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Gugg'ma' wie der fährt - Der FahrFaden

sulka

zementsackzement
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Gut Spätafternoon Ladies und Gentlemannen,

hier mal der Faden bei dem es primär ums Fahren und nur nachrangig ums Material geht. Ihr fahrt doch auch ? ;-))

Ich leg mal vor ....

Gestern Abend war ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit. Unterwegs mit meinem GravelTraveller mit 'ner schmalen Led-Lenser-Lampe an der Front.
Das Rad:


Diese Strecke bin ich dieses Jahr häufig bei allen Wettern & Beleuchtungen gefahren, das schmale Licht des Led-Lensers war daher allemal gut. Auf Mitternacht zu erreichte ich gerade auf dem feldwegbreiten Radweg eine S-Kurve am Rande der Weinberge als irgendwas zu Schaben begann. Mein erster Gedanke, die Raceblades schabbern doch wieder an den Pneus, aber im spärlichen Blick konnte ich nichts am Rad ausmachen. Und das Schabbern war fast körperlich spürbar, aber das Rad lag ruhig.
Die Umgebung eher weniger, denn ich befand mich inmitten einer Rotte Wildschweine. Vielleicht so 10-12 Viecher die scheinbar außerhalb meines Lampenscheins rechts und links des Asphaltes ihrem Vergnügen nachgegangen waren ehe das schnelle 1-äugige Tier mit dem rotglühenden A****loch ihr Tun störte. Jedenfalls beschleunigten die Kugelblitze recht und links von mir was die scharrenden Hufe auf dem Asphalt hergaben. Viel fiel mir in diesem Moment nicht mehr ein, außer vielleicht Hilfe Wildsäue ! Kein Baum in der Nähe den ich ohnehin nicht hätte erreichen können, also begann ich in der Art eines sulkanischen Rüsseltierhirschbrunftgebrülls so laut es ging zu Blöken an. Mehr als Krach machen ging einfach nicht mehr. Die Hordentiere zu meiner Linken begannen nach rechts ihren Kumpels hinterher zu drängen und brachten mich mit blockierendem Hinterrad in der Kurvenecke zum Stillstand. Ich sah noch die letzten Leiber im Dunkel der Weinwerge entschwinden und hörte noch ein kurzes Weilchen das massive Getrampel. Dann war Stille.
Ouff, zum Glück hab ich die Viecher nicht vorher gesehen, keine Ahnung was ich getan hätte.
Das war meine erste Radbegegnung mit dieser Spezies. In ihren Kuhlen im Spessart war ich auf Irrfahrten mit dem CX schon öfter gelandet, mal stehend mal liegend. Und stets hab ich zugesehen, da schnellstens wieder zu verschwinden, zumal in den Dämmerungsstunden.

Der Bogen zurück zum Rad: schön wenn man in diesen Momenten auf einem souveränen Läufer sitzt der einem mit seinem Fahrverhalten hilft ruhig und gelassen zu bleiben. Mein Puls ging erst später hoch ;-)

Ich bin gespannt auf eure Geschichten,
Grüsse
klaus
 
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Gugg´ma´ wer da liegt


...beim Lesen deines Berichts kommt es mir so vor, als ob der Tierbegegnungsaspekt im Vordergrund steht.

Da hätte ich auch eine halbwegs aktuellen von der gestrigen Trainingsfahrt:

Die heimischen Tierarten - wie auch die wilden Schweine (in der Toskana auch gerne cinghiale benannt) - halten sich ja norm. diskret dem Pedalleur gegenüber.
Die meisten animalen Kameraden kreuzten auf dem Radweg schlafend (zu neudeutsch tot) meinen Weg.
Mäuse, Ratten, Frosch und Zebra (oder wars der Fuchs?) sind ja ordinär aber Siebenschläfer, Schleichen und Nattern sind schon Highlights am Wegesrand oder wie letzten Sommer der frische Bussard.
Sowas lag auch gestern vor meinem Crosser auf dem Weg, doch die gefiederten Beine sagten: "ich bin eine Eule".
Schade, dass ich diesen ausgewachsenen braunen Waldkauz erst am Ende seiner Laufbahn begegnen durfte und er einen Augenblick vorher einem Automobil auf der angrenzenden Bundesstraße. Die Aufnahme habe ich einige Stunden später gemacht, da hatte er bereits seine großen gelben Augen für immer geschlossen.

