Grundlegende Fragen zum Gebrauchtkauf

[Querfeldeinsteiger]

Einen schönen guten Abend allerseits,

seit einiger Zeit habe ich das Thema Rennrad schon im Hinterkopf, in den letzten Tagen habe ich mich dann auch einmal genauer eingelesen(hoffe ich). Bisher bin ich auf einem sehr günstigen(249€) Jugendrad nach der Art eines Mountainbikes(Alu, Shimano Tourney usw.) von 2010 gefahren, gerne auch mal sportlich auf der Straße und etwas weiter(so ca. 80 Kilometer in 3:40h, wenn die Angabe hilft).

Jetzt habe ich mich grob eingelesen, was beim Gebrauchtkauf zu beachten ist(insb. Zustand der einzelnen Teile) und habe auch ein (für mein Empfinden passables) Angebot gefunden: Ein Corratec von 1999, wenig befahren, mit Kratzern nur am Schaltwerk außen und Ultegra-Ausstattung(9-fach-Kassette, Schaltwerk, Kurbel, Bremsen), Mavic-Felgen und einem Aluminiumrahmen. Ich bin grundsätzlich sehr sparsam, aber frage mich, ob - die passende Rahmengeometrie vorausgesetzt - bei tüchtigem Zustand etwas gegen so eine Anschaffung spricht. Preislich liegt das Ganze zwischen 300 und 400€. Der Verkäufer hat genau meine Körpergröße. Ich wollte erst einmal in den Rennradsport hineinschnuppern und nicht gleich ein 2000€-Rad kaufen, das ich später günstig in der Bucht verscheuern muss. In der Preisregion habe ich sonst nur 80er-Stahlrenner mit 105er-Shimano gefunden, deswegen schien mir das Angebot zuerst einmal gut. Vor Ort würde ich mir dann den Zustand im Detail ansehen, fahrbereit soll es auf jeden Fall sein. Die Ritzel und Ketteblätter sehen, so wie auch die Lenkerbänder, taufrisch aus.

Ich war bisher nur stiller Nutznießer, habe jetzt aber einen Besichtigungstermin vereinbart(das Rad ist auch für mich reserviert) und etwas kalte Füße bekommen, ob ich da jetzt Geld in den Sand setze oder das Ganze völlig falsch angehe. Vielleicht mag mir ein erfahrener Rennradfahrer doch etwas dazu sagen.

Ich danke euch schon mal im Voraus. Wenn ihr wollte, suche ich die Anzeige raus, die ist wegen der Reservierung verschwunden und auf dem Desktop habe ich die nicht gespeichert.

Grüße
Querfeldeinsteiger

 

[norman68]

Ein Fahrrad aus dem Jahre 1999 also 22 Jahre alt mit Alu-Rahmen mit alter 9fach Ausstattung wäre mir selbst für 300.- noch viel zu teuer.

 

[Querfeldeinsteiger]

Hey Norman,

danke für Deine Antwort. Deinen Namen habe ich schon häufiger in den Threads gesehen, da will ich Deiner Expertise durchaus mal vertrauen.

Mit dem Ergebnis habe ich schon gerechnet. Frage ich mich nur: Was wäre denn dann angemessen? Der Preis ist ja noch verhandelbar, aber im Umkreis von fünfzig Kilometern finde ich ähnliche Fahrräder gerne für 500€ aufwärts. In der Bikebörse von mtb-news.de(auf der Seite bist Du ja auch aktiv) finde ich selbst deutlich ältere Räder(noch mit 600er) mit einer deutlich höheren Verhandlungsbasis(~500€). Wegen Corona sollen die Preise angezogen haben, kam hier auch immer wieder durch. Die Schuhe von Look, die der Verkäufer als kostenlose Beilage loswerden will, sehen auch beinahe unbenutzt aus.

Ein Rennrad mit Shimano 105er(R7000 von 2018) kostet neu ja auch immerhin fast 1000€. Sind alte, aber hochwertigere Gruppen also kein Vergleich zu aktuellen, aber günstigeren Gruppen?

Grüße
Querfeldeinsteiger

 

[laeufer2109]

Das mit dem Preis ist relativ, die Preise haben einfach stark angezogen. Und zumindest im Sommer wären 300 Euro ein absoluter Schnapper gewesen. Es wird halt kaum Angebote geben die besser sind.
Ich würde man sagen wenn die Verschleißteile in Ordnung sind, dann kann man 300 Euro schon bezahlen,
Die 6500er Gruppe ist auf jeden Fall robust und das ist Material das man fahren kann.

finde ich selbst deutlich ältere Räder(noch mit 600er) mit einer deutlich höheren Verhandlungsbasis

Aber da ist dann auch schon die Hoffnung auf einen Sammler/Hipsterzuschlag inkludiert. Da geht es nicht nur um den Gebrauchtwert.

