AW: Wo gibt's denn sowas? Unfassbar!
Warum wird von allen Clubs die Empfehlung ausgesprochen dass "Biker" mit Warnwesten fahren sollen? Alles nur aus Spaß und der Profilierungssucht wegen? Weit gefehlt, es geht um die eigene Sicherheit - gesehen werden ist mehr Wert als selbst mehr sehen.
Du bist wohl nicht allzu oft nachts unterwegs? Außerdem hat gute Beleuchtung den Vorteil, dass auch andere sie sehen können, während jede passive Form des Reflektierens im Zweifelsfall erst Sekundenbruchteile vor einer Begegnung zu erkennen ist, da sie schließlich das Licht des anderen braucht, um zu leuchten.
Natürlich haben ACE und der dabei sehr aggressiv agierende ADAC ihre Gründe ständig auf Warnwesten hinzuweisen. In erster Linie ist es reine PR und frühe Kundenbindung, nach dem Motto, "schaut, wir machen etwas für die schwachen Verkehrsteilnehmer". Dabei sind Kinder und/oder Fußgänger gemäß der StVO nicht die schwächsten, sondern die stärksten Gruppen im Straßenverkehr. Alle anderen Fortbewegungsmittel haben ihre Fahrweise dieser Gruppe anzupassen, dafür zu sorgen, dass sie sicher und bequem durch den Verkehrsdschungel kommen. Die Automobilclubs drängen diese aber immer wieder aus ihrer eigentlichen Rolle heraus. "Tragt Warnwesten, damit die Autofahrer wieder etwas weniger aufpassen müsssen! Schaut auch bei Grün ständig auf die Fahrbahn, schließlich fahren unsere Mitglieder ja auch mal bei Rot!" Man muss sich bloß die Unfallmeldungen der eigenen Stadt anschauen, da werden noch nicht schulpflichtige Kinder als Unfallverursacher genannt, Vorfahrten erzwungen und fehlende Helme bei Bauchverletzungen als Fehler erhoben.
Es zeigt sich zwar, dass seit den 70er Jahren die Unfalltoten stark zurückgegangen sind, allerdings ist dies fast ausschließlich auf die sinkenden Toten im Fahrzeug, welche durch Schutzmechanismen wie Airbag, Gurte und stabilere Karosserien besser geschützt sind, zurückzuführen. Die Verkehrstoten außerhalb der Kraftfahrzeuge sind mitnichten weniger geworden. Warum kann ein Auto mittels Kamera oder GPS vor stationären Blitzern warnen und Verkehrsschilder lesen, aber nicht die Geschwindigkeit selbstständig auf das erlaubte Maximalmaß senken? Rückfahrkameras werden mehr und mehr zum Normalfall, vor allem weil aufgrund von Designentscheidungen die Übersicht im Auto immer schlechter wird. Ein Trabi/Golf 1 bietet derart mehr Übersicht, dass es im direkten Vergleich einfach nur verwundert, dass heute Wagen mit nicht mehr als Sehschlitzen überhaupt zugelassen werden dürfen.
Der gesunde Menschenverstand und auch die StVO geben vor, dass der stärkere auf den schwächeren Verkehrsteilnehmer zu achten hat, sich in seiner Fahrweise auf ihn einzustellen hat. Auf den Straßen sieht es derzeit aber eher nach Darwinismus aus, wer nicht wie ein Weihnachtsbaum weit über dem gesetzlichen Maß leuchtet und funkelt, auf seine Vorfahrtsrechte verzichtet und auf einer 40 m breiten Straße dem automobilen Verkehr über die Hälfte des Platzes zuspricht, ist selbst an seinem Schicksal Schuld.