Ich denke, das Hauptargument für rasierte Beine ist die Tradition, die (sich gebildete) Ästhetik, daraus resultierend die Identifikation.
Es mag valide, ich sage mal "technische" Gründe haben, eine Rasur anzustreben, und möglicherweise hat sich aus den technischen Gründen ein ästhetischer Eindruck gebildet und sich ein "Must Have" Look gebildet.
Im Endeffekt ist es in anderen Sportarten doch genauso. Tennis, Golf, Polo, Segeln. Was wäre ein Kraftsportler ohne oversized Hoody oder Tanktop?
Und so baut sich ihre Sportart ihren Look. Mode und Identifikation halt. Und ein gewisser Teil ist Funktion.
Ich meine, in den anfänglichen Zeiten des Marktingschubes der Gravelbikes, was war da denn das Klischee? "Vollbart, Holzfällerhemd, Hipster". Hat sich nur m.E. nicht durchgesetzt.
Was allerdings, und ich glaube das ist so das Delikate an der Diskussion, eher strittig ist, ist eher die unterschwellige Diskussion über die Definition von "Maskulinität".
Ich versuche das mal wirklich ganz objektiv zu sagen, ich fragte gerade meine Frau dazu. Was würde sie davon halten, würde ich mir jetzt die Beine rasieren, ggf. konsequenter Weise dann den ganzen Körper. Und sie meine direkt: "An Männer gehören Haare." Andere mögen ihren Partner sehr glatt. Und dann ist die Frage, wie mag ich mich? Und diese Frage ist sekundär eine Frage des Sports.
Und ich glaube, diese Präferenzen, egal welches Geschlecht es nun ausspricht, sind ein wichtiger Punkt, wenn es um das kontroverse Thema geht.
Da schrieb einer vorhin, er finde es voll gut und freue sich drauf, glatte Waden, braungebrannt. Warum ist das so? Es geht (technisch) um Optik und Kontraste, um das Herausarbeiten der Muskulatur. Man(n) zeigt es gerne.
Da ich nebenberuflich als Fotograf arbeite und Sportfotografie eines meiner Steckenpferde ist, weiß ich ziemlich gut, wie man Körper gut betonen kann. Na ja, und ein bisschen Bräune, daraus resultierender Kontrast in Kombination mit dem Schattenwurf der Muskelstränge, dann noch das passende Licht von der Seite..Voila.....und da soll mir keiner sagen, dass genau diese Optik nicht gewollt ist, aus optischen Gründen. Dazu kontrastierend die weiße Socke und der Schuh, schwarze Bib, fertig ist Bildkomposition der Blicksteuerung

Haare würde da nur stören, um den ausgeformten Muskel zu betrachten.
Und darum geht´s im Endeffekt. Rennradfahren ist schon ein, na ja, wie sagt ich das mal ohne direkt vom Hof gejagt zu werden....auch eine "eitle" Sportart. Rennrad, Golf, Segeln, alles so eine Kategorie. Gucken wir uns doch mal Boris Hermann an. Der Typ ist die Katalogbeschreibung eines Seglers. Längere Haare, Bart, Haut von der See gegerbt, Haare wuselig, genau das Gegenteil vom RR Fahrer, ein Mann der wilden See.
Und RR-Fahren: Viel Training, viel Disziplin, sauteuer, sehr Körperbetont, allerdings mit dem Fokus auf die Beine. Und die möchte man zeigen, Oberschenkel, Waden, Bräunungskante als ultimative Identifikation. Einen Rennradfahrer erkennt man im Sommer im Supermarkt
Na ja, und wenn dann der Ulf, Mitte - Ende vierzig, Midlifecrisis, mit dem Bikeleasing - Rennrad oder Gravelbike mit 90 Kilo Körpergewicht bei 1,80m, frisch ins Lycra eingepresst, mit blassen, haarigen Beinen dort an der Eisdiele einrollt......

Da zieht der Ulf schon das spöttische Grinsen auf sich
Aber stellt euch mal als prominenten Gegenentwurf einen Jason Statham als RR-Fahrer vor. Genauso wie der ist. Breit, kantig, haarig.....der würde auch auffallen.
Und da sind wir wieder in der Definition, welches Körperbild spricht mich an? Tadej Pogačar oder Jason Statham, um mal zwei wirkliche Kontraste zu nennen.
Runtergebrochen: Identifikation. Und für den einen oder anderen vielleicht auch mehr.