So, schon gut eine Woche wieder zu Hause. Noch mal ein großes Dankeschön für euren Beitrag zu dieser epischen Tour! Der Wettergott hat es ganz besonders gut mit mir gemeint. Das einzige Wasser von oben kam sehr erfrischend aus den Bewässerungsanlagen im Vinschgau. Die Temperaturen waren durchgehend angenehm mit 20 - 30° C.
Tag 1 Kempten - Ehrwald
Wegen den ca. 1,5 Stunden Verspätung der Bahn entfällt die Option Tannheimer Tal. Kurz vor Geschäftsschluß noch den letzten Supermarkt vor Ehrwald erwischt, um Proviant für den Sonntag zu fassen. Regen dann erst 10 min. nach Ankunft.
Tag 2 Ehrwald - Pfunds
Früh los, trotzdem herrscht auf der Fernpassstrasse viel Verkehr. Für die wenigen Kilometer aber kein Problem. Perfektes Radwetter, 25° C, heiter bis wolkig.
Wo möglich bin ich dem Innradweg gefolgt, hinter Landeck etwas schlechterer Belag und ziemlich wellig. 5 min. nach meiner Ankunft in der Pension überschlägt sich 100 m davor ein Skoda-SUV und landet auf dem Dach im Graben.
Tag 3 Pfunds - Meran
Am Montagmorgen ist wenig los auf der Bundesstrasse.
Kurz vor Martina will mich die Umleitung für eine Baustelle in einer Galerie auf den Schotterradweg schicken. Ich hab das aber irgendwie gar nicht gesehen, hänge mich hinter die Autos und komme gut vor dem Gegenverkehr durch. Die Auffahrt über die Norbertshöhe ist ruhig und schön zu fahren. Den Reschensee passiere ich rechts auf dem Radweg. Alles gut fahrbar, wie auch die späteren Feinschotterstücke auf dem Vinschgau-Radweg.
Überhaupt wechseln sich jetzt Tempo-Geraden, schöne Pausenplätze, Aussichten und Ortsdurchfahrten ab. Viel zu schnell komme ich in Meran an.
Tag 4 Meran - Luttach
Ich finde einen Windschatten und bin blitzschnell in Bozen. Hier und um Brixen rum viel Verkehr, deshalb schnell durch. Die Radwege ab hier sind durchweg gut, in den engen Stellen des Eisacktals recht einsam, im Pustertal abwechslungsreich und wellig. Ab Bruneck der schon erwähnte Power-Radweg, überwiegend auf breiten Nebenstrecken. Ab Sand in Taufers gehts dann weiter auf stark befahrener Straße, vorbei an Burg Taufers und der Engstelle, bevor sich das Tal wieder weitet.
Tag 5 Ahrntal
Regeneration. Im Gästepass sind im Juni die Seilbahnen inklusive, also ab auf den Berg und meine Lieblingsgegend nach über 40 Jahren und im Sommer wieder mal von oben sehen. Später noch mal eine kurze Tour bis kurz vor den Talschluss gefahren.
Tag 6 Luttach - Mörtschach
Weiter auf dem Pustertal-Radweg, vorbei an grandiosen Dolomiten-Panoramen in der Ferne. Ich glaube, da muss ich irgendwann noch mal hin...
Auch hier und weiter bis Lienz schöne Radwege. Um den Olanger See nehme ich den Radweg, problemlos fahrbar auf feinem Schotter. Hinter Lienz warten nach 105 km noch 500 harte Höhenmeter über den Iselberg in der Nachmittagshitze mit starken Verkehr.
Tag 7 Mörtschach - Zell am See
Mit gehörigem Respekt beginne ich die Etappe Großglocknerstrasse, dem "Dach der Tour". Ich wähle die anfangs steilere Nebenstrecke über Apriach. Der Strassenbelag ist mäßig, für bergauf aber ok. Runter möchte ich hier nicht fahren. Trotzdem kommt mir so früh schon freundlich aufmunternd grüßend eine größere Gruppe entgegen. Später ist an diesem Brücken-Freitag ordentlich was los. Jede Menge Rennfahrer (Porsche-Treffen an der Fuscher Lacke), Motorräder und Wohnmobile. Ich fahre komplett durch, mache nur kurze Pausen für Fotos und zum Wasser nachfüllen. Der Großglockner präsentiert sich bilderbuchmäßig wolkenfrei - ein Traum.
Den Abstecher zur Edelweißspitze spare ich mir - Kopfsteinpflaster, die Steigung, die enge Straße und ein Auto am anderen sind nicht gerade verlockend.
Auf der Abfahrt blockiert ein älterer LKW mit Aufschrift "Bremsentest" kurzzeitig. Zum Glück kann ich als einziger überholen und habe ein paar Minuten Ruhe von hinten. Ich lasse gut laufen bis max. 60 km/h und werde doch 1-2 mal von Rennradlern überholt. Der Rest verläuft unspektakulär bis Zell am See, bis auf 10 extra-km, weil ich Depp meine Jacke auf einer Bank liegen lasse (aber wiederfinde). Meine Unterkunft hier ist die Jugendherberge, die mir eine besondere Empfehlung wert ist.
Nette Wirtsleute, große Terassen und Liegewiesen direkt am See, günstiges 3-Gänge-Essen (in dieser ansonsten teuren Ecke).
Tag 8 Zell am See - Kramsach
Einfache Transferetappe ohne große Schwierigkeiten ins Inntal bei weiterhin perfektem Wetter. Ein paar kurze Gravelstücke ersparen mir ein wenig von der Hauptstraße.
Tag 9 Kramsach - Garmisch
Auffahrt zum Achensee über die neue Straße, am Sonntagmorgen nach dem Feiertagswochenende mit erwartungsgemäß hohem Verkehrsaufkommen.
Etwas ruhiger ist es am Sylvensteinspeicher und als Highlight folgt die Mautstraße nach Wallgau. Der Rest ist dann eine "bayrische Landpartie" mit einigen unvermeidbaren Hauptstraßenstücken.
Wie geplant bin ich 2 Züge früher ab Garmisch gefahren und konnte deshalb in Pasing noch durch den Stadtpark bummeln und das letzte Eis mit Cappuccino der Tour geniessen.
Insgesamt war es also eine tolle Rennradreise ohne Defekte, Stürze oder Verluste. Bei den geplanten Streckenlängen und Höhenmetern war immer noch eine gute Reserve drin - teilweise war ich so "im Flow" das ich gerne noch was dran gehängt hätte.
Die Mischung aus "Längenetappen" und "Passetappen" hat für mich gepasst - beim nächsten Mal könnte ich noch "eine kleine Schippe drauflegen".
Ansonsten noch eine Warnung: Alpentouren mit Pässen haben Suchtpotential. Bei meiner zweiten Tour waren Timmeljsoch, Stilfser Joch, Bernina, Albula in einer Tour dabei und die Täler dazwischen nur ein notwendiges Übel.

So isses. Bin schon wieder am Planen.
