So, eigentlich wollte ich heute Mittag schon was schreiben, aber da kam die Arbeit in den Weg. Eigentlich eigentlich sollte ich jetzt schlafen, aber da ich heute viel zu lang auf der Arbeit war, kann ich morgen auch etwas später kommen, habe ich beschlossen.
Also, was gibts neues im Opferland?
1. Onkel Doktor
Onkel Doktor ist eigentlich eine Tante Doktor. Die hat mich kritisch gemustert, meinen Blutdruck gemessen (120/75), mich gemessen (immer noch 1,66m), mich gewogen (immer noch zu viel) und mein Blut abgezapft und
getrunkenuntersucht. Ergebnis: ich bin (leider?) komplett gesund.

Es mangelt weder an Eisen noch an sonstwas, lediglich an Motivation. Womit wir nahtlos zu Punkt 2 Überleiten können.
2. Hugenottenlauf Neu-Isenburg (Halbmarathon)
Am 15.09. war der Hugenottenlauf in Neu-Isenburg. Vor 4 Jahren war das mein allererster Sportwettkampf seit der Grundschule gewesen an dem ich teilgenommen habe (5km in 30:56,5), hatte also ein wenig Tradition. Nach den letzten Wochen könnte man sagen, dass ich mich alles andere als gut vorbereitet gefühlt habe, aber sollte ja ohnehin ein Trainingswettkampf sein. Am Morgen klingelte dann der Wecker pünktlich, ich hab mich in Schale geschmissen, kurz eine Kleinigkeit gegessen und auf den Weg zum Südbahnhof gemacht, wo mich Götz, ein ehemaliger Kollege mit dem ich gelegentlich laufen gehe, aufsammeln wollte, damit wir dann gemeinsam nach Isseborsch, wie der Hesse sagt, fahren könnten. Schön wärs gewesen, leider hatte ich vorher nicht gecheckt, wann die Bahnen fahren und natürlich vergessen, dass Sonntagsmorgens ungefähr ein Rhythmus von 1,5std angesagt ist. Also warten bis die nächste Bahn kommt. Ok, ganz so drastisch war es nicht, aber statt der geplanten halben Stunde wurden doch 50min draus. Ich hatte mehrmals versucht Götz anzurufen und war doch sehr überrascht, dass er nicht an sein Handy ging. Als nach 20min warten endlich die erste Bahn kam, klingelte mein Handy und ein unverständlich murmelnder Götz ließ verlauten, dass er verschlafen habe und jetzt duschen gehe. Wie praktisch, dass ich auch zu spät dran war. Irgendwie haben wir es dann doch beide zu seinem Auto geschafft und (alle Verkehrsregeln einhaltend!) ganze 15min vor dem Start in Neu-Isenburg zu sein. Ich war angemeldet, Götz nicht. Zum Glück hatte ein bekannter, der eigentlich auch mitlaufen wollte, an diesem Tag beschlossen, Kopfschmerzen zu haben und zugestimmt, dass Götz seinen Startplatz haben könne.
Die Parkplatzproblematik am Start angekommen war schnell gelöst: Götz fuhr kurzerhand über den Bürgersteig bis er an ein paar Müllconatiner ankam und stellte sich längs hinter die. Hervorragend.

In der Zwischenzeit sprintete ich zum aufwärmen in die Halle um die Startnummern zu holen. Mit bequemen 7min Restzeit konnten wir uns an der Startlinie einreihen.
Der Lauf selbst war eher ernüchternd. Nach dem ersten Kilometer drehte sich Götz um und meinte "du Eva, ich glaub da hinten kommt keiner mehr." Ich darauf zuversichtlich "dochdoch, die sind hinter der Kurve". (Er hatte natürlich recht, wir sollten es in die Top 10 schaffen. Von hinten natürlich.). Bereits während der ersten Kilometer zeichnete sich ab, dass das für mich kein angenehmer Lauf werden würde. Bis KM15 ging es noch halbwegs, ab dann war es nur noch eine Qual. Wenn es interessiert, der kann sich
hier die
Garmin-Daten anschauen. Gegen Ende habe ich dann mehrmals auch Gehpausen eingelegt, weil meine Beine nicht mehr wollten.
Relativ am Anfang hatte uns eine Frau recht flott überholt und war vor uns geblieben. Bei KM 16 kamen wir wieder an ihr vorbei. Sie ging langsam, mit sichtlichen Schmerzen und den Armen in die Seiten gestemmt. Die Frage ob alles ok sei verneinte sie meinte aber keine Hilfe zu brauchen. Wir riefen einige aufmunternde Worte und hoppelten vorbei. Nach einer Weile überholte sie uns wieder.
Als ich die erste Gehpause einlegte, ließ ich Götz davonziehen. Naja ok, in Zeitlupe davonhoppeln. Nach kurzer Zeit traf ich wieder auf die Frau von vorher (ich sollte später rausfinden, dass sie Ulrike hieß). Wir schlurften eine Zeit lang nebeneinander her und sie erzählte, dass sie seit KM 10 böses Seitenstechen hatte und sich nicht erklären konnte, warum. Ihre Zielzeit habe sie aufgegeben. Ich erklärte, dass es mir Scheiße ging und wir beschlossen, bis zum Ende gemeinsam zu leiden. Um wenigstens ein bisschen vom Leiden abzulenken begannen wir zu schnacken. Ich erwähnte dass ich eigentlich Triathletin sei und daraufhin erzählte Ulrike, dass sie sich vom IM Frankfurt an mich erinnern könne. Sie sei an einer Verpflegungsstation gestanden, ganz am Ende, letzte Schicht. Und dass sie wahnsinnig beeindruckt sei davon, und jetzt einfach die Seitenstechen ignorieren und mit mir weiter laufen wolle.

