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BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Praetor

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... deshalb müßen Radfahrer ihr Tempo stark reduzieren, (15 km/h sind viel zu schnell) wenn Fußgänger in der Nähe von Radwegen stehen/gehen:

"Der Kläger fuhr mit seinem Fahrrad auf eine Bushaltestelle zu. Auf der Freifläche für die Bushaltestelle links neben dem Radweg stand die Beklagte mit dem Rücken zum Kläger, die sich mit zwei anderen Fußgängern, die auf dem Fußweg rechts vom Radweg standen, unterhielt. Der Kläger klingelte zwar, als er sich der Beklagten bis auf 10 m genähert hatte, reduzierte aber nicht seine Geschwindigkeit. Kurz darauf bewegte sich die Beklagte in Richtung auf den Radweg, den sie leicht mit dem Fuß berührte. Daraufhin machte der Kläger eine Vollbremsung, bei der das Vorderrad blockierte und das Fahrrad vornüber kippte, wodurch sich der Kläger, der keinen Fahrradhelm trug, verschiedene Verletzungen zuzog."

"Werden Fuß- und Radwege auf nur optisch voneinander getrennter Verkehrsfläche so dicht aneinander vorbeigeführt, dass im innerstädtischen Begegnungsverkehr abstrakt gefährliche Situationen zwangsläufig zu erwarten sind, können ähnliche Situation entstehen wie auf gemeinsamen Rad- und Gehwegen."

"Demgegenüber fallen dem Kläger [=Radfahrer] mehrere Mitverursachungs- und Mitverschuldensbeiträge für seinen Sturz vom Fahrrad zur Last. Zum einen hat er die in der konkreten Situation gebotene Sorgfalt nicht beachtet, seine Geschwindigkeit nicht herabgesetzt und sich nicht bremsbereit verhalten. Danach hat er eine seinen Sturz verursachende Vollbremsung vorgenommen, obwohl die Beklagte den Radweg tatsächlich gar nicht überquert oder betreten hat. Dabei hat er in einer Art und Weise gebremst, dass das Vorderrad blockierte und das Hinterrad fast senkrecht über dem Vorderrad stand, was nach dem ersten Anschein jedenfalls dafür spricht, dass der Kläger Vorder- und Hinterradbremse nicht gleichzeitig und gleichmäßig betätigt hat."
BGH 6. Zivilsenat, Urteil vom 04.11.2008 - VI ZR 171/07
Fundstelle: jurisPR-VerkR 6/2009 Anm. 2
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

bei bus/bahn-haltestellen besteht immer eine besondere sorgfaltspflicht.
das urteil ist für mich in diesem fall nachvollziehbar.
wenn auch etwas eigenartig ausgeführt.
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Dabei hat er in einer Art und Weise gebremst, dass das Vorderrad blockierte und das Hinterrad fast senkrecht über dem Vorderrad stand, was nach dem ersten Anschein jedenfalls dafür spricht, dass der Kläger Vorder- und Hinterradbremse nicht gleichzeitig und gleichmäßig betätigt hat."

Hatten die keinen Sachverständigen?

<kopfschüttel/>
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Ich benutze innerhalb der Stadt so gut wie nie Radwege. Erstens komme ich da nicht schnell genug vorann,und zweitens sind sie mir zu gefährlich. Besonders wenn es auf eine Einmündung zu geht,man selber geradeaus fahren möchte und der Rechtsabbieger einen nicht sieht und zu Matsch fährt. Ist bei uns schon öfters passiert. Ich habe auchz die Erfahrung gemacht das der Autovérkehr einen sicher und zügig fahrenden Radfahrer in der Stadt auf der Strasse tolleriert.:dope:
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Die meisten innerstädtischen Radwege sind nicht nur abstrakt gefährlich, sondern tatsächlich. Daher sind sie grundsätzlich zu meiden und nur in wohl überlegten Ausnahmefällen zu benutzen. Ganz einfach :aetsch:

Das Nichtbenutzen des Radweges hätte auch in diesem Fall nicht zu dieser Situation geführt und somit hätte dieser Unfall nicht passieren können.

