du sicher auf die Tabelle 2 im ersten Artikel ab. Diese Tabelle ist recht schwierig zu erfassen und gaukelt bei einfacher Betrachtung einen Freiheitsgrad vor, den wir so gar nicht haben. Ich kann ja als Radfahrer nicht einfach sagen "Fahre ich mal meine 100W nicht mit 60RPM, sondern mit 50RPM". Dies Steigung müsste ich dazu ja passend wählen und das geht bestensfalls auf dem Ergometer. Dementsprechend muss ich die Tabelle so verstehen, dass ich z.B. 100 W mit 52/11 und 60RPM vergleiche mit einer anderen Übersetzung, die mir die gleiche Geschwindigkeit liefert. 52/11 mit 60RPM bedeuten 35,9km/h. Schalte ich auf 52/15 erreiche ich in der Tabelle mit 80RPM noch die am ähnlichsten 35,1km/h. Und dabei fällt jetzt der Wirkungsgrad von 90,9% auf 89,3%, also um 1,6%. Das ist nicht ganz so viel, wie es das Vergleichen von horizontal nebeneinander stehenden Werten in der Tabelle auf den ersten Blick suggeriert und was einen zu der spontanen Aussage verleiten kann, niedrige Trittfrequenzen wären viel günstiger.. Wieviel jetzt von diesen 1,6% auf den Schräglauf zurückzuführen ist, lässt sich aber leider nicht beantworten.

Richtig aussagekräftig wäre ein direkter Vergleich von ähnlichen Übersetzungen z.B. bei Kompakt mit gleicher Fahrgeschwindigkeit und unterschiedlichem Schräglauf. Die Übersetzungen würden dann großes und kleines Blatt vergleichen und zu geringfügig unterschiedlicher Trittfrequenz führen (außer man trifft mit 50/25 und 34/17 exakt das gleiche Übersetzungsverhältnis). Leider bleibt die Frage, wie groß der Unterschied im Wirkungsgrad ist, aber unbeantwortet.
 
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