Ich muss zugeben, das ist, was ich an unserem Sport (und den Artverwandten) so toll finde: man findet immer jemanden, der einen aufmuntert, anfeuert, mitzieht. Sowas ist für mich die Definition von "sportlichem Verhalten".
Das Rennen haben wir in 2:29:47 beendet. Und wir sind gemeinsam über die Ziellinie gelaufen.
Achja: Götz Zeit war ebenfalls so unterirdisch, dass der Freund, unter dessen Namen er gelaufen ist, angesprochen wurde, ob er verletzt gewesen sei.
Nach dem Wettkampf habe ich entschieden, dass ein Marathon in Dresden vielleicht drin wäre, aber mit Sicherheit keinen Spaß machen würde. Nach dem dritten "freudlosen" Wettkampf hatte ich schlicht keine Lust mehr. Sport soll Spaß machen und keine Qual sein. Der Marathon sollte eigentlich als Vorbereitung für die erste LD sein, zeigen, dass ich einen Marathon laufen "kann". Aber nachdem diese Begründung jetzt weg ist, ist es irgendwie sinnlos, das durchzuziehen.
Mit dieser Entscheidung ging es mir dann doch bedeutend besser. Ich habe mir auch explizit kein Zeitziel für Dresden gesetzt. Ich werde den Halbmarathon dort laufen und ich möchte ihn so laufen, dass ich Spaß dabei habe. Sehr wahrscheinlich wird eine neue Bestzeit dabei rauskommen (ist ja auch nciht sonderlich schwer) aber wenn das nicht passiert, ist es auch nicht schlimm.
3. Fechenheimer Volkslauf
Am Sonntag war Volkslauf in Fechenheim. Für mich quasi Tradition (naja ok, das zweite Jahr in dem ich mitmache), eine unglaublich gemütliche kleine Veranstaltung auf meiner Hausstrecke. Schlechtwetterbedingt hatte der 5km Lauf für den Götz (ja schon wieder) und ich uns angemeldet hatten hatte ganze 40 Teilnehmer. Wir waren (mal wieder) ganze 20min vor Start an der Halle. Dazu sollte man noch wissen, dass in Fechenheim Start und Halle ca. 1,5km voneinander entfernt liegen. Aber mei, aufwärmen muss ja eh sein. Also wieder einen kleinen Sprint eingelegt.
Der etwas besser besuchte 10km Lauf startet 10min vor dem 5er, angesichts des Wetters (Nieselregen) waren in diesem Jahr noch weniger Zuschauer da als im Jahr davor. Man sollte ausserdem erwähnen, dass es keine offiziell vermessene Strecke ist, und die Zeitmessung mittels Stoppuhr, Zuruf und Bleistift im Notizheft erfolgt. Hochprofessionell also.
Peng, Start, Schade, nicht wie im letzten Jahr nach großer Warnung vor Wurzeln und anderen Stolperfallen. Dieses Jahr musste man wohl selbst aufpassen. Nach dem Start zogen erstmal alle in einem Affenzahn an uns vorbei. WTF? Blick auf die
Garmin: mit 4:30 natürlich viel zu schnell (für mich) unterwegs aber was zum Geier hatten die anderen vor? Götz wollte mitziehen und wurde von mir ausgebremst "lass sie laufen, die holen wir wieder". Er fand die Idee mit dem "Feld von hinten aufrollen" gut. Einziges Problem des Plans sollte werden, dass die Leute vor uns die irre Geschwindigkeit beibehalten sollten. Egal.
Zum Glück dauert so ein 5er nicht so lang, aber es ist schon erstaunlich wie sich die 5km plötzlich wie Kaugummi ziehen, während bei einem Halbmarathon die ersten 5 wie im Flug vergehen. Ich bin sicher, dass das was mit Relativität und Quantenphysik zu tun hat. Je schneller man sich bewegt desto länger ziehen sich die Kilometer oder so.
Wir sind zu schnell losgelaufen, aber nach kurzer Überlegung dachte ich, man könne es ja mal versuchen und bin schneller als die geplanten 5:30 weitergelaufen. Komplett hat es nicht hingehauen, KM 3 war ein kleiner Durchhänger, aber am Ende konnte ich mich wieder etwas aufrappeln. Götz hat auf dem letzten Kilometer mit der Aussage "ich kotz gleich" schlapp gemacht und kam irgendwann nach mir ins Ziel. Meine offizielle Zeit ist 27:37,
hier die
Garmin-Daten.
Hat für den Platz 6 gesamt gereicht, Altersklassen gibt es bei dem Lauf nicht. Eigentlich Betrug, auf diese Weise konnten sich zwei Kinder auf die ersten beiden Plätze schleichen.
So. Das ist der derzeitige Stand. Nächste Woche geht es nach Dresden.
Ich habe meine Motivation wieder und fühle mich fit. Das Laufen kommt laaaaangsam wieder, aber es fängt wieder an Spaß zu machen. Ich freue mich, wenn nach dem HM das "richtige" Training wieder startet.