Auf der Fahrbahn müssen die Autofahrer einen Radfahrer schon mit Vorsatz überfahren - auf Radwegen passiert sowas immer "irgendwie":

  • Übersehen beim Abbiegen
  • Übersehen an der Garagenausfahrt
  • Übersehen beim "Mal-eben-rechts-ranfahren" (Zeitung/Kippen/Brötchen holen :mad:

Auch Fußgänger stolpern nicht einfach gedankenverloren auf der Fahrbahn rum - auf Radwegen hingegen gerne und häufig :cool:

Dasselbe gilt für Jogger, Inliner und auch Radfahrer, die mit Mucke auf den Ohren (MP3-sei-Dank :mad:) völlig der Umwelt entrückt vor sich hintrotteln und für sich uns andere zum Hindernis und zur Gefahr werden :eek:

Also - Radweg vermeiden heisst Unfall vermeiden :daumen:
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

@Sesselpupser:
Da hast du wohl nicht ganz unrecht, aber wenn umsichtig fährt, kommt man auch aufm radweg ganz gut zurecht. Zumindest fahr ich auch öfter mal auf dem radweg und hatte auch schon einige beinah-kollisionen, die ich aber dank schnellem lenk/brems-manöver abwenden konnte.
Und gerade landstrassen sind auch nich ganz ungefährlich, da kann son radweg schon besser sein.

Zu dem fall oben, irgendwie hat der kläger (radfahrer) auch ne kräftige mitschuld an seinen verletzungen, immerhin hat er ja wohl nie gelernt richtig zu bremsen. Rennrad fahren und nich richtig bremsen können, is ne sehr gefährliche mischung.
Gerade die harten rennradbremsen erfordern doch etwas fingerspitzengefühl, da weiß man doch, dass man in notsituationen nicht einfach zupackt sondern schleifen lässt oder abs-mässig bremst.
Wer beim bremsen vorn überfliegt, hat ganz klar was falsch gemacht!
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

oh mann. gut, dass in münster jeder, der den radweg freiwillig betritt als suizidgefährdet gilt ;)

Achja *seufz* - Münster :love:

Da war ich mal 1 Jahr beruflich in der Stadt. Das ist eine der wenigen Städte in D, in denen ich gerne geradelt bin und ebenso Radwege gerne genutzt habe. Das liegt dort aber daran, dass dort eben die Autofahrer Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse sind - meinem Eindruck nach auch an den Bußgeldern gegen Radfahrer zu merken :cool:
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

...Zu dem fall oben, irgendwie hat der kläger (radfahrer) auch ne kräftige mitschuld an seinen verletzungen, immerhin hat er ja wohl nie gelernt richtig zu bremsen. Rennrad fahren und nich richtig bremsen können, is ne sehr gefährliche mischung.
Gerade die harten rennradbremsen erfordern doch etwas fingerspitzengefühl, da weiß man doch, dass man in notsituationen nicht einfach zupackt sondern schleifen lässt oder abs-mässig bremst.
Wer beim bremsen vorn überfliegt, hat ganz klar was falsch gemacht!

War aber in dem geschilderten Fall bestimmt kein RR (der Radfahrer klingelte;)) sondern bestimmt ein Trecking- oder MTB mit V-Brakes. Habe an meinem Treckingrad vorne einen "Power Modulator" der ein Überbremsen des Vorderrades verhindert.
 
Bremswirkung einschränken

Habe an meinem Treckingrad vorne einen "Power Modulator" der ein Überbremsen des Vorderrades verhindert.

D.h. Du hast an Deinem Rad eine optimal wirkende Bremse und schränkts deren Wirksamkeit freiwillig wieder ein?

DAS verstehe ich nicht...

dirk
 
AW: Bremswirkung einschränken

D.h. Du hast an Deinem Rad eine optimal wirkende Bremse und schränkts deren Wirksamkeit freiwillig wieder ein?

