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Halbrenner Halbwissen

fuerdieenkel

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Ein Hallo in die Expertenrunde.

Meine Frage:
Was macht aus einem Fahrrad der 60er oder 70er Jahre einen sogenannten Halbrenner?
Was gehört an Ausstattung daran, welche Spezifikationen waren üblich /gebräuchlich.
Ich kenne den Begriff eigentlich nur aus dem Versandhaus Katalog.
Ist der Halbrenner ein gesetzter Begriff in der Fahrradhistorie?

verschneite Grüße

Karsten
 

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Re: Halbrenner Halbwissen
Hilfreichster Beitrag geschrieben von martl TF

Hilfreich
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AW: Halbrenner Halbwissen

Ich:
"Sicher ist das der Begriff "Halbrenner" auch auf Räder gemünzt wird die weit älter sind als Räder aus den 60ern oder 70ern."

Hier wird "Halbrenner" auf ein Rad von 1910 angewand:
http://www.funkempfang.de/gerpics/staedte/burgdorf/fahrradausstellung/hitz08160007.html

www.weltrad.de/halbrenner.html :
"Der WELTRAD Rekord Halb-Renner ist kein Mobil mit dem man sich im Wettstreit an Anderen oder der Stoppuhr misst – sondern vielmehr eine Maschine für eigene Rekorde… entwickelt für jene Enthusiasten die Ihre sportlichen Ambitionen auf besondere Art und Weise ausleben wollen.

Ästhetik und Kompetenz verbunden in einer harmonischen Einheit – Puristisch, Klassisch und Zeitlos – heute wie damals ein aktueller Anspruch."


Die FAZ meint:
"Ein Hybridrad rollt bestens zwischen den Stilen"

Smolik: http://www.smolik-velotech.de/glossar/h_HALBRENNER.htm
"Auch "Rennsportrad" genannter Fahrradtyp, der mit preiswerten Bauteilen wie ein
> Rennrad "gestylt" ist - > Rennlenker und > Kettenschaltung mit 12-14 Gängen -,
zwecks Erfüllung der > StVZO jedoch mit Beleuchtung, Klingel und (meist)
Schutzblechen und Gepäckträger ausgestattet ist. Die Rahmenrohre sind von
geringerer Qualität als beim Rennrad, das Festigkeitsdefizit wird durch dickere
Wandstärken ausgeglichen, was sich allerdings im Gewicht niederschlägt.

Da in der > Rahmengeometrie gemäßigt ausgeführt (flacher > Lenkwinkel, weiter >
Radstand) ist der Halbrenner auch zur Kategorie > Einsteigerrad für den
Rennsport zu zählen und fungiert tatsächlich auch i.d.R. als erstes "Rennrad"
für Heranwachsende."[/URL]


Halbrenner ~1920:
http://www.tourgalerie.de/gallery/displayimage.php?album=4&pos=6

Grüße
 
AW: Halbrenner Halbwissen

OK, der Begriff ist älter.
Mich interessiert vor allem die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Da waren die HR doch meist mit Beleuchtungsanlage usw. ausgestattet.
Vielleicht ist es leichter, den Unterschied im Vergleich zum sog. Sportrad darzustellen.
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Ja, Herren- Damensportrad passt besser zu der gewünschten Epoche. Und im groben:

- einfacher Stahl
- STVZO tauglich

Grüße
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Ein Hallo in die Expertenrunde.

Meine Frage:
Was macht aus einem Fahrrad der 60er oder 70er Jahre einen sogenannten Halbrenner?
Was gehört an Ausstattung daran, welche Spezifikationen waren üblich /gebräuchlich.
Ich kenne den Begriff eigentlich nur aus dem Versandhaus Katalog.
Ist der Halbrenner ein gesetzter Begriff in der Fahrradhistorie?

verschneite Grüße

Karsten

"Halbrenner" ist eine umgangssprachlich falsche Bezeichnung für die gemeine Supermarkt- und Versandhausgurke, die richtige Bezeichnung ist "Rennsportrad" (velicopedus vulgaris).