Ich lege solch prächtige Tiere zum weiterschlafen immer in den Wald ab. damit sie nicht unwürdig unter die Räder kommen.
Eine Schwungfeder ist mir geblieben...


ps
im Chianti ist uns Nachts auf der Fahrt zum Start der Eroica ein Stachelschwein vors Auto gelaufen.
Ich dachte ich träume aber die kommen tatsächlich in der südlichen und nördlichen Toskana vor.
 
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Wenn ich früher als Berufsautomobilist im sonntäglichen Sonnenaufgang vom Dienst nach Hause gefahren bin, hab ich mich angesichts der von der tiefergelegten Fraktion zusammengebügelten Tierwelt geschämt ein Homo Sapiens zu sein und noch mehr ein automobilisierter. Da finde ich es korrekter von der Wildsaubande vom Rad gerempelt zu werden, auch wenn's weh tut.
Wie gesagt, ich war lange Berufsfahrer in der angeblich radfahrermordenden innerstädtischen Fraktion und ich kann die Viecher noch abzählen die ich geplättet habe, ich brauche keine zwei Hände. Tacho 90 und alles ist gut. Rotwild kann Objekte bis 80 km/h erfassen.
Bei der Erschaffung der Tierwelt gab es noch keine GTIs.
 
Ich habe eine Weile in Potsdam gewohnt und bin nach Berlin zum Kurierfahren durch den Grunewald. Wenn man da in der Dämmerung oder Nachts nach Hause fuhr, konnte man schon öfter den Wildschweinen begegnen. Glücklicherweise waren die Akkulampen damals so schlecht, dass man sie nie sah, man hörte sie nur. Einmal sind die auch direkt um mich rum über die Krone gerannt, irgendwie müssen die besser gesehen haben als ich, jedenfalls hat mich keins umgerannt. Der Puls geht aber schon ein wenig...
 
Wildschweine gibt es bei uns auch in großer Anzahl. Beim Joggen oder mit dem Mountainbike kommt man immer wieder an den zerwühlten Stellen im Wald vorbei, manchmal sieht man sie auch, wenn sich unsere Wege kreuzen. Reptilien hat es auch nicht wenige. Meine Tochter wollte natürlich unbedingt mit der Vipera berus, vulgo Kreuzotter fotgrafiert werden. Nur das diese Tiere es nicht so gerne haben, wenn man sie am Schwanz fest hält.

kreuzotter.jpg

Jetzt wissen wir, dass der Biß einer ca. 10 cm langen Kreuzotter nicht schlimmer als ein Wespenstich ist...
 
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Ich denke man sollte sich mit Wildtieren nicht verrückt machen. Unsere heimischen Tierarten sind eher sehr vorsichtig und hauen im Zweifelsfall lieber ab als sich mit seltsamen Zweibeinern zu befassen. Ausnahme ist natürlich wenn Nachwuchs dabei ist, das gilt aber auch bei menschlichen Muttertieren ;-)
In die Ecke getrieben werden oder am Schwanz (gegen den Willen) festgehalten werden ist bei keiner Gattung beliebt ;-)
 
Wildschweinbegnung hatte ich auch schon. Zum Glück hatte ich den Burschen (?) schon früh genug über das Feld neben dem Radweg rennen sehen und war darauf gefaßt, daß er den Radweg kreuzen würde spobald das trennende Gebüsch unterbrochen wurde...
Ansonsten hatte ich mal ein Reh in das ich fast hereingefahren wäre und die fast alltäglichen Sichtungen von Füchsen...

