Du musst bedenken, dass das ein Internetforum ist. Das hat ganz bestimmte Funktionen und Zwecke. Das kann auch die Diskussion von Trainingsmethodik in einem sportwissenschaftlichen Sinn einschließen, muss es aber nicht. Es kann sich auch schlicht um einen Erfahrungsaustausch, um Unterhaltungen (also Threads) über neue Produkte, Probleme körperlicher oder sonstiger Art beim Radfahren, etc. handeln.
Du scheinst dich aber eher zu fragen, zu welchen trainingswissenschaftlichen oder sportwissenschaftlichen Ergebnissen man hier gekommen ist. Das ist aber leider, auch bedingt durch die Forenstruktur, weitgehend unklar; die Unklarheit über absolut feststehende, unumstößlich richtige, nicht mehr hypothetisch gemeinte Resultate ist aber in der Wissenschaft selber vielleicht in einem weniger ausgeprägten Maß gegeben, dort aber eigentlich auch zu finden. Es gibt mithin keinen state of the art, es gibt keinen einhellig geteilten Forschungsstand. Es gibt zwar paradigmatische, als mehr oder weniger konsensuell geltende Lehrbücher, Forschungszusammenfassungen oder weitreichend rezipierte Aufsätze, Bücher etc. Aber darüberhinaus gibt es jenseits des Pluralismus an Einschätzungen und Meinungen nicht nochmal eine Supra-Instanz, einen Super-Beobachter, den um Rat in Fragen des Forschungsstands fragen könnte. Das ist in allen Wissenschaften mehr oder weniger so; eine monoparadigmatisch verfasste Wissenschaft (wie z.B. die Wirtschaftswissenschaft) hat diesen Zustand nur über eine rigide Zensur, einen sich über Jahrzehnte hin ziehenden Prozess der Exklusion heterodoxer Paradigmen erzielen können.
Dieses Forum selber (aber nicht anders als andere Foren, die sich wissenschaftlicher Ergebnisse bedienen und ihre jeweilige Praxis (Modellflugzeuge, Espressozubereitung, Holzmöbel bauen) durch kursorische Anleihen bei der zuständigen Wissenschaft (oder Wissenschaften) zu rationalisieren versuchen) ist aber lediglich ein beispielhafter Fall für eine wissenschaftssoziologische Untersuchung von Rezeption und Wirkungen wissenschaftlichen Wissens in der allgemeinen, also nicht-wissenschaftlichen Lebenswelt. Typischerweise kommt es bei der nichtwissenschaftlichen Rezeption solches eigentlich hypothetisch formulierten Wissens zu einer nichtintendierten Dogmatisierung: was vorher kontrovers oder hypothetisch war, also immer offen für Diskussion, Revision, Supervision, wird als mehr oder weniger geltend rezipiert. Die laienhafte Diskussion 'virologischer' Forschungsergebnisse während der Pandemie ist dafür auch ein Fall. Daher heißt es dann immer: 'die Wissenschaft sagt'. Oft ist es dann auch nur ein Wissenschaftler, der zurate gezogen wird (Drosten oder so).
Das Internet und seine kommunikative Struktur übrigens hat einen wissenschaftlich noch gar nicht verstandenen und aufgearbeiteten Effekt (oder Effekte) auf das (wissenschaftliche) Wissen, auf seine Zirkulation, seine Reliabilität (Vertrauenswürdigkeit), die Geschwindigkeit seiner Proliferation, die Probleme, es zu summieren und zu bündeln, etc. Wenn du die Struktur eines solchen Forums mit einer Bibliothek oder einem Lehrbuch vergleichst, weisst du, worauf ich hinauswill.