Dachau Radler
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Ja, ich habe sowas damals oft im TV gesehen. Kann mir selbst bis heute nicht vorstellen wie das ist und was alles passieren muss bis man soweit ist alles hinter sich zu lassen und soviel zu riskieren nur um endlich in die Freiheit zu kommen.Es war im Frühling vor dem Mauerfall.
Ich wohnte damals nahe der ungarischen Grenze. Der nächst gelegene Punkt zur Grenze war nur 3km entfernt.
Ich betreibe nebenbei und hobbymäßig eine kleine Landwirtschaft.
Ich fuhr mit dem Traktor und dem kleinen Anhänger in den Wald um dort gelagertes Holz aus der Winterschlägerung zu holen.
Plötzlich springt ein Mann aus dem Gebüsch und rennt mir fast in den Traktor, sieht mich, bleibt stehen und reisst beide Arme in die Höhe und ruft: "Österreich? Österreich? Austria?"
Ich brems mich mit der ganzen Fuhre ein, brings zum stehen und sag: "Ja, hier ist Österreich."
Darauf fällt mir der schluchzend um dan Hals (Mann, hat der gestunken!), dreht sich dann um und ruft ins Gebüsch:
"Wir sind in Österreich!"
Daraufhin erscheint eine Frau mit einem kleine Mädchen an der Hand, klatschnass und dreckig alle drei, der Frau fehlt ein Schuh, eine kleine Tasche hat sie umgehängt.
Jetzt heulen alle drei.
Flüchtlinge.
Eine Familie aus dem ehem. Ostdeutschland, die über Ungarn nach Ö geflüchtet sind.
Ich hab sie dann erstmal mit nach Hause genommen und für die nächste Zeit bei mir einquartiert, Platz hatte ich ja zur Genüge.
Gemeinschaftlich haben wir sie dann mit dem Nötigsten ausgestattet und nach einiger Zeit haben sich dann Caritas, Diakonie und andere Hilfseinrichtungen um Wohnraum und Arbeitsplatz bemüht.
Die Familie ist dann in der unmittelbaren Gegend geblieben, heimisch geworden und konnte ihren Lebensmittelpunkt ebenda gründen.
Ich bin heute noch in regelmäßigen Kontakt mit ihnen.
Oder zumindest aus der Unfreiheit und Unterdrückung raus.
...da gibt es ja verschiedenen Ansichten dazu.
