Wenn ich mich recht erinnere hat Jan Heine mal irgendwo geschrieben, dass der Stoff der Berthoud Taschen so fest gewebt sei, dass Wasser nicht eindringen kann.
GUU Watanabe (der meine Tasche gemacht hat) hat abgelagerten Stoff verwandt, der ursprünglich gewachst war, aber das Wachs schon am Lager eingebüßt hat.
Andere Stoffe wollte er nicht verwenden. Auch Watanabes geben an, dass der Regen eher durch die Löcher der Nähte dringt als durch den Stoff selbst. Quelle:
Ein online gestelltes Schreiben an eine Kundin / Bloggerin, die einen anderen und gewachsten Stoff haben wollte.
Was das allerdings für Stoffe sind, weiß ich nicht.
Die Taschen, sowohl von Berthoud als auch höchstwahrscheinlich deine, sind imprägniert. Auf der Berthoud Seite lautet der Wortlaut: "waterproof and rot-proof treated cotton". Diese Imprägnierung hält natürlich auch nicht ewig.
Ich habe ein paar Berthoud Seitentaschen, aus Ende der 90/Anfang 00er Jahre (k.A. wann genau da gebraucht gekauft) bei denen ist von der Imprägnierung nichts mehr zu merken. Sind daher nicht wasserabweisend geschweige denn wasserdicht, obwohl der Stoff noch voll intakt ist. Ich muss sie mal mit meinem Mittelchen behandeln. Leider gibt Berthoud nirgends an, womit ihre Baumwolle behandelt ist und auch Neukäufern keine Pflege Anleitung bzw. verkauft kein Mittelchen zum Nachimprägnieren, dabei sollte man die Taschen regelmäßig imprägnieren um die Funktion zu erhalten.
Über den Inhalt der Imprägnierung kann man spekulieren. Bei den wachsbasierten unterscheidet man oft zwischen dry und wet wax.
Bei wet wax wird oft ein Wachs(-Öl Gemisch) genommen, darunter fallen z.B. die Carradice Taschen oder Barbour Jacken. Zum Selbermachen (wenn man das Zeug der Hersteller zum nachwachsen nicht will) wird im Verhältnis 1:2 Bienenwachs und Paraffin empfohlen, öfter auch Leinöl(firnis) dazu. Umso mehr Öl drin ist, desto fettiger fühlt sich der Stoff später auch an. Geht dann also immer mehr in Richtung Ölzeug.
Die Hersteller als auch in Eigenregie kann man natürlich selber kontrollieren, wie viel Wachs man im Stoff haben will. Beim gewachsten Canvas kaufen ist man quasi Blind und weiß nicht, wie viel Stoff und wie viel Wachs ist. Für die Hersteller ist es natürlich günstiger, wenn 1/4 des Stoffes aus billigem Paraffin als aus Baumwolle besteht. Daher wird da nicht mit offenen Karten gespielt. Als Endkunde finde ich es ärgerlich, weil ich einfach deutlich dünneren Stoff als gewünscht bekomme, merke es aber u.U. erst nach ein paar Jahren.
Nur damit wir uns richtig verstehen, das gilt für Stoffkäufe im Einzelhandel, nicht für fertige Produkte.
Aber auch hier kann ich nicht einschätzen, ob die 18 oz von Carradice sich auf den Stoff mit oder ohne Wachs bezieht. Da ich eine Carradice Tasche bisher nicht in der Hand hatte, kann ich es auch nicht einschätzen. Aber auch da wird nicht grundlos empfohlen die Taschen jährlich nach zu wachsen, dabei geht es nicht nur darum, dass die Tasche weiter hin gegen Feuchtigkeit geschützt ist, sondern natürlich auch um Struktur des Stoffes, da der Wachs erheblich zur Standfestigkeit beiträgt.
Dry Wax ist vom Begriff nicht ganz definiert, bzw. wird schon mal unterschiedlich genutzt. Manchmal auch für Wachs mit keinem Ölanteil und wenn die Stoffe eben nicht bis zur letzten Faser mit Wachs vollgezogen sind. Aber auch für eine Verfahren bei der eine Wachs-Wasser-Emulsion mit großer Hitze in den Stoff eingedampft wird. Die Wachsmoleküle bleiben dabei an den Stofffasern haften, das Wasser verdampft und man hat ein deutlich leichtere und feinere Beschichtung ohne das der Stoff sich wachsig, fettig, wie auch immer anfühlt. Hier für wird oft ein Mischung mit Paraffinwachs genommen. Aber auch das ist Geheimnisse der Industrie. Parrafinemulsionen kann man durchaus auch kaufen, aber nicht im Einzelhandel eher Kanister für die Industrie, für was dann auch immer.
Bei den Berthoud Taschen gehe ich eher von so einer Imprägnierung aus,. Ob es bei deiner auch so ist, weiß ich natürlich nicht.