Das Rennsportrad besteht aus Rohren der Firma Gaspipe und besitzt neben Halbschaltung, meist der Fa. Sachs, mit der die 5 oder sogar 10 Gänge praktisch nicht geschaltet werden können, auch Halbschutzbleche aus Blech und einen aus Blumendraht gefertigten Halbgebäckträger. R. erzielen trotzden zuweilen relativ hohe Geschwindigkeiten, was am Zusammenspiel von Weinmann Synchron-Halbbremsen mit Zusatzhebeln und geriffelten verchromten Stahlfelgen liegt.
Beliebte Tuningmaßnahmen waren das nach-oben-drehen des stählernen Rennbügels und das Entfernen der ebenfalls blechernen Speichenschutzscheibe.
Die Rennsporträder waren ganz großes Kino in den Siebzigern und dürfen für sich in Anspruch nehmen, einer ganzen Generation das Radfahren als solches verleidet zu haben.

Nur Fachleute sind in der Lage, ein bundesdeutsches Rennsportrad mit freiem Auge von einem einfacheren französischen Randonneur zu untersscheiden, wie sie von Motobecane oder Peugeot gefertigt wurden. Am einfachsten ist der Fahrtest, wenn das Fahren Spass macht, handelt es ich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Randonneur.

Der echte Halbrenner ist eine etwas einfachere und billigere Ausführung eines echten Rennrades und besitzt zur Unterscheidung einen Halbrennbügel als Lenker. Nach 1940 praktisch nicht mehr üblich.

Rennsportrad:
3281736712_09c4f73343.jpg


Randonneur:
IMG_2105.JPG


Halbrenner:

3329605085_f9fcf94f38.jpg
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Der echte Halbrenner ist eine etwas einfachere und billigere Ausführung eines echten Rennrades und besitzt zur Unterscheidung einen Halbrennbügel als Lenker. Nach 1940 praktisch nicht mehr üblich.


Halbrenner:

3329605085_f9fcf94f38.jpg

..geil..

Etwa ab 2005 wieder en vogue...:D
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Ja, das ist eine richtige Rennmaschine. Früher wurden in der Tat einfach Lenkergriffe auf die Lenkerenden geschoben, aber in den 40ern war Lenkerband schon üblich. Diese Griffe sind nicht unbedingt passend.
 
AW: Halbrenner Halbwissen

War halt nicht alles einfach....

Vor der Ära der Konsumgesellschaft war man zufrieden mit dem was da war :)
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Halbrenner.jpg


Das Bild entstammt einer alten Ebay-Auktion.

Das ist aber kein Halbrenner, sondern ein vergewaltigtes Tourenrad mit umgedrehtem Lenker.

Noch ein Halbrenner:


sogar ein Renner:



dieser sieht auch aus wie aus einem Tourenrad fabriziert. Ich habe aber einen Original-Katalog, in dem dieses Modell abgebildet ist. Zu der Zeit war halt, vor allem in den unteren Preisklassen, ein Rahmen für alles gut genug.
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Kurz zur Begriffsgeschichte:
Im 19. Jahrhundert bezog sich der Ausdruck Halbrenner wohl noch auf Pferde.
Die ersten Quellen, die sich (dank digitaler Büchersuche) für eine Anwendung auf ein Fahrrad finden lassen, stammen aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende (erstmalig 1899). Da ein Großteil der Quellen juristischer Natur ist, scheint es sich wohl auch um eine offizielle Bezeichnung gehandelt zu haben. Man findet aber auch Zeitschriftenanzeigen (die erste von 1903), in denen Leute ihre Fahrräder als Halbrenner zum Verkauf oder Tausch anbieten, was nahelegt, dass die Leser sich darunter durchaus etwas vorstellen konnten.

Man kann es aber auch mit Goethe halten:

"Von Halbrennern sollte eigentlich gar die Rede nicht seyn. Ja,wenn man es streng nimmt, gibt es gar keine Halbrenner."