Gruß,

Axel
 
Mal zurück zu den Menschen:

Ich gondel ja jeden morgen so ca. 50 km auf die Arbeit (viel zu selten mit dem Rad) und fahre zum Teil auch ein Stück Landstraße.
Fast jeden morgen sehe ich auf der Strecke einen älteren Herren auf seinem alten Peugeot Rennrad. Der gute Mann fährt ganz unkonventionell mit Stoffhose, normaler Jacke und Strickmütze und sieht etwas "abgerissen" aus. Er hat sich so einen Rückspiegel ans Rad geschraubt und überhaupt ist das Rad total "verbastelt", aber nicht im negativen Sinne. Er fährt unterschiedliche Felgen und Reifen.
Das Lenkerband ist eigentlich keines, sondern besteht an den Griffstellen nur aus irgendwelchem Schaumstoff, der mit Tape gewickelt ist. Wenn ich abends nach Hause fahre kommt es sehr oft vor, dass ich dem Mann irgendwo auf der Strecke wieder begegne. Wenn ich dann nach Feierabend noch eine Runde Richtung Pfälzer Wald oder Donnersberg fahre, treffe ich Ihn auch sehr oft irgendwo in der Pampa.
Als ich vor ca. 2 Wochen von der Arbeit nach Hause kam (vorher bin ich dem Mann auf dem Hin- und Rückweg zur/von der Arbeit begegnet) sind wir später noch zu meine Schwiegereltern gefahren (ca. 80 km Autobahn).
Wir steigen dort aus dem Auto und wer fährt vorbei::eek:.
Das war irgendwie unheimlich.
Der Mann scheint immer nur auf dem Rad zu sitzen und den ganzen Tag zu fahren, bei Wind und Wetter.
Was mich daran so fasziniert ist, dass er scheinbar einfach nur fahren will. Das Rad muss funktionieren, egal wie es aussieht. Er scheint sich auf das Wesentliche zu reduzieren und sieht dabei glücklich aus.
Und dann denkt man über sich selber nach:
Man verbringt in seiner Freizeit Stunden im Netz, macht sich nen Kopp über das nächste Rad, obwohl schon 8 im Keller stehen, die nicht wirklich bewegt werden. Kauft, verkauft, tauscht, sammelt, vitriniert nosiges Geraffel und kriegt manchmal den Hals net voll.
Besitz macht Arbeit, kostet Zeit, Geld und Nerven.
Was beneide ich den Mann, auf den viele vielleicht nur herabschauen und denken "der arme Schlucker".
Beim nächsten Mal sprech ich Ihn an. Ganz sicher...

PS: Geht raus fahren! Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu tun.
 
Fast jeden morgen sehe ich auf der Strecke einen älteren Herren auf seinem alten Peugeot Rennrad. Der gute Mann fährt ganz unkonventionell mit Stoffhose, normaler Jacke und Strickmütze und sieht etwas "abgerissen" aus. Er hat sich so einen Rückspiegel ans Rad geschraubt und überhaupt ist das Rad total "verbastelt", aber nicht im negativen Sinne. Er fährt unterschiedliche Felgen und Reifen.

Es kommt immer mal vor, dass sich bei der Klassikerausfahrt unterwegs ein paar Gaeste in die Gruppe verirren. Wir hatten sogar schonmal ein paar MTBler, die einige KM mit uns gefahren sind:eek:
Auf einer Ausfahrt habe ich den Fahrer vor mir studiert. Er und sein Rad sahen etwas abgerissen aus (s.o.). Und da frage ich mich also: "Gehoert der zu uns oder haben wir den unterwegs aufgegabelt?" Und direkt darauf: "Was sagt es ueber mich/uns und unser Hobby aus, wenn ich ernsthaft glaube, dass abgerissene, alte Maenner auf abgerissenen, alten Raeder zu uns gehoeren?!"
Was soll ich sagen - er gehoerte und passte tatsaechlich zu uns ;-)
 
Er und sein Rad sahen etwas abgerissen aus

Das Rad mit dem ich vor allem bei Regenwetter zur Arbeit fahre sieht auch etwas 'abgerissen' aus. Einestages begegnete ich an der Ampel dem Kinderarzt den ich mit meiner Tochter damals öfters mal besuchte. Ein kurzer Blick auf das Rad und dann: mein Sohn nennt solche Räder Stadt....e.
 
[Jetzt wissen wir, dass der Biß einer ca. 10 cm langen Kreuzotter nicht schlimmer als ein Wespenstich ist...[/QUOTE]

Du hast Glück, überhaupt eine gesehen zu haben, ich hab schon seit ewigen Zeiten in Brandenburg keine mehr gesehen.,
In Mecklenburg/Ostseeküste soll sie noch häufiger anzutreffen sein.
 