Meine Imprägnierung mit Carnaubawachsemuslion ahmt das ein wenig nach. Ich nehme dazu "Kreidezeit Carnaubawachs Emulsion". Das ist ein Konzentrat und eigentlich für die Holzpflege gedacht. Bei der erst Imprägnierung Verdünne ich es 1:5 mit Wasser, das hat sich für mein Stoff als genau richtig erwiesen. (hängt aber auch von persönlichen Vorlieben ab, weniger konzertiert hält weniger Regenfälle aus, höher konzentriert macht den Stoff steifer). Dann lege ich die Stoffstücke in das Gemisch und lasse das ganze ca. eine halbe Stunde ziehen, so dass der Stoff sich in Ruhe vollsaugen kann. Dann auswringen und zwischen Backpapier (damit Bügelbrett und - eisen nicht eingesaut werden) legen und trocken bügeln um den Wachs im Stoff zu fixieren, das Wasser verdampft dabei. So behandelt kann ich den Stoff nach dem Auskühlen zu Tüte formen und mit Wasser füllen, erst nach 5 Minuten sind die ersten Wassertropfen auf der Rückseite zu sehen. Mir genügt das an Wasserdichtigkeit.
Ist natürlich nicht ganz so haltbar wie industriell hergestellt, aber zu meiner Zufriedenheit. Die restliche Brühe kommt dann in eine Sprühflasche und wird noch mal verdünnt (das mach ich pi mal Daumen). Wenn die Sachen dann mal nass waren, lass ich sie trocknen (das geht recht schnell, da das Wasser nicht tief eindringen kann) und sprühe sie dann mit der Emulsion voll. Wenn man das regelmäßig macht, braucht es dann auch keine Hitze u. co., da bei Nässe immer nur die Oberschicht angegriffen wird, die man dann eben wieder erneuert. Und wenn mal länger kein Regen war, kann man auch einfach so mal die Imprägnierung "erfrischen".
(falls das wer nachmachen will: Vorsicht bei hellen Stoffen, kann braune Schlieren geben)
Es heißt oft, dass dicker Canvas wasserdicht ist. Die Theorie dahinter ist, dass die Baumwollfasern bei nässe aufquillen und der Stoff dadurch dicht wird. Das ist aber mehr ein Mythos. Wenn überhaupt, dann trifft es auf Canvasstoffe zu, die deutlich dicker sind als bei unseren Taschen, bei den Taschen klappt es nur mit Hilfe der Imprägnierung (aber auch nur wenn der Stoff zu vor dick genug war). Ohne Imprägnierung, sind die Taschen auch nicht wasserdicht. Der Ausdruck "wasserdicht" ist zu dem sehr relativ, siehe
https://www.globetrotter.de/magazin/wassersaeule-erklaert/#:~:text=In Deutschland gilt Bekleidung der,von 4000 mm erreicht werden.
Gewachst/imprägnierter Baumwoll Canvas erfüllt meist nur die niedrigste Anforderung. (das macht es nicht schlechter, mir genügt es, aber Begriffe können irreführen)
Nähte sind auch nicht per se wasserdurchlässiger. Auch hier kommt es immer auf das Material an, gerade bei Baumwolle/Canvas, wird bei der richtigen Nadelwahl relativ wenig Stoff zerstört bzw. Ziel ist eigentlich immer, eine Nadel zu nehmen, die durch die Webung gleitet statt es zu zerschneiden (es gibt Nadeln mit unterschiedliche Spitzen für diverse Anwendungen). Wenn die Fasern nicht zerstört werden, entstehe auch keine Löcher, die die Faser beim aufquillen nicht verschließen können. Bei dicken Stoffen klappt das natürlich nicht immer, kann man aber ein wenig durch richtige Nahtwahl (z.B. Kappnaht wird oft unterstellt Wasserdicht zu sein, da wasser mehr durch den Zwischenraum der Nähte reinkommt als durch die Löcher, bei der Kappnaht wird mehrfach umgelegt und genäht, die Nahtzugaben liegen dann in der Naht versteckt so das Wasser nicht so einfach rein kann ) ausgleichen.
Wenn man bei Watanabe eine Versteifung bestellt hat, dann hat er sowas gemacht: Dreiteilig, über eine Stoffverkleidung miteinander verbunden, mit Klett an der Tasche befestigt. Das feste Material ist irgendwas kunstoffartiges.
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Ja, kann man machen. ich sehe jedoch wenig nutzen in der Herausnehmbarkeit für mich. Will schließlich nicht in Serienproduktion gehen. Ich weiß nicht wie die Versteifung sich anfühlt, daher kann ich es nicht einschätzen. Vielleicht ist es Kunststoff oder eine feste Schabracken Einlage. Hier (also in Deutschland) würden man für was festes z.B. Vlieseline S133 nehmen, ähnlich dem Material von Sonnenschrimen bei Kappies. Ich habe mich jedoch für Decovil 1 entschieden, das ist etwas sprungelastischer (also mehr wie Leder als Kunststoff) und nicht ganz so steif wie S133, d.h wenn bei S133 mal ein Knick drin ist, bleibt es auch drin, bei Decovil nicht. Ob das genügt, werde ich herausfinden, falls nicht, kann ich während dem Nähen noch S133 nachschieben.
Alternativen wären noch Buckram, mit Hutstärke oder Schellack versteift, würde auch eine gute Einlage ergeben.
(ich hoffe, ich habe zwischen durch nicht den Faden verloren

)