Sind alte, aber hochwertigere Gruppen also kein Vergleich zu aktuellen, aber günstigeren Gruppen?

ich find schon vergleichbar. Würde aber nicht meinen das eine alte Ultegra besser wäre als eine modernere günstigere Gruppe. hab persönlich den Vergleich von einer Ultegra 6600 zu einer Tiagra 4600 und es macht für mich keinen Unterschied, Beide sind problemlos.

 

[Querfeldeinsteiger]

Hey @laeufer2109,

danke auch für Deine hilfreiche Antwort. Ich komme von einem Billig-MTB mit Tourney-Gruppe, an dem mal der Umwerfer nach jahrelanger Nichtbenutzung flöten ging - da ist wohl jede Rennradgruppe eine echte Wohltat. Mir ging es auch mehr darum, dass die Gruppe problemlos befahrbar ist und auch Ersatzteile erhältlich sind, sonst würde ich bestimmt auch einen 6-fach-Schraubkranz nehmen Nein, nur Spaß.

Dann werde ich mir das Fahrrad mal genau ansehen und auf Herz und Nieren Züge und Streben untersuchen, ob's taugt. Danke noch mal an Euch beide, vielleicht sieht man sich in einem anderen Thread wieder

 

[bikemonster]

Ersatzteile werden schon noch erhältlich sein, nur nicht mehr original. Ne Kassette und Kette (Verschleißteile) kann man problemlos von nem Drittanbieter bekommen, wenn Schaltheben o.ä. Kaputt gehen (im Allgemeinen höchstens nach grobem mechanischem Einwirken, z.B. Sturz), dann bleibt nur Improvisieren und mit z.B. Sora ergänzen. Aber auch das bleibt fahrbar und ist immer irgendwie machbar.

Aktuell ist weniger die Frage "Ist das alte Rad noch xy€ Wert?", sondern "Ist es das MIR wert". Du möchtest fahren, wenn das Rad passt und ordentlich da steht (das würde ich allerdings am wenigsten am Lenkerband festmachen, das ist am billigsten mal schnell erneuert um besser auszusehen) und dir die 300-400€ OK sind, dann könnte es das richtige Rad sein...

 

[Querfeldeinsteiger]

Ach so, das mit dem Lenkerband war auch eher so gemeint, dass ich ähnliche Angebote mit völlig zerfleddertem Lenkerband und Haifischzähnen hinten gesehen habe Nur als Indikator für den Zustand. Ich werde es mir genau ansehen...

Dir auch noch mal danke.

 

[schlotterbüx]

Hallo,

ein vernünftiges Rad kann auch älter als 10 Jahre sein und 400 - 500 Euro wert sein.
Und ist es auch oft (es sollte natürlich keine "verranzte" Kiste sein).

Das hier mancher "Mondpreise" ansetzt, erklärt sich m. E. aus dem Wunsch, "Schnäppchen" zu machen.

An einem vernünftigen 9-fach ohne großen Wartungsstau mit vernünftigen Laufrädern kann man nix falsch machen.

Aber: ein bißchen Ahnung sollte schon vorhanden sein.

So gesehen sind die 400 - 500 Euro nicht automatisch schlecht angelegt.

Gruß

 

[radfossil]

Preislich liegt das Ganze zwischen 300 und 400€. Der Verkäufer hat genau meine Körpergröße. Ich wollte erst einmal in den Rennradsport hineinschnuppern und nicht gleich ein 2000€-Rad kaufen, das ich später günstig in der Bucht verscheuern muss.

Alles sehr vernünftig.

 

[Querfeldeinsteiger]

Jetzt wird das Meinungsbild ja schon etwas diverser. Ich nehme Eure Ratschläge dann mit und werde das gründlich inspizieren, rein optische Mängel können ja auch noch den Preis beeinflussen Danke auf jeden Fall schon mal.

