AW: Alternative zu Talkum
Mir hats schon den
Schlauch böse mit dem Mantel und auch schon mit dem
Felgenband verklebt. Woran es lag, keine Ahnung, er war nur paar Monate drin.
Das liegt an der Fertigung. Der Rohkautschuk ist klebrig und schon etwas elastisch, aber nicht so elastisch wie vulkanisiert. Durch das Vulkanisieren werden die offenen Bindungen (also die Doppelbindungen der Momomermoleküle) aufgespaltet und Schwefelatome angelagert, so dass eine weitmaschige Vernetzung entsteht. Da diese Vernetzung 1. sehr stabil ist und eben 2. weitmaschig, ist der Gummi dauer(1.)elastisch(2.).
Nun gelten aber im real existierenden Vulkanisationsprozess auch die Gesetze der Marktwirtschaft, die besagen, dass man möglichst viel Material möglichst schnell durch den Ofen zerren muss, um möglichst schnell möglichst viel verkaufen zu können, bei minimalem Energie- und Materialeinsatz. Der Materialeinsatz (Kautschuk) wird dadurch kompensiert, indem Ruß beigemischt wird, was dem
Reifen /
Schlauch seine charakteristische Farbe (und seine elektrische Leitfähigkeit) beschert.
Am Ende kommt trotzdem ein Produkt heraus, das nicht vollständig ausvulkanisiert ist! Deswegen kommt es gerade bei neuen Schläuchen /
Reifen zum Zusammenbacken.
Alte Hasen lassen deshalb ihre
Reifen und
Schläuche erstmal eine Weile abhängen (mehrere Monate, manche auch ein ganzes Jahr), bevor sie zum Einsatz kommen.
Aber das Abhängen sollte nicht unkontrolliert geschehen! Denn wenn noch Doppelbindungen frei sind, bilden sich durch Luftkontakt Sauerstoffbrücken. Diese verspröden den Gummi und der
Reifen wird brüchig. Man hat deswegen immer Reifenschoner drübergezogen, damit keine Luft ran kann. Macht das eigentlich noch jemand?