So, und hier ist sie nun, die furchteinflößendste aller meiner Maschinen!
Kompromisslos. Hart. Mit Rücktritt.
Ohne Bart definitiv unfahrbar.
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Nach einer Probefahrt über 50 vollständig flache Kilometer ergibt sich ein erstes Bild. Das Erstaunliche: Es fährt sich, wie ein richtiges Fahrrad! Nix eiert oder wackelt, es wirkt nicht mal im Wiegetritt sonderlich weich; vielleicht auch, weil sich alles gleichzeitig in unterschiedliche Richtungen verbiegt und die Effekte sich gegenseitig aufheben.
Das nächste Erstaunliche: Es interessiert fast niemanden! Mensch auf Fahrrad in geduckter Haltung mit
Helm - ah ja, Rennradler, alles klar. Enttäuschend, weil ich manchmal vor Lachen fast vom Rad gefallen wäre.
Bei allerschönstem Sonnenschein war der Radweg gestern voller Leute, aber nur zweien ist das Gerät wirklich aufgefallen. Nummer eins guckte komisch beim Vorbeifahren, als ich Lenker und
Sattel anders eingestellt habe, und wäre dabei fast an einem parkenden Auto gestrandet. Nummer zwei auf einem feinen Reiserad wurde von mir lässig kassiert, kam dann aber wieder ran, fragte, was das denn für ein Wahnsinnsgerät (!) sei, und wollte nicht recht glauben, womit er es tatsächlich zu tun hatte.
"Das hat doch sicher bessere Lager und moderne Teile?"
"Nee, nicht wirklich. Die Nabe hinten ist noch so scheiße, wie sie damals war."
"Dafür ist es aber ganz schön schnell!"
"Nun ja, ich hab halt den kompletten Lack abgekratzt, das spart 30 Gramm genau an der richtigen Stelle! Schließlich übe ich hier für ein Mannschaftszeitfahren."
- ungläubiger Blick -
"Auf 40 Jahre alten Klapprädern? Na, dann viel Glück!"
An der Sitzposition muss ich noch feilen, dürfte aber letztendlich in etwa bei einer Kopie meines Alltagsrads in Bremsgriffhaltung ankommen. Den Vorbauschaft musste ich schon um 3 cm abschneiden, um überhaupt so weit runter zu kommen; lieber wäre mir aber deutlich mehr Länge. Der
Sattel muss so weit nach vorn, weil das Ding nur 69° Sitzrohrwinkel hat. Ich finde, der frisierte Concor steht ihm garnicht schlecht.
Die Kettenlinie passt mit der Suntour-Kurbel und 115er Innenlager auf den Millimeter, das Kettenblatt wäre auch noch mit 53 oder 54 Zähnen (dann wieder umgedreht) okay:
Wie man es allerdings schafft, in der Serienproduktion das Tretlagergehäuse samt Hinterbau um knappe 10 mm versetzt anzuschweißen, ist mir schleierhaft:
Selbstverständlich steht dadurch das Hinterrad in jeder denkbaren Richtung schief und ich muss mir erstmal was einfallen lassen, um das zumindest in der Senkrechten zu kompensieren.
Die Bremse hat bei mir ebenfalls einen Adapter aus einer alten Kurbel bekommen; in diesem Fall war es die originale Solida. Dem Namen nach sollte das also halten, und so lebt wenigstens ein Stück von ihr in diesem Rad noch weiter. Beim Bremszug konnte ich mir etwas Glitter nicht verkneifen: Gut so!
Die Höchstgeschwindigkeit passt schon mal und wurde ohne jedes Gefälle mehrmals erreicht, aber immer nur ganz kurz.
Ich kann mir noch nicht vorstellen, das in drei Wochen acht Minuten lang durchzuhalten.
Meine normale Drehzahlgrenze liegt eigentlich recht hoch, aber mit Katzenbuckel auf dem Schlaglochsuchgerät erreiche ich sie bei weitem nicht, das wirkt alles etwas zäh. Die Schnittgeschwindigkeit lag heute nur bei 27 und wäre auch ohne Verkehrshindernisse, Fußgänger und Hunde nicht über 30 gestiegen.
Das muss ich also noch üben, üben, üben.