 

[laeufer2109]

Du musst vor allem für dich selbst wissen, ob du sowas die Kette/Kassette wechseln selbst machen kannst/willst. Dann lohnt sich das viel eher, Wenn du das nämlich im Zweifel machen lässt, kommt potenziell noch einiges oben drauf, was es ökonomisch schnell unattraktiv macht

 

[Oldschool Moser]

Ein über 20 Jahre altes Rad mit Aluminium-Rahmen, da gibt es Jüngere wie Sand am Meer und preislich auch in der Region. Aluminium-Rahmen sind längst nicht so widerstandfähig wie Stahl und verzeihen Beschädigungen nicht so gut (können dann brechen, auch Mikro-Risse, die man noch nicht mit blossem Auge erkennt, können schon vorhanden sein). Wenn alt, dann Stahlrahmen. Und bei alten Rädern sollte man auch den Verschleiss und die Beanspruchung von Teilen wie Lenker, Vorbau und Sattelstütze, die meist aus Aluminium sind, beachten. Auch das hält nicht ewig und sollte von Zeit zu Zeit, vielleicht gerade bei einem Besitzerwechsel ausgetauscht werden, es sei denn, sie sind tadellos und wirklich wenig beansprucht worden. Es gibt auch Händler, die auf gebrauchte Rennräder spezialisiert sind, die können und müssen auch nach dem Kauf noch einige Zeit dafür gerade stehen, dass alles funktioniert. Vor allem, wenn man noch gar keine Ahnung gerade auch von Rennrädern hat. Als Beispiel dieses Peugeot für 495 € https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...ano-105-vom-fachhaendler/1872626222-217-19594
oder dies neuwertige in Aluminium selber Preis https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...g-aluminium-fachhaendler/1872618669-217-19594

 

[Querfeldeinsteiger]

Verschleißteile wollte ich bei Bedarf selbst tauschen, das ist kein Problem.

Ich wollte mit der Anzeige sparen, aber auch nicht am falschen Ende. Zur Haltbarkeit von Rahmen habe ich auch Unterschiedlichstes gelesen: Dem einen bricht er nach zwei Jahren weg, der andere fährt (Alu) fröhlich über 60.000 Kilometer. Wenn's tadellos aussieht und der Preis sich bei 300€ einpendelt, werde ich das Risiko wohl eingehen.

Die Besichtigung ist übrigens morgen Mittag, am Nachmittag werde ich dann gerne auch berichten, ob's das Rad geworden ist. Ich werde aber keinem hier vorwerfen, ich wäre nicht gewarnt worden

Allen Beteiligten aber noch mal danke.

 

[Oldschool Moser]

Viel Glück

 

[laeufer2109]

Zur Haltbarkeit von Rahmen habe ich auch Unterschiedlichstes gelesen

Rahmen gehen ohne Unfälle extrem selten kaputt, auch Alu nicht wenns nicht absoluter Leichtbau ist. Und vor allem nur ein Bruchteil der verlaufen Räder wird wirklich viel gefahren. Und viel Räder werden dann auch nur im Sommer bewegt.
Fahre viel Altmetall, sowohl Alu als Stahl, Bei Stahl hatte ich mal einen Riss im Rahmen, aber das war ein Rostschaden an einer Lötstelle den ich nicht bemerkt hatte. Alu war bisher problemlos, aber auch jünger als meine Stahlrahmen.
Wenn der Rahmen anständig aussieht und der Lack ok ist würde ich mir da keinen Kopp machen. Guck halt das kein Lack abgeplatzt ist und das Alu nicht korrodiert ist.

der andere fährt (Alu) fröhlich über 60.000 Kilometer

Ich würde behaupten, jeder alu Rahmen ohne Material. oder Verarbeitungsfehler hält diese Distanz.

 

[Querfeldeinsteiger]

Rahmen gehen ohne Unfälle extrem selten kaputt, auch Alu nicht wenns nicht absoluter Leichtbau ist.

Der Rahmen ist eher ein dickeres Modell, alles andere als ein Strohhalm.

Ich würde behaupten, jeder alu Rahmen ohne Material. oder Verarbeitungsfehler hält diese Distanz.

Auch deshalb meine Vermutung, dass ein gewichtiger Verarbeitungsfehler dann mittlerweile aufgefallen wäre. Das Rad soll auch immer drinnengestanden haben. Aber mein jetziges Rad ist immerhin elf Jahre alt und (trotz Unfall) makellos - gut, alles andere als ein Leichtbau, aber ich nehm's als Erfahrungswert mit...

 

[Querfeldeinsteiger]

So, Rad ist gekauft. Wenn's geputzt und eingestellt ist, folgt im entsprechenden Thread sicher noch ein schickes Bild.

Danke noch mal allen, insbesondere den kritischen Stimmen.

(Thread könnte damit geschlossen werden.)