Es muss natürlich eigentlich Halbkenner heißen, aber die Büchersuche hat halt so ihre Probleme mit der Frakturschrift, was zu interessanten Ergebnissen führen kann.;)
 
AW: Halbrenner Halbwissen

Man kann es aber auch mit Goethe halten:

"Von Halbrennern sollte eigentlich gar die Rede nicht seyn. Ja,wenn man es streng nimmt, gibt es gar keine Halbrenner."

Es muss natürlich eigentlich Halbkenner heißen, aber die Büchersuche hat halt so ihre Probleme mit der Frakturschrift, was zu interessanten Ergebnissen führen kann.;)
Das paßt ja wunderbar zum Titel des Threads ... :) :daumen:
 
Um der hochnäsigen Häme mal etwas entgegenzusetzen:

Für mich war schon immer ein alltagstauglich aufgerüstetes Semi-Rennrad als Hauptfortbewegungsmittel völlig alternativlos:

- Genügt der StVZO – deren Anforderungen ich vernünftig finde.
- Bei Nässe in Alltagskleidung benutzbar (Schutzbleche).
- Bei Dunkelheit benutzbar (Beleuchtung).
- Für Einkäufe und sonstige Transporte benutzbar (Gepäckträger).
- Ohne Laternenmast vor dem Zielgebäude benutzbar (Ständer).
- Abseits von Asphalt benutzbar (robuster, eigengefederter Stahlrahmen).
- Verschleißfreie und robuste Stahlfelgen.
- Genereller Vorteil älterer Räder: Noch keine "Geplante Obszoleszens" - sogar die Ketten halten praktisch lebenslang ohne knirschende Ritzel.

Dazu die Rennradvorteile:

- Zehn oder mehr Gänge. (Ich hatte noch nie Probleme mit den älteren Schaltungen - sogar Sachs -, die halt ein bisschen Gefühl erfordern - das ich aber nun mal habe).
- Rennlenker und -geometrie - unverzichtbar vor allem bei längeren Strecken mit Gegenwind.
- Trotz Stahl und Aufrüstung leichter als andere Bauformen.
- Semi-schmale, semi-harte Reifen für weniger Rollwiderstand, aber nicht so extrem und fragil wie bei reinen Rennrädern.
- Mit farblich an den Rahmen angepassten Schutzblechen kaum gestörte, eher sogar verbesserte, elegante Rennrad-Optik.

Ich finde es immer besonders witzig, in Alltagskleidung einen "Rennsportler" in voller quietschbunter Strampelanzug-Montur und Pfützendreckstreifen am Rücken unbefleckt zu überholen.

Jetzt bitte schön beruhigen, wer austeilt muss auch einstecken können. ;-)
 
Um der hochnäsigen Häme mal etwas entgegenzusetzen:

Für mich war schon immer ein alltagstauglich aufgerüstetes Semi-Rennrad als Hauptfortbewegungsmittel völlig alternativlos:
...
Jetzt bitte schön beruhigen, wer austeilt muss auch einstecken können. ;-)

Entsprechend habe ich auch mein schnelles Alltagsrad aufgebaut, allerdings mit leichten Alufelgen (was soll der Stahl an den Laufrädern? - nie so steif und stabil, nie so leicht; bei dem ständigen beschleunigen und abbremsen in der stadt machen sich die rotierenden massen bemerkbar), Korb vorne (man gewöhnt sich dran), und ja - schutzbleche und beleuchtung (allerdings akku, stvo hin oder her). Der Ansatz ist schon stimmig und richtig..
 
Klassisches Merkmal des Semi-Renners: Sachs Commander mit Plastehebeln oder die gute Positron. Da nützt auch ne neue Kette nix, haste recht.
 
Das Problem ist dass in Deutschland jahrzehntelang in dieser Gattung nur minderwertiges angeboten ist. Anderswo war das anders, da wurden hochwertige Randonneuen angeboten die sehr gut gegen hochkaratige Rennräder antreten können. Eine Randonneuse ist gebaut aus hochwertige Röhre (z.B. Reynods 531ST) hat oft eine dreifach Kurbel und ein gutes mittelklasse Schaltwerk. Koga Miyata führte in den 70-er 80-er eine schöne Serie Randonnösen. In Frankreich und England werden noch immer gute Randonneusen hergestellt.
 
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