DAS verstehe ich nicht...

dirk

Hallo Dirk,
also die "Einschränkung" hält sich in Grenzen. Die verbleibende Bremskraft ist immer noch mehr als ausreichend. So ganz "freiwillig" war das mit der "Einschränkung" nicht, denn dieses Teil war serienmässig am Rad dran. Aber wenn es mich nicht überzeugt hätte, hätte ich umgerüstet.
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Also bei aller Liebe, aber ein Trekkingrad hat doch einen um einiges weiter hinten liegenden Schwerpunkt. Wie kann man denn da vornüber kippen?

Also mir ist heute auch ein grüner Mercedes mit dem dementsprechenden Fahrer, der mich anscheinend überhaupt nicht beachtet hat, jedenfalls schaute er erst dann nach rechts, als ich ihm hinterherbrülle, fast reingefahren. Unterlenkerhaltung, 40 auf dem Tacho und mit quietschendem Vorderreifen. Wohlgemerkt, mein Rad wiegt keine 30 Kilo und ich saß auch noch drauf!
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

PS: Hab grad mal die Ergüsse dieses Sheldon durchgelesen. Wie kommt man denn eigentlich auf die Idee, eine Bremse würde besser bremsen also zwei? Also nee...
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

PS: Hab grad mal die Ergüsse dieses Sheldon durchgelesen. Wie kommt man denn eigentlich auf die Idee, eine Bremse würde besser bremsen also zwei? Also nee...
"Dieser Sheldon" ist (bzw, leider, war) Sheldon Brown, eins der absoluten Schwergewichte, was Fahrradtechnik angeht.

Er hat es zum eigenen Wikipediaartikel gebracht, Du noch nicht :D Und wenn Du bei seiner Bremsentheorie einen Fehler gefunden hast, bist Du besser, als Hundertschaften von Ingenieuren. Gratuliere!

Glaubs lieber, Onkel Sheldon hat recht. Wenn Du die Bremskraft der Vorderradbremse voll ausnutzt, hast Du auf dem Hinterrad 0 Newton Gewichtskraft. Und ohne Gewichtskraft auf dem Reifen bremst halt mal nix, Physikgrundlagen.


Internetradlerregel Nr 3: Wenn Deine Meinung nicht mit der von Jobst Brandt oder Sheldon Brown übereinstimmt, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler bei Dir liegt.
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Fehler: Kein Mensch wird es schaffen, das Hinterrad mit genau 0 Newton zu belasten. Und wenn es auch nur 0,000001 Newton sind, dann ist die Bremsung nicht unnütz. Von daher: Wieso bitte soll ich nicht den Hebel ziehen?
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Fehler: Kein Mensch wird es schaffen, das Hinterrad mit genau 0 Newton zu belasten. Und wenn es auch nur 0,000001 Newton sind, dann ist die Bremsung nicht unnütz. Von daher: Wieso bitte soll ich nicht den Hebel ziehen?
Ziehen kannst Du ihn. Nur, wenn Du gleichzeitig die Vorderradbremse benutzt, wird es nicht viel ändern; Die Radbelastung verlagert sich Richtung Vorderrad, und desto weniger Bremskraft überträge das Hinterrad. Wenn Du die Vorderradbremse ideal benutzt, ändert die HR-Bremse gar nichts. Die maximal mögliche Bremsverzögerung ist mit der VR Bemse allein erzielbar.
Und was anderes schreibt auch der Sheldon nicht.
 
AW: BGH: Innerstädtische Radwege sind abstrakt gefährlich ...

Fehler: Kein Mensch wird es schaffen, das Hinterrad mit genau 0 Newton zu belasten. Und wenn es auch nur 0,000001 Newton sind, dann ist die Bremsung nicht unnütz. Von daher: Wieso bitte soll ich nicht den Hebel ziehen?
So wenig Gewicht du auf dem Hinterrad hast, so schnell wird es beim bremsen auch blockieren. Das verringert nicht nur den bescheidenen Beitrag des Hinterrades am bremsen, sondern dir fehlt auch noch die seitliche Führung des Hinterrades. Mit blockiertem Hinterrad kannst du nur noch gerade aufs Hindernis zufahren. Bremst du nur vorne, sind auch bei maximaler Bremskraft noch leichte Kurven möglich.
 
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