"Nicht erforderlich"....wofür? Um schneller als andere zu fahren? Ja, da ist dehnen sicher kein Muss.
Sonst spricht grundsätzlich nichts dagegen, die betroffenen Sehnen und Bänder mal zu dehnen.
Du mußt schon richtig hinschauen beim Lesen: Ich schrieb nicht, es schade und ich sprach auch nicht dagegen, ich schrieb, es sei nicht erforderlich. Und ich schrieb, das sei der Stand der Wissenschaft. Das sage also nicht ich, das sagen Fachleute, die sich fachlich damit beschäftigt haben. Nun gibt es Leute, die sich neben dem Stand der Wissenschaft keine eigene Meinung leisten wollen und nichts anderes gelten lassen wollen als das. In diesem Forum gibt es insbesondere einen, der das regelmäßig vorexerziert und alle mit seinen immer wieder neueren und "das Alte" angeblich widerlegenden Studienergebnissen traktiert.
Ich leiste mir durchaus eine eigene Meinung, allerdings immer auf Grundlage meines in diesem Fall medizinischen Fachwissens und meiner Erfahrung und nicht einfach mal so daher gesponnen. Und die kannst du beeinflussen, allerdings nicht mit Meinungen, sondern natürlich nur mit Argumenten.
An der Länge des bisherigen Textes kannst du ermessen, daß mir das Thema Dehnen ein wichtiges ist. Und zwar deswegen, weil ich meine, daß man etwas, was nicht notwendig ist, auch nicht tun sollte. M.a.W., einfach Dehnen, weil nichts dagegen spricht, halte ich für falsch. Das basiert auf meiner Auffassung, daß man "die Natur machen lassen sollte". Wir räkeln uns ja spontan, und es gibt die Auffassung unter Fachleuten, daß das eine spontane Streckübung sei. Nach meinem Kenntnisstand ist das
keine allgemein verbreitete, gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis und damit nicht "state of the art". Wenn es aber so
wäre, daß das stimmt, dann wäre genau dies notwendig und es spräche nicht nur nichts dagegen, sondern einiges dafür: daß wir uns einmal am Tag, am besten nach dem Aufwachen, wenige Sekunden gründlich strecken. Einmal am Tag. Wenige Sekunden.
Nicht mehr und nicht weniger.
Ein Prof., den ich sehr schätze, sagt gerne "Was Wirkungen hat, hat auch Nebenwirkungen!"
Also auch das Dehnen: Die sind übrigens auch erforscht, dies aber nicht abschließend. Deshalb - und, wie ich meine: weil es Mode ist, Dehnen zu empfehlen - werden die meistens nur so nebenbei kurz erwähnt.
Nicht mehr und nicht weniger. So schrieb ich. Jetzt wird klar, warum: Nicht weniger, weil bzw. wenn es notwendig ist. Aber nur im notwendigen Maße, weil zuviel eben auch - s. Risiken und Nebenwirkungen - nicht gut ist.
Ich persönlich benutze seit ca. 1,5 Jahren eine einzige "Dehnungsübung": Nach langen, schweren Trainingsfahrten mache ich, wenn ich später nochmal raus muß, zum Kiosk oder sonstwo hin, eine ganz kurze Übung: Im Treppenhaus greife ich am Treppenabsatz das Geländer und mache ein einziges mal eine Kniebeuge. Die Unterstützung am Geländer ist dabei sehr wichtig. Noch wichtiger ist, daß ich danach jedes Bein nochmal mit Muskelkraft "frei hängend" im Knie beuge und anschließend "federnd" weiter die Treppe hinunter gehe. Noch wichtiger ist der anschließende Gang zum Kiosk.
Meine Beine sagen mir: Das ist gut. Und nach 50 Jahren Radsport verstehen ich und meine Beine uns sehr, sehr gut...
Noch zwei Ergänzungen:
- Du schreibst "wofür? Um schneller als andere zu fahren? Ja, da ist dehnen sicher kein Muss." Das ist ein ziemlich unkluger Versuch, "gesundheitsorientierten" Sport gegen die Leistungsorientierung auszuspielen. Wenn Dehnen oder welche Übung auch immer sinnvoll ist, dann ist sie selbstverständlich auch für den Leistungsorientierten sinnvoll, weil sie langfristig zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit beiträgt.
- Sehnen werden nicht gedehnt und müssen auch nicht gedehnt werden, weil ihre Aufgabe ja gerade darin besteht, sich bei Beanspruchung nicht zu verlängern, sondern den Zug verlustfrei weiterzugeben. Natürlich haben sie eine sehr geringe Elastizität, die dazu beiträgt, daß sie nicht so schnell reißen, aber darüber hinaus sind sie nicht dehnbar. Das ist nicht überall in der Natur so: Vögel haben bspw. im Flugapparat elastische Elemente. Das hat den Vorteil, daß sie nicht in der Aufwärtsbewegung der Flügel beim Flügelschlag exzentrische Muskelarbeit leisten müssen, und dann wieder entsprechende konzentrische, sondern, daß die Energie gespeichert und wieder abgegeben wird. Das spart "Kraft". Giraffen haben einen elastischen Mechanismus im Hals, der bewirkt, daß ihr Hals bei geringer Muskelanspannung aufrecht steht. Erst zum Beugen müssen sie Muskelarbeit gegen diese Spannung ausüben.