Ich gondel ja jeden morgen so ca. 50 km auf die Arbeit ...

Da habe ich kurz geschluckt - 50km, jeden Tag, und dann auch noch zurueck?!
Aber dann:

... (viel zu selten mit dem Rad)

Ach so!
Meine Situation ist aehnlich, 2-3mal im Jahr goenne ich mir die komplette Strecke zur Arbeit (mit dem Rad).
Es hat komischerweise etwas gedauert, bis ich drauf gekommen bin, dass ich ja auch das Rad in's Auto legen kann, nur 20/30/40km mit dem Auto fahre und je nach Laune und Wetter die restlichen 30/20/10km mit dem Rad fahren kann.
Je nach Laenge und Verkehrslage ist das sogar zeitlich neutral. Dazu das unersetzliche Gefuehl morgens schonmal "draussen" gewesen zu sein :)
 
Bei uns hier ist auch so ein unauffälliger Freak unterwegs. Lange auf 'nem alten ATB, seit letztem Jahr mit einem neueren Damen-ATB. Ganz dezent in Strassenklamotten. Ihn sehe ich bei jedem Wetter, jeder Jahres-und Uhrzeit in allen Ecken und Enden des Landkreises und drüber hinaus. Ich glaube das ist der Km -König. Langsam aber beständig.
Die eine Sorte der Alten hockt irgendwo und wartet drauf daß der Schlag sie trifft, ander verbringen ihre Zeit draußen unterwegs. Um Sport geht es ihm sicher nicht.

Ich fahre seit diesem Jahr oft mit dem Rad zur Arbeit. Je nach Strecke einfach 60 km flach oder 48 km hügelig. Auf der flachen Strecke kann ich alle paar km in die Bahn umsteigen wenn ich will, also gibt es auch die Möglichkeit zu Stückeln. Ich finde das genial, hab mich mobilitätsmäßig noch nie so frei gefühlt. Einerseits ist es etwas tückisch, fast 2/3 meiner diesjährigen Kilometer war ich auf dem Weg von oder zur Arbeit, da fährt man i.d.r. nicht an Grenzen was einem zwar zäh aber luschig macht. Aber dafür sind die Lustrunden dann umso intensiver. Immer die selben Strecken, das hört sich langweilig an. Aber die Natur hilft. Es ist schön zu erleben wie sich dieselbe Landschaft Tag für Tag übers Jahr verändert. Intensiver als auf dem Rad kann man das kaum erleben. Man begreift, daß man ein Teil des Ganzen ist, was einem als motorisiertem Menschen eher nur am Rande und wenn man es möchte bewußt wird. Ich denke an dieser begrenzten Wahrnehmung krankt heutzutage vieles.
 
Den alten Herrn auf seinem alten Rad gibt es wohl in jeder Stadt, bei uns fuhr er ein wunderschönes, orangenes Zeus. Natürlich auch mit kompletter Zeus-Ausstattung, wenn auch nicht gerade gepflegt. Das einzige Zugeständnis an sein hohes Alter war irgendwann ein Tourenlenker, mit schätzungsweise Mitte 70 fuhr er aber noch Rennlenker. Der war auch den ganzen Tag lang auf dem Rad unterwegs, und das auch fast jeden Tag. Und auch in normalen Klamotten. Wenn es kalt war, trug er immer eine ulkige Laborbrille mit oben angeklebtem Pappstreifen als Windschutz für die Stirn. An Gesprächen war er leider nicht interessiert. Zuletzt gesehen habe ich ihn vor gut und gern 10 Jahren. Schade.
 
in bezug auf alte herren

die interessanteste sichtung hatte ich vor ca. 10 jahren in london

ein alter herr auf einem stahlrad im morgendlichen londoner berufsverkehr, mit schiebermütze, knickerbocker und original deutschem wehrmacht-luftwaffenrucksack

eine rückblende - rein optisch - in die dreißiger / vierziger jahre; das besondere: authentisch, kein retro-hipster :)

er war einfach zu schnell an mir vorbei, um zu fotografieren. topfit, würde man sagen.

ich fragte mich natürlich:

was mag ihn bewegen, dass ihn genau dieser rucksack nach jahrzehnten noch begleitet?
wo hat er ihn her?
was hat er erlebt?
 
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