Von mehreren wurde hier hervorgehoben, dass die FTP nicht die maximal erreichbaren Durchschnittsleistung (bei gleichbleibende Belastung) über 60 Minuten sei. Hingegen hat sich diese vielleicht etwas pragmatische Definition ziemlich festgesetzt und viele, anscheinend Coggan auch, sind ziemlich genevt davon.
Ich arbeite eher mit der Critical Power anstelle der FTP, aber mich würde interessieren, wie ihr die FTP definiert und wie ihr sie praktisch ermittelt, ob aus einem Test oder Analyse einer Leistungskurve. Wie würdet ihr sie einem neuen Rennradfahrer erklären?
Das soll jetzt keine Provokation sein, sondern eine ehrliche Frage. Denn überwiegend wird dann doch von der 60-Minuten-Leistung gesprochen:
Coggans Buch: "the highest power that a rider can maintain in a quasi-steady state without fatiguing for approximately one hour." - was genau hier mit "without fatiguing" gemeint ist, scheint mir unklar und das liegt nicht an der deutschen Übersetzung, bei der ich übrigen das Wort 'Ermüdung' deutlich passender finde als 'Erschöpfung' (=exhaustion).
Coggan auf Trainingpeaks: Eine Definition gibt er nicht, aber schlägt als Methode zur Bestimmung unter anderem ein 60-minütiges TT vor.
https://www.trainingpeaks.com/learn/articles/what-is-threshold-power/
Trainerroad: "[FTP] is an estimated measure of your highest sustainable power, measured in watts, that can be held for one hour."
Cycling Weekly: "FTP stands for Functional Threshold Power and is effectively a measure of the power you can hold for an hour, measured in watts."
Meine Interpretation: Es handelt sich um die Leistung, die ein Sportler erbringen kann, ohne dass sein Laktatspiegel wesentlich steigt oder sinkt und damit diejenige Leistung, die er dauerhaft erbringen kann - zumindest bis ihn Nährstoffmangel, Muskelermüdung oder der Kopf durch nachlassende Motivation dann doch einbremsen.
Richtig bestimmen kann man das wohl nur im Labor, wo auch Laktatwerte ermittelt werden können, aber man scheint aus Versuchen gelernt zu haben, dass eine Maximalbelastung über 60 Minuten im Mittel nah an die FTP heranreicht. Das kann dabei die durchschnittliche Leistung bei gleichbleibender Belastung oder aber NP bei wechselnder Belastung sein.
Das ist natürlich ein rein statistischer Ansatz (Was das Konzept der NP übrigens grundsätzlich ist), der bei manchen Sportler deutliche zu hohe oder zu geringe Werte liefert. Das hängt mit der berühtem Fähigkeit "tief gehen" zu können zusammen. Im Übrigen eine viel blödere Übersetzung. ;-)
Das Konzept der Critical Power scheint da etwas besser, da es als Asymptote der Leistungskurve klarer definiert ist. Am Ende ist es aber fast wie die FTP: man kann es versuchen in einer einzelnen Fahrt zu ertesten oder aber statistisch aus der Leistungskurve bestimmen. Für letzteres gibt es verschiedene Ansätze, die dann wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und wenn man jetzt W' ins Spiel bringt, verzweifelt man schnell an der eigenen Datenqualität.
Wenn jetzt noch mit Begriffen wie CP20, CP60 handiert wird, die ich persönlich unsinnig finde, hat man zumindest neue Fahrer vollends verwirrt.
Ich für meinen Teil schere mich überhaupt nicht mehr um Tests (60 Minuten, 20 Minuten, Stufentest) und arbeite einfach mit meiner Leistungskurve, da ich hinreichend oft im Zeitbereich bis 45 Minuten an meine Leistungsgrenze stoße.
(Sorry, aus meiner Eingangsfrage ist jetzt ein halber Roman geworden)