Wenn ich diesbezüglich mal kurz einspringen dürfte: die rechte Seite ist durch die Ritzel flacher und muss dadurch stärker vorgespannt sein, um eine mittige Position der Felge zu erreichen. Sind nun beide Seiten gleich häufig gekreuzt, wird die von der Nabe kommende Vortriebsenergie gleichmäßig auf beide Seiten verteilt, die Speichen also mehr gespannt. Da die rechte Seite allerdings schon prinzipbedingt stärker gespannt ist, ist sie der limitierende Faktor, was Speichenbruch etc. durch Überbelastung betrifft. Dies wird sogar noch verstärkt, da die Speichen aufgrund der höherern Vorspannung noch weniger nachgeben können als die auf der linken Seite, der "Zug" also direkter wirkt.
Je mehr man nun Speichen kreuzt, desto besser ist ihre Kraftübertragung, da sie schräger (optimal wäre eine Tangente) und somit mehr in Antriebsrichtung gespannt sind. Das Gegenteil bildet die radiale Einspeichung, bei der sich die Nabe eines Hinterrades unter Last erstmal relativ zur Felge verdrehen würde, bevor das Drehmoment übertragen wird. Das würde sich u.a. als Flex beim Antritt bemerkbar machen, den es zu vermeiden gilt, da er ja auch Energie frisst. Mal vom Fahrgefühl abgesehen....
Wenn du jetzt die ohnehin schon stark vorgespannte Seite (rechts) weniger kreuzt als die linke, kann sich diese allein betrachtet beim Antritt weiter zwischen Nabe und Felge verdrehen, ohne dass der Vortrieb direkt in eine Zunahme der Speichenspannung resultiert, was die ohnehin stark vorgespannten Speichen (und Felgenlöcher) weiter belasten würde. Diese Verwindung wird dann durch die häufiger gekreuzten Speichen begrenzt, die sozusagen in die Bresche springen, da sie in Zugrichtung gespannt sind, sich dort also nichts so sehr verdrehen kann. Dies ist für sie auch kein Problem, da sie ja ohnehin weniger vorgespannt (also belastet sind) wie die rechte Seite.
Überspitzt ausgedrückt werden die häufiger gekreuzten Speichen also durch den Antritt mehr belastet, da die weniger gekreuzten (aber dafür stärker vorgespannten) entlastet werden, da sie weniger Drehmoment übertragen. Sozusagen wird also die Antriebsenergie auf die durch die geringere Vorspannung weniger beanspruchte Seite (nach links) transferiert.
Shimano (und andere) haben das eine Zeit lang ganz extrem gemacht: Auf der rechten Seite radial mit hoher Vorspannung eingespeicht, was möglich wurde, da dort keine Kräfte übertragen werden müssen und auf der linken Seite (zwar nicht wirklich) gekreuzt und fast so schräg wie eine Tangente, damit dort das Drehmoment übertragen wird, und ebenfalls mit etwas mehr Vorspannung (damit das Rad mittig bleibt).
Mavic nennt das z.B.
"Isopulse".
Vorteile sind die Haltbarkeit durch die gleichmäßigere Speichenspannung sowie höhere Seitensteifigkeit des Hinterrads. Ein Nachteil kann eine geringere Torsionssteifigkeit sein, zumindest in so Extremfällen wie der radialen Einspeichung auf der Antriebsseite bei nur 20 Speichen (insgesamt). Bei 2/3-fach und mehr Speichen sollte das aber absolut kein Problem sein. Ausserdem ist 3-fach glaube ich eh die höchste Kreuzung die man zumindest bei 32-Loch hinkriegt ohne dass es unnötig schwer und eng am Nabenflansch wird, und einmal weniger gekreuzt ist dann 2-fach

. Andererseits ist weniger kreuzen besonders am Hinterrad auch nicht empfehlenswert, zumindest mit normalen Speichen und Flanschen (man schaue sich nur mal die Spezialkonstruktion im obigen Link an), da diese dann auf jeden Fall überbelastet würden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Durch das ganze kann man Gewicht und Optik pimpen, ohne dass das Hinterrad weniger antriebsstark oder haltbar wird.
Viele Grüße